Independent-Film gewinnt die meisten Oscars

Auch in diesem Jahr wurden die Stars der internationalen Filmszene zur Verleihung des Academy Award of Merit, wie die Oscars offiziell heißen, erwartet. Welche Filme prämiert wurden und wie die deutschen Nominierten abschnitten, erfährst du hier.
Preisverleihung im Dolby Theatre
Seit 1929 werden die Oscars, die vom ehemaligen Präsidenten der MGM Studios, Louis B. Mayer, ins Leben gerufen wurden, jährlich von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences verliehen. In diesem Jahr fand die Verleihung zum 97. Mal statt. In insgesamt 23 Kategorien vergibt die Academy ihre Preise. Die mehr als 12.500 Mitglieder wählen aus den Nominierten die Gewinner in den jeweiligen Kategorien. Seit Beginn wird die Auszeichnung in Los Angeles verliehen – allerdings an verschiedenen Veranstaltungsorten. Seit 2002 dient jedoch fast ausschließlich das Dolby Theatre am Hollywood Boulevard als Austragungsort.
Late-Night-Talkshow-Legende führt durch den Abend
Auch in diesem Jahr wurde ein bekannter Late-Night-Show-Moderator für die Moderation der Oscars ausgewählt. Nachdem Jimmy Kimmel die letzten beiden Academy Awards moderiert hatte, übernahm in diesem Jahr Conan O’Brien diese Rolle. Der beliebte und erfahrene Moderator („Late Night with Conan O’Brien“, „The Tonight Show with Conan O’Brien“, „Conan“) sowie Podcast-Host („Conan O’Brien Needs a Friend“) bereitete sich intensiv auf die Oscarverleihung vor. „Das ist es, weshalb ich nachts aufwache und nachdenke: Wie kann ich das am besten angehen? Auf eine Art und Weise, die mich kreativ glücklich macht“, berichtete er der „New York Times“.
Fünf mögliche „deutsche“ Oscars
Der bislang erfolgreichste deutsche Beitrag mit vier gewonnenen Oscars ist die Neuverfilmung des Erster-Weltkriegs-Dramas „Im Westen nichts Neues“ von Edward Berger aus dem Jahr 2022. Der in Wolfsburg geborene Regisseur ist auch in diesem Jahr mit seinem Film „Konklave“ in der Kategorie „Bester Film“ nominiert. Damit zählt er zu den fünf deutschen Beteiligungen bei der diesjährigen Verleihung der Academy Awards.
Zudem sind zwei deutsche Filme nominiert: „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ in der Kategorie „Bester internationaler Film“ und „September 5“ in der Kategorie „Bestes Drehbuch“. Darüber hinaus wurde der Spezialeffekte-Künstler Gerd Nefzer für seine Arbeit an „Dune: Part Two“ nominiert, ebenso wie der Pianist und Komponist Volker Bertelmann für den Soundtrack zu „Konklave“.
Auf dem roten Teppich sagte Gerd Nefzer am ProSieben-Mikrofon von Steven Gätjen, dass die „Worm Riding“-Szene die am schwierigsten zu filmende Szene war. Er zeigte sich besonders erfreut über die Würdigung durch Steven Spielberg, der diese Szene als eine seiner Lieblingsfilmszenen überhaupt bezeichnete.
Magische Eröffnung
Die 97. Academy Awards wurden mit einem musikalischen Auftritt der beiden „Wicked“-Stars Ariana Grande und Cynthia Erivo eröffnet. Vor einer atemberaubenden Kulisse leiteten sie den Abend musikalisch ein. Zuvor zeigte ein kurzer Einspieler ikonische Filmaufnahmen von Los Angeles, die jeden Filmfan begeistern mussten.
Wie zu erwarten, wurde Conan O’Brien in einem humorvollen Einspieler vorgestellt, der keine Zweifel daran ließ, dass er dem Abend seinen eigenen Stempel aufdrücken würde. In seiner einleitenden Moderation zollte er vielen Nominierten Respekt, sparte aber auch nicht mit humorvollen Seitenhieben. Hier zeigte sich seine jahrelange Erfahrung: stets treffend, charmant und witzig verlieh er der Show eine würdige Eröffnung. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass er kein klassischer Teil der Hollywood-Welt ist.
