Der rätselhafte Mord an einer deutschen Touristin in den peruanischen Anden 1997 wurde zu einer der schwierigsten und umfangreichsten Ermittlungen in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte. In der True-Crime-Miniserie "Mord auf dem Inka-Pfad" spielt Nina Gummich die Ermittlerin im Fall Glück-Tesler.
1997 wurde die in New York lebende deutsche Wissenschaftlerin Ursula Glück ermordet. Nicht irgendwo, sondern auf dem berühmten Inka-Pfad in Peru. Der 33 Kilometer lange Aufstieg führt in drei bis fünf Tagen über einen Gebirgspass auf alten Inka-Wegen nach Machu Picchu, der berühmtesten archäologischen Stätte Südamerikas. Die junge Ursula Glück (Amelie Kiefer) wurde auf dieser Wanderung von ihrem israelischen Ehemann begleitet, der in der Serie "Mord auf dem Inka-Pfad" Jona Kepler (Thomas Prenn) heißt. Als die beiden ihr Zelt abseits des Campingplatzes aufgebaut hatten, gab es – so der Ehemann – nachts einen Überfall: Auf Ursula wird geschossen, sie verstirbt wenige Tage später in einem peruanischen Krankenhaus.
Über vier Folgen à 45 Minuten (Teil 3 und 4 am Donnerstag, 1. Mai, 20.15 Uhr, oder bereits ab 19. April komplett in der ARD Mediathek) begleitet die True Crime-Serie die Arbeit der Münchener Ermittlerin Rita Berg (Nina Gummich), die sich in den Fall verbeißt.
Schnell hat sie mit ihrem Kollegen Jens Auer (Florian Karlheim) den Verdacht, dass Jona Kepler seine Frau selbst umbrachte – und der Überfall nie stattgefunden hat. Gegenden Widerstand ihrer Chefs (Juergen Maurer, Heinz-Josef Braun) reist Rita Berg nach New York, wo das Paar lebte, und mehrere Male nach Peru. Schließlich führen die Spuren die deutschen Ermittler sogar nach Südafrika. Problematisch war an dem medial vielbeachteten wahren Fall, dass Deutschland einen israelischen Staatsbürger des Mordes verdächtigte und jagte. Je mehr Indizien Rita Berg sammelt, desto mehr spricht für Kepler als Täter. Der jedoch bleibt cool und streitet alles ab. Manchmal ist er dabei sogar ziemlich glaubwürdig.
Wen nun interessiert, wie der Fall tatsählich ausgegangen ist, der kann dies innerhalb kürzester Zeit im Internet recherchieren. Wer sich überraschen lassen will, sollte besser den spannenden Ermittlungsweg mit dem Drehbuch von Altmeister Rolf Basedow, Mika Kallwass und Nina Wolfrum (auch Regie) gehen. Die Ermittlungen, Ungereimtheiten und Zufälle dieses aufwendigen und spektakulären Kriminalfalls hätte sich auch ein Autor nicht besser ausdenken können.
Nach dem hervorragenden Krimi-Format "Spuren" (auch in der ARD-Mediathek) mit Nina Kunzendorf, das in gleicher Länge eine Mordserie an jungen Frauen in Baden-Württemberg aufarbeitet, ist "Mord auf dem Inka-Pfad" ein weiteres Beispiel dafür, dass man aus True Crime nicht nur filmische Räuberpistolen, sondern auch anspruchsvolles Serienfernsehen herstellen kann. Nina Gummich als Ermittlerin, aber auch Thomas Prenn als möglicher Täter und Amelie Kiefer (in Rückblenden als Opfer) machen ihre Sache hervorragend. Die Beziehung der Eheleute, die auch eine große Leidenschaft miteinander zu teilen scheinen, wirkt umso gruseliger, wenn man bedenkt, dass der Mann seine Frau akribisch geplant nachts aus nächster Nähe erschossen haben könnte.
Auch die internationalen Ermittlungen und ihre gewaltigen Kosten werden in der Serie thematisiert. Wenn Rita Berg drei Jahre nach dem Mord auf dem Inka-Pfad fast schon euphorisch in Folge vier den Berg hoch hechtet, um mit einem großen Untersuchungsteam den Fall – begleitet von technischen Spezialisten – noch mal nachstellt, hat das etwas von einem gigantischen Betriebsausflug der deutschen Polizei in die Anden. Allerdings einem mit ernstem Hintergrund. Was zu Beginn als Serie als Kammerspiel der Blicke und Naheinstellungen beginnt, um die Beziehung der Eheleute zu durchleuchten, wird im Laufe der Serie zu einem Duell Ermittlerin gegen möglichen Täter.
Gedreht wurde übrigens in Südafrika, wo es gelang, die Andenlandschaft nachzustellen. Ein True Crime-Format, das in München, New York, Peru und Kapstadt spielt, gibt es auch nicht alle Tage im Fernsehen. Neben den Natur- und Stadtschauwerten ist es aber vor allem der Blick nach innen von Ermittlerin, Täter und Opfer, der das Anschauen der sehr überzeugenden Miniserie lohnend macht.
Mord auf dem Inka-Pfad – Mi. 30.04. – ARD: 20.15 Uhr