"Terra X: Amazonien – Expedition in den Regenwald": Die faszinierende Welt indigener Völker









Die neue 'Terra X'-Doku 'Amazonien – Expedition in den Regenwald' entführt in die faszinierende Welt der indigenen Völker Amazoniens und zeigt, wie der Klimawandel und die Zivilisation ihre Lebensräume bedrohen. Forscher und Filmemacher bieten tiefere Einblicke in ihre Kultur und Herausforderungen.
In einer andere Welt
Es ist eine archaisch anmutende Szenerie: Mit Händen und Füßen gestikuliert eine Handvoll junger Männer wild durcheinander. Lediglich ein paar bunte Stoffbahnen winden sich um ihren Unterleib. Ihr wirres Haar flattert im Wind, die muskulösen Körper ragen wie Pfeiler aus dem ruhigen Gewässer, in dem die Männer stehen. Sie leben in totaler Abgeschiedenheit: Das Volk der Mashco Piro ist im ostperuanischen Tiefland zu Hause, ein größerer Flussarm trennt sie von den benachbarten Dorfbewohnern von Monte Salvado, einer anderen Welt. Eskortiert von bewaffneten Kämpfern verlassen die Männer den Schutz des Dschungels, um Bananen und Seile zu erbitten – immer ein Risiko für die Ureinwohner, die keine Abwehrkräfte gegen die Krankheiten der Außenwelt haben. Die Mashco Piro sind nur eines von vielen Beispielen für ein Leben abseits der Zivilisation, die Iris Gesang in der spektakulär bebilderten "Terra X"-Dokumentation "Amazonien – Expedition in den Regenwald" aufzeigt. Die noch längst nicht vollständig erforschte Welt der indigenen Völker Amazoniens ist geprägt von einer rauen Schönheit und einem Leben, welches der verwöhnten Konsumgesellschaft völlig fremd ist.
Wohl kaum ein Zuschauer kann sich vorstellen, welche täglichen Herausforderungen und welche reiche Kultur in den hier porträtierten entlegenen Teilen der Welt existieren. Im neuen Film der beliebten ZDF-Reihe tauchen die Macher ein in den Alltag ausgewählter Völker im Amazonasgebiet – es ist das größte zusammenhängende Landschaftssystem der Erde. Filmemacher und Forschende nehmen das TV-Publikum an die Hand, um ein tieferes Verständnis für die Bedeutung und Bedrohung des Amazonas zu schaffen.
Erste Begegnungen mit indigenen Völkern
In Amazonien leben heute noch etwa 90 Völker abgeschieden von der Außenwelt. Der Ethnologe Roland Garve folgt im Film der Einladung aus dem oberen Xingu-Gebiet in Brasilien. Bereits seit über 30 Jahren unternimmt Professor Garve Forschungsexpeditionen in den Amazonas. Trotz seiner kulturellen Andersartigkeit durfte er an einem alten Trauerritual zu Ehren eines an Leukämie verstorbenen Kindes teilnehmen.
Wie können sich diese Völker mit ihrer Lebensweise der modernen Welt entziehen? Und wie lange wird ihnen das noch gelingen können? Iris Gesang zeigt in ihrem Film, dass nicht alle Mitglieder der achaischen Lebensgemeinschaften strikt nur an ihr kulturelles Erbe gebunden sind. "An erster Stelle liebe ich meine Kultur. An zweiter Stelle liebe ich die Medizin", erklärt etwa Dyakalo Furato Matipu. Der Medizinstudent lebt in beiden Welten: in seinem Dorf und in der Stadt. "Ich respektiere die Kultur der Weißen. Und hier respektiere ich meine Kultur", lässt er durchblicken. Mit seinem Studium wolle Furato Matipu später seinem Volk dienen.
So verhalten sich Zivilisationen gegenüber indigenen Völkern
Auf ihrer Reise durch Amazonien begegnen die Filmemacher nicht nur inspirierenden Persönlichkeiten, die mit ihrer Lebensweise und der Affinität zum Minimalismus zum Nachdenken anregen, sondern auch vielen Schattenseiten. Der Lebensraum der Ureinwohner schrumpft durch Landraub und die Eingriffe der kultivierten Welt massiv. Hunderttausende Quadratkilometer Regenwald in ganz Amazonien fallen dem Abbau von Bodenschätzen zum Opfer. Gold- und Geldgier und Elend gehen Hand in Hand. Doch es hat sich längst Widerstand formiert. Im brasilianischen Bundesstaat Tocantins begleitet die Biologin Dr. Antje Müllner einheimische Naturschützer des Instituto Araguaia bei ihren täglichen Patrouillen, um Wilderer, illegale Fischer und Brandstifter abzuschrecken.
Der Film will zeigen: Amazonien, die Schatzkammer des Lebens, ist weit mehr als "nur" ein uralter Regenwald, an dem sich jeder bedienen kann. Wie ist es um das UNESCO-Weltnaturerbe bestellt? Gesang leistet Aufklärungsarbeit, indem sie eine Verhältnismäßigkeit herstellt zwischen dem, was der Mensch grundsätzlich zum Leben braucht und dem, was er zu brauchen glaubt. Erstaunlich ambitioniert für eine "Terra X"-Folge, aber es funktioniert durchaus.
Der Regenwald: Die grüne Lunge Amazoniens?
Betrachtet man den Regenwald und seine Bewohner als Ganzes, kommt man natürlich am Klimawandel nicht vorbei: Im Norden Brasiliens erforscht Anja Rammig die Auswirkungen der Erderwärmung auf das empfindliche Ökosystem: "Das Wichtigste, was wir tun können, ist, CO 2-Emmissionen zu reduzieren." Andernfalls drohe ein großflächiges Absterben des Regenwaldes. Im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts AmazonFACE will sie herausfinden, wie viel CO 2 Flora und Fauna des Regenwaldes vertragen, bevor es zum Kollaps kommt.
Ab Mittwoch, 19. Juni, ist die Reportage, die allemal zum Nachdenken anregt, für ganze zehn Jahre auch in der ZDF mediathek zu finden.
"Terra X: Amazonien – Expedition in den Regenwald" – So. 23.06. – ZDF: 19.30 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH