Die Karriere des Theater-, Film- und Fernsehschauspielers Hilmar Thate war gleichzeitig eine deutsch-deutsche Karriere, als Mitglied der Akademie der Künste Ost und West, ausgezeichnet mit dem Kunstpreis und zwei Nationalpreisen der DDR, Ausreiseantrag in den Westen und der nahtlosen Fortsetzung der Erfolge im Westen "mit neuen Kompliziertheiten" (Thate). Sein Debüt gab Thate 1949 am Theater in Cottbus, bereits nach drei Jahren ging er jedoch nach Berlin. Es folgten Engagements am "Theater der Freundschaft", am "Gorki-Theater", wo er in Ibsens "Gespenster" sowie in Shakespeare- und Goethe-Stücken seinen Durchbruch feierte.
Von 1959 bis 1970 war Hilmar Thate Mitglied am Berliner Ensemble, dieser damals weit über die Grenzen der DDR hinaus renommierten Bühne. Er spielte dort u. a. den Givola in "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" (1959), den Aufidius in "Coriolan" (1964) und den Galy Gay in "Mann ist Mann" (1967), wofür er zum Schauspieler des Jahres gewählt wurde. Nach dem Berliner Ensemble folgte ein Engagement am "Deutschen Theater", wo er bis 1980 spielte und u. a. in Shakespeares "Richard lll." brillierte. Auch für diese Rolle wurde Thate zum Schauspieler des Jahres gewählt.
Sein Protest gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann behinderte seine weitere Schauspielkarriere in der DDR: Thate gehörte mit zu den Erstunterzeichnern der Biermann-Petition und weigerte sich, seine Unterschrift zurückzunehmen. 1979 stellte er zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Angelica Domröse, einen Ausreiseantrag. Das Künstlerehepaar siedelte schließlich 1980 nach Westberlin über. Die Achtzigerjahre waren für Hilmar Thate die Jahre der großen Bewegungen. Er wurde Ensemblemitglied am Westberliner Schillertheater, wo er u. a. 1981 die Hauptrolle der viel diskutierten Peter-Zadek-lnszenierung "Jeder stirbt für sich allein" spielte. Nach einem Jahr verließ er das Theater, um 1982 mit Rainer Werner Fassbinder "Die Sehnsucht der Veronika Voss" zu drehen. Thate arbeitete danach frei für Film und Fernsehen, blieb aber als Gast dem Schillertheater verbunden.
Weitere Theaterauftritte hatte Thate außerdem in Bochum (in der Titelrolle in "Titus Andronicus" und als Robert Gulskard in "Kleist Fragment"), am Württembergischen Staatstheater in Stuttgart, bei den Wiener Festwochen, am Residenztheater in München und bei den Salzburger Festspielen in der "Don Juan"-Inszenierung von Ingmar Bergman. 1987 holte ihn George Tabori an sein Wiener Kreis Theater. Dort spielte Thate in "Stalin" von Gaston Salvatore unter der Regie von George Tabori. Zurück in Berlin, war er mit Angelica Domröse in Edward Albees Ehehrama "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" auf der Bühne des Schloßpark Theaters zu sehen. Nach der Schließung der Staatlichen Schauspielbühnen in Berlin, die Thate die "zweite Vertreibung" nennt, folgten am Theater in der Josefstadt in Wien Hebbels "Meister Anton", Hauptmanns "Michael Kramer" und eine Uraufführung von Esther Vilar.
Obwohl Thate bei der Auswahl von Filmprojekten zurückhaltend und vorsichtig ist und lieber mit Brechtliedern auf Tournee geht, war und ist er immer auch im Kino und auf dem Bildschirm präsent, u.a. 1961 in dem vom DDR-Regime heftig gerügten Anitkriegsfilm "Der Fall Gleiwitz", 1964 in dem Gesellschaftsdrama "Der geteilte Himmel", 1974 in "Die Wahlverwandschaften" (Regie: Siegfried Kühn, nach Goethes gleichnamigem Roman), 1980 in Thomas Braschs "Engel aus Eisen", und 1999 in Andreas Kleinerts "Wege in die Nacht", wofür Hilmar Thate beim Internationalen Festival von Karlovy Vary (Karlshad) als bester männlicher Darsteller ausgezeichnet wurde. Im Fernsehen war Hilmar Thate u.a. 1991 in dem Film "Hurenglück" zu sehen sowie 1998 als Kiez-Größe Rudi Kranzow in Dieter Wedels Sechsteiler "Der König von St. Pauli". Als "satirisches Gegengewicht", so Thate, spielte er 1999 den Karlsruher Mafiaboss Cäsar Klein in der Thrillerkomödie "Krieger und Liebhaber", mit Dieter Pfaff und Marie Bäumer als Partner. Regie führte Udo Wachtveitl, mit dem Thate in "Tatort"-Krimi "Tatort - Ein mörderisches Märchen" (2000) spielte.
Weitere Filme mit Hilmar Thate: "Zweikampf" (2001), "Rubikon" (2002), "Der neunte Tag" (2004), "Hitlerkantate" (2005).