Nur wenige Filme werden gleichermaßen von Publikum und Kritikern so euphorisch verehrt wie Ridley Scotts "Alien" aus dem Jahr 1979. Die neue französische Doku "Alien – Meisterwerk aus dem Weltraum" lässt einige der Macher von damals reflektieren – und erklärt das Phänomen "Alien" samt Fortsetzungen.
Im Film "Alien" trafen sich 1979 erstmals die Genres Science Fiction und Horror. Regisseur Ridley Scott, mittlerweile 87 Jahre alt, erinnert sich in der Doku "Alien – Meisterwerk aus dem Weltraum" an eine Nachricht, die er damals von Steven Spielberg erhielt. Darin hieß es sinngemäß: Er – also Spielberg – habe sich in seinem humanistischen Sci-Fi-Film "Unheimliche Begegnung der dritten Art" (1977) viel Mühe gegeben, den Menschen klarzumachen, dass eine Begegnung mit Außerirdischen auch friedlich und zum Nutzen aller verlaufen könne – und nun habe Ridley Scott diese Vision mit einem Film für immer vom Tisch gewischt.
Tatsächlich ist "Alien" – bis heute – ein Film zum Fürchten. Ein widerwärtiges Monster, das nur für Sekundenbruchteile oder in der Vorstellung des Betrachters seinen Schrecken erzeugt, rafft nach und nach die Besatzung des Weltraumfrachters "Nostromo" dahin. Einzige Überlebende – kleiner Spoiler der Filmgeschichte – ist die von Sigourney Weaver gespielte Ripley. In gut 50 Minuten schafft es die neue französische Doku "Alien – Meisterwerk aus dem Weltraum" fast alle Errungenschaften und Themen des Kino-Schockers zusammenzufassen, und dabei die noch lebenden Macher von einst wieder vor die Kamera zu holen.
Dabei reichen die Themen, die in "Alien" stecken, locker aus, um auch einen längeren Film zu rechtfertigen. Wie zum Beispiel den ebenfalls sehr empfehlenswerten 90-Minüter "Memory – Über die Entstehung von Alien" (2019, derzeit bei Amazon Prime), der intensiver die schwierige Entstehungsgeschichte des Films beleuchtet.
Doch was war nicht alles neu an "Alien": Der Film erzeugte eine neue Stufe des Horrors, erschuf ein zeitloses Setdesign samt Oscar-gekröntem Monster vom Schweizer Künstler H.R. Giger, er erzählte klug eine Geschichte über kapitalistische Ausbeutung, war die Premiere einer weiblichen Action-Heldin und des Thriller-Prinzips "Last Girl Standing" – und mit der berühmten Chestburster-Szene (gerne das Video bei YouTube anschauen!) realisierte man eine der schrecklichsten, ekligsten Momente der Filmgeschichte.
In ihren 54 Minuten schafft es die ARTE-Doku am Ende sogar, einen Blick auf die Fortsetzungen des Films zu werfen: In den Folgejahren und Jahrzehnten arbeiteten einige der berühmtesten Regisseure der Welt daran, die Story weiterzuspinnen: James Cameron ("Titantic") drehte 1986 "Aliens – Die Rückkehr" und David Fincher ("Fight Club") legte 1992 "Alien 3" nach. Jean-Pierre Jeunet schien die Reihe 1997 mit "Alien: Resurrection" zu beenden, hatte die Rechnung jedoch nicht mit dem Alterswerk-wütigen Ridley Scott gerechnet. Der "Alien"-Erfinder kam mit "Prometheus – Dunkle Zeichen (2012)" und "Alien: Covenant" (2017) noch einmal zurück. "Alien: Romulus" (2024) von Fede Álvarez ist der bislang letzte Beitrag zur Reihe. Doch totzukriegen, das weiß man aus den Filmen, ist das Ding bekanntlich nicht. Weitere Werke könnten folgen.
Alien – Meisterwerk aus dem Weltraum – Fr. 28.02. – ARTE: 22.40 Uhr