Anders als gewohnt, feiert der 13. Film der Reihe nicht im ZDF Premiere, sondern bei ARTE. Ebenfalls neu ist die Besetzung einer der Hauptfiguren. Das Team um Ann Kathrin Klaasen (Picco von Groote) ermittelt in einem Mordfall im Umfeld des niedersächsischen Innenministers – und stößt auf hochbrisante Informationen.
Mit "Ostfriesenhölle", dem 13. Fall der düsteren Krimireihe nach den Romanen von Klaus-Peter Wolf, gibt es einige Änderungen: Die Erstausstrahlung erfolgt ausnahmsweise auf ARTE, am Freitag zur Primetime, statt im ZDF. Zudem übernimmt Tom Radisch ("Malibu") ab sofort die Rolle des Kommissars Frank Weller von Christian Erdmann. Da nicht die Figur, sondern "nur" der Darsteller wechselt – und sich beide erstaunlich ähneln -, kann es nahtlos weitergehen. Und der neue Fall hat es in sich.
Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen (Picco von Groote), Ehemann Frank Weller und Kommissar Rupert (Barnaby Metschurat) werden nach Langeoog gerufen. Dort wurde der 15-jährige Cosmo vergiftet, kurz darauf wird auch seine Mutter tot aufgefunden. Sie verdächtigte Cosmos besten Freund Marvin – den Enkel des niedersächsischen Innenministers Thomas Claudius (Bernhard Schütz). Was die Ermittler nicht wissen: Marvin wurde entführt, und die Täter sind skrupellos. Die Morde waren nur eine Warnung.
"Was sind Sie bereit, für die Menschen, die Sie lieben, zu tun, Herr Innenminister?", fragt die Kidnapperin Luna (Agnes Decker) Claudius am Telefon. Ihre Forderung: eine Liste mit den Namen aller aktuell eingesetzten V-Männer in drei Bundesländern. Sonst stirbt Marvin.
Als die Ermittler den Jungen verhören wollen, immerhin steht er unter Mordverdacht, behauptet Claudius, Marvin brauche Ruhe. Doch Ann Kathrin Klaasen mit ihren feinen Antennen ahnt natürlich, dass hier etwas nicht stimmt. Während sie sich einmal mehr in ihren Fall verbeißt, tauchen weitere Figuren auf. Nach und nach dröselt sich den Zuschauern eine schier unglaubliche Räuberpistole auf – im wahrsten Sinne des Wortes.
Nun geraten die junge Carla (Johanna Hens) und ihr Vater Dr. Weber (Benjamin Sadler) ins Bild. Ihre Mutter und Ehefrau starb angeblich bei einem Autounfall. Doch Carla, die mit der Polizei zusammenarbeitet, zweifelt daran: "Haben die sie getötet?", fragt sie ihre Kontaktfrau. "Deine Mutter hat erfahren, was Grothejans Konsortium in Wirklichkeit tut, was dein Vater, sein Justitiar, vermutlich alles vertuscht", erklärt diese. Sie habe befürchtet, dass ihr Mann zu tief verstrickt sei. "Damit kam sie zu uns" – und am nächsten Tag passierte der "Unfall" ...
Spätestens jetzt ist klar: Hier geht es nicht um etwas Profanes wie Neid oder Eifersucht, sondern um einen handfesten Politthriller. Walter Grothejan (Götz Schubert) leitet ein Konsortium, das weltweit Waffenexporte organisiert, teilt Ann ihren Kollegen mit. Und nicht nur Dr. Weber arbeitet für ihn, sondern auch Luna, Marvins Entführerin, so der Wissensvorsprung der Zusehenden.
"Innenminister versteckt mordenden Enkel bei Waffenhändlern!", dichtet Kommissar Rupert und findet sich wieder einmal selbst am witzigsten. "Es sind keine Waffenhändler", korrigiert Ann. "Sie beraten nur welche. Und die Regierung. Und die Hersteller. Wir gucken uns die mal an."
Damit stechen die Ermittler in ein Wespennest: internationaler Waffenhandel, mexikanische Drogenkartelle, Zwischenhändler in den USA – ein völlig neuer Ton für den "Ostfriesenkrimi". Informationen werden in diesem Fall nur Stück für Stück enthüllt, statt – typisch deutsches Fernsehen – alles immer sofort zu erklären. Schließlich wird auch klar: Selbst LKA und Interpol ermitteln gegen Grothejan.
Erst als Ann den zunehmend verzweifelten Innenminister Claudius – von Bernhard Schütz eindrucksvoll zwischen staatsmännischer Strenge und Zerbrechlichkeit verkörpert – dazu bringt, ihr die ganze Wahrheit zu sagen, kommen die Ermittlungen endlich voran.
Wendungsreich, spannend, anspruchsvoll und hochbrisant: "Ostfriesenhölle" dürfte einer der bisher besten Filme der Reihe sein, Tom Radisch hat sich einen starken Einstieg ausgesucht. Für wenige humorvolle Momente sorgt ein Running Gag zwischen Rupert und Weller – denn warum um alles in der Welt sind beide Hände Wellers eingegipst?
Übrigens kommt die Reihe nicht nur bei uns gut an. In über 30 Ländern verfolgen Krimifans die Auricher Ermittler bei der Arbeit, neben Frankreich unter anderem auch "in Papua Neuguinea, China, Thailand, Vietnam, Albanien und auf den Philippinen", wie Autor Klaus-Peter Wolf der Saarbrücker Zeitung stolz erzählte.
Weiter geht es, erneut bei ARTE, bereits nächste Woche, am Freitag, 25. April, mit dem Film "Ostfriesentotenstille".
"Ostfriesenhölle" – Fr. 18.04. – ARTE: 20.15 Uhr