Manipulation im TV

Verführung leicht gemacht – ARTE-Doku mit verblüffenden Erkenntnissen

08.08.2024, 06.28 Uhr
von Elisa Eberle

Die zweiteilige ARTE-Doku 'Vorsicht Verführung' geht der Frage nach, wie Menschen dazu gebracht werden, Dinge zu tun, von denen sie bislang nicht wussten, dass sie sie wollen. Expertinnen und Experten aus Psychologie, Neurologie und Marketing beleuchten das Thema anhand von Beispielen wie Eva Perón, Marilyn Monroe und Elvis Presley.

ARTE
Vorsicht Verführung: Evita und die Macht der Schönheit
Dokumentation • 08.08.2024 • 20:15 Uhr

Ist die Rede von Verführung, so kommt den meisten wohl als Erstes ein sexueller Kontext in den Sinn: Megastars wie Marilyn Monroe oder Elvis Presley wussten mit makelloser Schönheit und bestimmten Bewegungsformen die Männer- beziehungsweise Frauenwelt von sich zu begeistern. Tatsächlich verbirgt sich hinter dem psychologischen Konstrukt der Verführung jedoch weitaus mehr als nur der individuelle Sexappeal. Wie also lassen sich Männer wie Frauen von anderen dazu verleiten, etwas zu tun, von dem sie bislang gar nicht wussten, dass sie es tun wollen? Die zweiteilige Dokumentation "Vorsicht Verführung" geht dieser Frage auf den Grund. ARTE zeigt beide vom ZDF unter Regie von Tom Ockers produzierten Filme an einem Stück.

Der erste Teil "Evita und die Macht der Schönheit" konzentriert sich auf Konzepte der weiblichen Verführung und rückt dabei eine besonders einflussreiche Frau ins Zentrum: Eva Duarte de Perón wurde als Schauspielerin bekannt, ehe sie als Ehefrau des argentinischen Präsidenten Juan Perón ab 1946 zur Politikone aufschwang. Sicher trugen die ikonische Duttfrisur, die edlen Kleider und wertvollen Schmuckstücke zum Legendenstatus bei, Eva Peróns, die 1952 im Alter von nur 33 Jahren starb, hatte jedoch weitere Qualitäten.

Eine Kämpferin für Arbeiter und Frauen

"Verführung spricht Gebiete im Gehirn an, die auf dem geistigen Zustand eines Huhnes sind", weiß Borwin Bandelow: "Es wird einfach nur eine Null-Eins-Schaltung – gut, schlecht – eingeschaltet: Wird mein Belohnungssystem angesprochen? Ja oder nein? Es gibt keine Graustufen." Der Psychiater und Neurologe fährt fort: "Auf der anderen Seite kann man auch die Massen gewinnen, indem man sagt: Ich bin eine von euch. Diese Kombination aus dem Glamour einer Königlichen Hoheit mit dem Einsetzen für die Armen war, glaub ich, das gute Rezept, mit dem Perón nach oben gekommen ist."

Sie schaffte es, mitten in der Wirtschaftskrise zwei bedeutende Gruppen auf die Seite ihres Mannes zu ziehen: die Arbeiter durch das Versprechen einer besseren Zukunft und die Frauen durch ihren Einsatz für die Einführung des Frauenwahlrechts. Bis heute schmückt ihr Konterfei Hausfassaden und private Innenräume, ihr Name findet sich in Schulen, Institutionen und sogar einem eigenen Stadtteil von Buenos Aires wieder.

Die Strategien der Werbung

Doch es ist nicht nur Eva Perón, die im ersten Teil der Doku Beachtung findet. Am Beispiel von Marilyn Monroe erläutern Expertinnen und Experten aus Psychologie und Marketing außerdem, was es braucht, um die Massen von sich selbst oder einem beworbenen Produkt zu überzeugen.

Einer, der letzteres auf die Spitze zu treiben wusste, war der Psychologe Edward Bernays, ein Neffe von Sigmund Freud: Schon in den 1920-ern nutzte er die Forschung seines Onkels, um den Verkauf von Haarnetzen oder Zigaretten anzukurbeln. Dabei griff er auf sogenannte "Meinungsführerinnen", die Urform der heutigen Influencerinnen, zurück. Wie genau diese Taktik funktionierte, stellt der zweite Teil der Doku "Elvis und die Wucht der Gefühle" (um 20.55 Uhr) dar. Hier sind es vor allem berühmte oder berüchtigte Männer, die die Massen verführten. Neben dem "King of Rock'n'Roll", der mit seinem Hüftschwung und seiner tiefen Stimme Frauenherzen schmelzen ließ, behandelt dieser Film auch eine weniger schöne Geschichte.

Der verurteilte österreichische Serienmörder Jack Unterweger verfasste im Gefängnis zum Teil autobiografische Romane und wurde von der Intellektuellenszene als "Musterbeispiel der Resozialisierung", wie sich der ehemalige Polizeiermittler Maximilian Edelbacher im Film erinnert. Nach 16 Jahren kam Unterweger frei, arbeitete unter anderem als Reporter für den ORF – und brachte mutmaßlich elf weitere Frauen um, ehe er von Edelbacher überführt und erneut inhaftiert wurde.

Vorsicht Verführung: Evita und die Macht der Schönheit – Do. 08.08. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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