Historischer Triumph für Lettland
Den ersten Oscar des Abends erhielt Kieran Culkin in der Kategorie „Bester Nebendarsteller“ für seine Rolle in der Tragikomödie „A Real Pain“.
Ein historischer Moment folgte in der nächsten Kategorie: Der lettische Film „Flow“ von Gints Zilbalodis, Matīss Kaža, Ron Dyens und Gregory Zalcman gewann den Oscar für den „Besten animierten Film“. Es war das erste Mal, dass ein lettischer Film überhaupt für einen Academy Award nominiert wurde. Sean Baker gewann mit „Anora“ den Oscar für das „Beste Originaldrehbuch“ und setzte sich damit unter anderem gegen den deutschen Beitrag „September 5“ von Moritz Binder, Tim Fehlbaum und Co-Autor Alex David durch.
Deplatzierte Bond-Hommage
In einem von Halle Berry angekündigten Einspieler wurden ikonische Szenen aus verschiedenen James-Bond-Filmen gezeigt. Anschließend traten K-Pop-Ikone Lalisa „Lisa“ Manoban (Blackpink), US-Rapperin Doja Cat und die britische R&B-Sängerin Raye mit verschiedenen Bond-Soundtracks auf. Diese Performance, die als Hommage an das 007-Franchise gedacht war, wirkte jedoch deplatziert und sorgte für Verwirrung. Es fehlte der direkte Bezug zur Oscarverleihung und es wurden sich größere Ankündigungen aus der Welt von James Bond gehofft.
Politische Dankesreden
Zoe Saldana gewann den Oscar als „Beste Nebendarstellerin“ für ihre Rolle im Musical-Thriller „Emilia Pérez“. In ihrer emotionalen Dankesrede würdigte sie ihre Familie und wurde dabei auch politisch.
Samuel L. Jackson und Selena Gomez präsentierten die Auszeichnungen in den Dokumentarkategorien. Der Preis für den „Besten Dokumentarfilm“ ging an „No Other Land“ von Basel Adra, Rachel Szor, Hamdan Ballal und Yuval Abraham, der sich mit den Konflikten zwischen Palästinensern und israelischen Siedlern im Westjordanland auseinandersetzt.
Deutscher gewinnt seinen dritten Oscar
Der Deutsche Gerd Nefzer konnte sich mit seinen Kollegen in der Kategorie „Beste visuelle Effekte“ für „Dune: Part Two“ gegen die Konkurrenz durchsetzen und seinen dritten Academy Award gewinnen. Nach dieser Auszeichnung wurde den im Jahr 2024 verstorbenen Schauspielerinnen und Schauspielern gedacht. Morgan Freeman ehrte dabei besonders seinen verstorbenen Freund und Kollegen Gene Hackman.
Kein Oscar für deutschen Film
Die nächste Hoffnung auf einen deutschen Oscar gab es in der Kategorie „Bester internationaler Film“. Doch „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ von Mohammad Rasulof unterlag dem brasilianischen Beitrag „Für immer hier“, der den ersten Academy Award für Brasilien in dieser Kategorie gewann.
Auch in der Kategorie „Beste Filmmusik“ konnte sich der deutsche Komponist Volker Bertelmann mit „Konklave“ nicht durchsetzen. Der Oscar ging an Daniel Blumberg für „Der Brutalist“.
And the Oscar goes to…
Queen Latifah eröffnete den letzten Teil der Verleihung, in dem die wichtigsten vier Kategorien vergeben wurden.
- Bester Hauptdarsteller: Adrien Brody („Der Brutalist“) – sein zweiter Oscar nach „Der Pianist“ (2003).
- Beste Regie: Sean Baker für „Anora“ – sein dritter Oscar des Abends.
- Beste Hauptdarstellerin: Mikey Madison für ihre Rolle als Sexarbeiterin in „Anora“.
- Bester Film: „Anora“ – von sechs Nominierungen konnte der Independent-Film fünf Oscars gewinnen.
Eine große Überraschung war, dass die Filmbiografie „Like A Complete Unknown“ über Bob Dylan mit Timothée Chalamet in der Hauptrolle keinen einzigen Oscar erhielt.