In Chemnitz, der Kulturhauptstadt Europas 2025, wird eine Musikpädagogin ermordet. War es Raubmord, eine Eifersuchtstat oder politisch motiviert? Kommissar Winkler (Kai Scheve) ermittelt diesmal zwar ohne Kollegin Szabo, dafür erhält er tatkräftige Unterstützung von Saskia Bergelt (Teresa Weißbach).
Für den zwölften Fall der ZDF-Reihe verlässt Kommissar Winkler (Kai Scheve), diesmal ohne Kollegin Szabo, sein übliches Revier und ermittelt in Chemnitz – "Tor zum Erzgebirge" und Kulturhauptstadt Europas 2025. Passend dazu geht es im neuen "Erzgebirgskrimi: Die letzte Note", zu sehen am Samstagabend im ZDF, um den Mord an einer Musikpädagogin.
Bereits die Anfangsszene beginnt mit einem Ohrwurm der klassischen Musik – Robert Schumanns "Von fremden Ländern und Menschen". Eine ältere Dame, Marianne Bach (Corinna Kirchhoff), hat in ihrem Wohnzimmer die Schallplatte aufgelegt. Die Kamera wechselt zu weiteren Personen, die nacheinander auf ihren Instrumenten in die Melodie einstimmen. Sie alle werden im Laufe des Films noch eine tragende Rolle spielen. Ein stimmungsvoller Einfall und gelungener Einstieg.
Nur wenig später liegt Marianne Bach tot neben ihrem Flügel. Gerichtsmedizinerin Dr. Kulikova (Masha Tokareva) ist bereits vor Ort, als Kommissar Winkler eintrifft. Auf den ersten Blick ist Bach gestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen. Wenig später wird sich herausstellen: Jemand hat nachgeholfen.
Bach leitete an der Musikschule Chemnitz den Fachbereich Streichinstrumente. Auch Hobby-Cellistin Dr. Kulikova musizierte mit ihr. Im Rahmen der Kulturhauptstadt-Initiative hatte Bach gemeinsam mit der Kulturstadträtin Angelika Hilbrich (Christina Große) ein Konzert mit aktuellen und ehemaligen Schülern geplant, die aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen stammen. Daher wohl auch Schumanns Klavierstück, das sich wie das Leitmotiv einer Sinfonie durch den Film zieht.
Als Winkler dem Orchester die Nachricht von Bachs Tod überbringt, ist der Schock groß. Zumindest bei den meisten. Wie gut, dass ganz zufällig Winklers Dauerschwarm, Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach), im Orchester das Horn bläst und ihn bei seinen Ermittlungen mit Insider-Informationen versorgen kann. Und interessante Informationen gibt es schon bald so einige.
So verbindend Musik auch sein mag – rund um das Orchester scheinen jede Menge Eifersucht, Konkurrenzkampf, Neid und Demütigung zu herrschen. Alles klassische Motive für einen Mord. Eine zentrale Rolle nimmt offenbar der Dirigent Florian Messerschmidt (Alexander Beyer) ein. Er ist ein bekannter Womanizer und einst Schützling – und womöglich mehr – von Marianne Bach.
Doch auch Bachs DDR-Vergangenheit könnte eine Rolle spielen. Bereits in den Achtzigern war sie in Chemnitz, damals noch Karl-Marx-Stadt, schon einmal Lehrerin an der Musikschule gewesen. Dort führte sie mit Schülerinnen und Schülern auch politische Diskussionen. "Staatsfeindliche Hetze" nannte man das damals, weiß der Lehrer und damalige Schüler Markus Konter (Jörg Witte). Dann habe man Bach aus der Schule entfernt. Holte ihre Vergangenheit sie am Ende auf tödliche Weise ein?
Ins Spiel kommen aber auch aktuelle politische Konflikte: Dr. Kulikova glaubt, dass Bach sie aus dem Orchester werfen wollte, weil sie Russin ist. Es gab deswegen Streit. Eine ukrainische Cellistin wiederum ist sauer, dass die "Angreiferin" Kulikova im Orchester eine bessere Position hat als sie. Und dann ist da noch der syrische Flüchtling Faris (Mido Kotaini), ein talentierter Violinist, der seit dem Mord untergetaucht ist – weil er damit zu tun hat? Oder weil seine Eltern nicht erfahren sollen, dass er eine Jüdin liebt?
Es sind brisante Themen mit großem Konfliktpotential in diesem "Erzgebirgskrimi". Aber war Bachs Tod am Ende vielleicht doch "nur" ein klassischer Raubmord? Immerhin ist ihre wertvolle Violine verschwunden. Die überraschende Auflösung wird es erst ganz am Ende geben ...
Der Kriminalfall ist es ohnehin nicht, was den "Erzgebirgskrimi: Die letzte Note" besonders macht. Zum einen ist es natürlich die Musik, vor allem aber, wieder einmal, die komplizierte Beziehung zwischen Kommissar Robert Winkler und Försterin Saskia Bergelt. Seit Jahren sind sie ineinander verliebt, ohne es auszusprechen. Auch zum "Vollzug" kam es bereits, und doch steht einer endgültigen Paarwerdung immer wieder etwas im Weg – meistens sie selbst.
Doch im aktuellen Film scheint endlich Bewegung in die Sache zu kommen. Saskia wohnt sogar bei Winkler. Seit dem letzten Fall, in dem sie auf ihren Exfreund schoss, um Winkler das Leben zu retten, wird sie von Albträumen geplagt. Winkler ist froh über ihre Anwesenheit, Saskia wiederum ist nicht sicher – ist er nur aus Dankbarkeit oder gar aus Mitleid bei ihr? "Die letzte Note" ist in diesem Stück definitiv noch nicht gespielt.
Der "Erzgebirgskrimi: Die letzte Note" ist eine Woche vorab in der ZDF-Mediathek abrufbar.
"Erzgebirgskrimi – Die letzte Note" – Sa. 26.04. – ZDF: 20.15 Uhr