Eigentlich könnte Kurt mit seiner Exfrau, dem gemeinsamen Sohn Kurti und seiner neuen Freundin Lena das perfekte Patchwork-Glück genießen. Doch dann stirbt Kurti bei einem Unfall, und nichts ist mehr, wie es war. SAT.1 zeigt die Free-TV-Premiere von "Lieber Kurt", der Adaption von Sarah Kuttners Roman, von und mit Til Schweiger.
"Ich liebe dich von hier bis zur Sonne und zum Mond und zurück", sagt der Papa. Und der Sohn, der noch einen draufsetzen möchte (Eltern kennen das Spiel): "Ich liebe dich von hier bis zur Sonne, zweimal rum und zurück." Es ist eine Szene, bei der vielen Müttern und Vätern die Tränen kommen könnten. Zumindest, wenn sie wissen, was dann kommt: Der Junge wird sterben. Ein sechsjähriger Bub, ein richtiges Engelchen, von einem Moment auf den anderen aus dem Leben gerissen. Wie sollen diejenigen, die zurückbleiben, danach überhaupt weitermachen? Das ist die zentrale Frage in "Lieber Kurt". Die Tragikomödie feierte im September 2022 Kinopremiere und ist nun bei SAT.1 zur Primetime erstmals im Free-TV zu sehen.
Til Schweiger produzierte "Lieber Kurt", führte Regie und übernahm eine der Hauptrollen als Papa Kurt. Als Vorlage diente der Roman "Kurt" von Sarah Kuttner, einer der großen Bestseller 2019. Das Drehbuch erarbeitete Schweiger gemeinsam mit Vanessa Walder.
Zu Beginn des Films zieht Kurt Senior mit seiner neuen Freundin Lena (Franziska Machens) in die Brandenburger Pampa, um näher bei seinem Sohn (Levi Wolter) zu sein – der kleine "Kurti" wohnt bei seiner Mutter Jana (Jasmin Gerat). Jeder in dieser Geschichte hat nur die besten Absichten. Alles unternehmen, damit es funktioniert mit der Patchwork-Familie. Alles für den kleinen Kurt. Dann zerschmettert ein tragischer Unfall das ohnehin fragile Familienglück: Kurti stürzt von einem Klettergerüst und stirbt.
Kurt, Jana und Lena versuchen, jeder und jede für sich, das Geschehene zu verarbeiten und einen Weg zurück ins Leben zu finden. Oder, wie Kurt es formuliert, wenigstens irgendwie zu "funktionieren". Es wird ein langer Weg. "Die Zeit heilt alle Wunden", sagt irgendwann jemand, aber das ist Quatsch. Diese Wunde bleibt, und sie wird immer wehtun. Aber vielleicht gibt es ja trotzdem einen Weg in "ein neues, anderes Weiter-Leben"?
Wenn Eltern ihr Kind verlieren, ist das eine der größten Tragödien, die man sich überhaupt vorstellen kann – ein absolutes Horrorszenario. Für Til Schweiger allerdings hätte diese Geschichte 2022 ein großer Kinohit werden können. Seine vorherigen Filme ("Die Hochzeit", "Die Rettung der uns bekannten Welt") waren zwar nur mäßig erfolgreich gewesen, auf dem schmalen Grat zwischen Wohlfühl-Kino und Drama hat er aber auch schon ein paar große Film-Momente geschaffen – man denke etwa an "Honig im Kopf" mit Dieter Hallervorden, der 2014 beeindruckende 7,3 Millionen Menschen ins Kino lockte.
Und doch geriet "Lieber Kurt" an den Kinokassen zum Flop, gerade einmal 90.000 Zuschauerinnen und Zuschauer wollten den Film sehen. Auch die Kritiken waren durchwachsen. Zu wenig Tiefe, zu viel Schweiger-Genuschel, zu viele platte Witze und eine zu glatte Bildsprache und Ausstattung waren unter den genannten Kritikpunkten. Zu den Stärken der Tragikomödie zählt wiederum die Besetzung mit Altstars wie dem mittlerweile verstorbenen Peter Simonischek und Heiner Lauterbach sowie die erfrischend aufspielende Franziska Machens – im Theater längst ein großer Name -, die als Kurts Freundin Lena ihre erste große Kinorolle souverän meisterte.
"Lieber Kurt" – Di. 07.01. – SAT.1: 20.15 Uhr