Moderator blickt kritisch auf Polit-Talks

Louis Klamroth analysiert Talkshow-Gäste: "Sind weit weg von dem, wie Menschen ihre Probleme wahrnehmen"!

25.06.2024, 09.45 Uhr
"Hart aber fair"-Moderator Louis Klamroth hält Talkshows nicht für den "Ort, an dem die Debattenkultur in Deutschland gerettet wird".
"Hart aber fair"-Moderator Louis Klamroth hält Talkshows nicht für den "Ort, an dem die Debattenkultur in Deutschland gerettet wird".  Fotoquelle: 2022 Getty Images / Andreas Rentz

Louis Klamroth, seit Januar 2023 neuer Moderator von "Hart aber fair", äußert sich kritisch zur medialen Überhöhung von Talkshows und dem Repräsentationsproblem. Im "Zeit Online"-Podcast "Alles gesagt" spricht er über die Herausforderungen und seine Ansätze, um die Debattenkultur zu verbessern.

"Überhöhung der medialen Aufmerksamkeit"

Louis Klamroth sieht die "Überhöhung der medialen Aufmerksamkeit" in Bezug auf Talkshows kritisch. Wie der "Hart aber fair"-Moderator in der aktuellen Ausgabe des "Zeit Online"-Podcasts "Alles gesagt" erklärte, werde "über Politik-Talkshows ungleich viel, viel mehr geschrieben, berichtet, geurteilt, diskutiert" als "über alles andere, was im Fernsehen stattfindet".

Derart großes mediales Interesse an einer deutschen TV-Sendung sei Klamroth zufolge einzigartig. "Es wird nicht jede Woche besprochen: Wie war eigentlich die 'Tagesschau' gestern Abend?", sagte der ARD-Talker. Dies führe jedoch unweigerlich zu einer "Überhöhung dessen, was Talkshows leisten können".

Klamroth betonte: Talksendungen wie "Hart aber fair" seien "ein Raum, wo Debatten geführt werden, aber sie sind nicht der einzige und bei weitem auch nicht der wichtigste Raum, wo Debatten geführt werden". Auch seien Talkshows "nicht der Ort, an dem die Debattenkultur in Deutschland gerettet" werde, stellte der 34-Jährige klar.

Talkshow-Gäste "sind weit weg von dem, wie Menschen ihre Probleme wahrnehmen"

Als Moderator müsse Klamroth mit dieser Überhöhung "eben umgehen" können. Dies gelte auch für das "Repräsentationsproblem", das in den meisten Sendungen bestehe. "Da haben Talkshows, und da nehm ich mich und meine Talkshow nicht aus, auch ein großes Problem", erklärte Klamroth: "Die Menschen, die in Talkshows sitzen, sind ganz häufig relativ weit weg von dem, wie Menschen zu Hause ihr Umfeld, ihre Probleme wahrnehmen und was sie grade beschäftigt."

Seit er vor rund anderthalb Jahren die Nachfolge von Frank Plasberg angetreten habe, beschäftige ihn die "Entfremdung der Menschen von Qualitätsmedien und demokratischen Institutionen". Denn: "Ich glaube, Talkshows haben in der Vergangenheit auch dazu beigetragen. Da nehme ich mein eigenes Handwerk gar nicht raus."

Louis Klamroth will dem "Entfremdungsprozess" entgegenwirken

Klamroth halte es für problematisch, dass stets und oft ausschließlich "geübten Talkshow-Leuten" eine Bühne geboten werde. "Wir versuchen, so gut und viel es geht, auch Menschen mit ihren Themen reinzubringen in ein Talkshow-Studio, die nicht jede Woche irgendwo anders sitzen, sondern vielleicht noch nie im Fernsehen oder auf einer Bühne waren."

Dadurch wolle Klamroth dem "Entfremdungsprozess" etwas entgegensetzen, erklärte er: "Denn das macht auch etwas mit den geübten Talkshow-Gästen, wenn da auf einmal Menschen sitzen, die die eingeübten Talkshow-Muster durchbrechen." Für die anwesenden Politiker sei es "auf einmal ganz schwer, die üblichen Phrasen über Bürgergeld loszulassen", wenn ihnen ein Bürgergeld-Empfänger gegenübersitze, "weil das denen dann unangenehm ist".


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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