Seit Jahrzehnten treibt Gerhard Polt sein Unwesen auf Bühnen, in Bierzelten, im Fernsehen und im Kino, schaut dem Volk so konsequent aufs Maul, dass seinem Publikum das Lachen im Halse stecken bleibt. Er verkörpert wie kein Zweiter das Abgründige im Gemütlichen, den Wahnsinn im scheinbar Normalen. Sein Prototyp ist der sympathische Spießer, dessen Gerede über Gott und die Welt nur mühsam den aggressiven Rassisten kaschiert, den gebeutelten Kleinbürger kurz vor der handgreiflichen Gewalttätigkeit.
Ob als Verlierer, der sich in seinem Wortgestrüpp verheddert, oder als scheinbarer Siegertyp, der sich in Selbstverleugnung an seine Existenz klammert - Gerhard Polt spielt diese Typen souverän und überzeugend. Der echte Polt dagegen ist alles andere als der beschränkte Grantler, den er so gerne spielt: ein Kosmopolit mit Wohnsitzen in Italien, Schweden und in Bayern, der mehrere Sprachen fließend spricht und mit intimen Kenntnissen der europäischen Geschichte frappiert. Ein Genussmensch, der die Feinheiten fast aller europäischen Speisekarten schätzt, ohne den Wert eines bayerischen Schweinebratens zu verkennen.
Seine Urlaubersatire "Man spricht deutsh" (1987), die er zusammen mit seinem langjährigen Autorenkollegen und Regisseur Hanns Christian Müller schrieb, ist ein Klassiker. Zahlreiche Preise (u. a. Grimme-Preis, Ernst Lubitsch Preis, Jean Paul Preis) haben seine Arbeit geehrt. Wenn er irgendwo im deutschsprachigen Raum auftritt, sind große Hallen ausverkauft.
Privat lässt sich Gerhard Polt nicht so gern in die Karten schauen, er lehnt Kamera-Interviews ab, setzt sich eigensinnig auch nicht in die üblichen Talkrunden. Polt, in München geboren, verbrachte seine Kindheit im katholischen Wallfahrtsort Altötting. Studium in Schweden - vielleicht wäre er Übersetzer geworden. Doch seine scharfe Beobachtungsgabe, seine Liebe zum Absurden, sein Talent als Geschichtenerzähler wurde von Münchner Künstlern entdeckt, die ihn Anfang der 70er Jahre überreden, bei Theaterproduktionen mitzumachen.
Er, der Amateur, begeisterte die Zuschauer durch seine Gestik, seine Mimik und die abgründigen Figuren, die er ihnen vorführte. Polts Satiren können damals wie heute verwirren: Ist er so oder stellt er jemanden dar?
Weitere TV- und Kinoarbeiten von Gerhard Polt: "Rosi und die große Stadt" (1981), "Der Gerichtsvollzieher" (TV-Serie, 1981), "Doktor Faustus" (1982), Helmut Dietls "Monaco Franze - Der ewige Stenz" (TV-Serie, 1983) mit Helmut Fischer, "Kehraus" (1983), "Herr Ober!" (1991), "Germanikus" (2003), "... und Äktschn!" (2014).