"Harter Brocken": Beim Bierchen lässt sich alles klären
Die Harzer Provinzpolizisten bekommen es im sechsten Teil der Krimikomödien-Reihe "Harter Brocken" mit gemeingefährlichen Rockern sowie der einen oder anderen Femme fatale zu tun.
Vor zehn Jahren versuchte die ARD eine Renaissance ihres Vorabendprogramms – mit sogenannten "Schmunzelkrimis". Zusammengehalten wurden sie von dem Slogan "Heiter bis tödlich". Die Idee dahinter war, dass man beide Zielgruppen, die der Krimi-Liebhaber und die der leichten, harmlosen und "unterhaltenden" Stoffe, abholen wollte. Ein Vorhaben, das übrigens schiefging. Die meisten damaligen Formate mit Namen wie "Henker & Richter" oder "Akte Ex" verschwanden schnell wieder von der Bildfläche. Eines überlebte: "Hubert und Staller". Was ebenfalls überlebte und sich in der öffentlich-rechtlichen Fiction fast schon als Trendprogramm für ältere Zuschauer etablierte, ist die Idee der Kriminalkomödie an sich. Nicht nur beim "Tatort" wird seit den Münsteraner Erfolgen mehr auf Humor gesetzt, auch Reihen wie "Friesland", "München Mord" oder die Eberhofer-Krimis mit Sebastian Bezzel tun es. Seit 2015 mischt auch die lose ARD-Reihe "Harzer Brocken" in diesem Segment mit – und hat sich seitdem eine Menge guter Kritiken verdient.
Die Idee: Den nicht mehr ganz jungen Dorfpolizisten Frank Koops (Aljoscha Stadelmann) könnte man leicht unterschätzen. Er kommt aus dem kleinen St. Andreasberg im Oberharz (1.900 Einwohner) und hat es irgendwie nie aus dem Heimatdorf heraus geschafft. Seine Dienststelle, die er als einziger Polizist unterhält, ist wegen Winzigkeit stets von der Schließung bedroht – wäre da nicht diese skurrile Dichte an Kapitalverbrechen im Ort, die der Mittelgebirgs-Provinz seit nunmehr sechs Folgen Leichen über Leichen schenkt. In dieser Episode bekommt es Koops mit Rockerboss Andy Blome (Nicki von Tempelhoff) zu tun, der ebenfalls in seinen Heimatort zurückgekehrt ist, um mit seiner Bande einen Laster voller Waffen an einen ausländischen Gangsterboss zu verkaufen.
Weil der Deal von einem Maulwurf in den eigenen Leder-Reihen bedroht ist, will Andy einen Verdächtigen aus seiner Gruppe frühmorgens im Wald über die Klinge springen lassen. Die Aktion verläuft anders als geplant, und während der Rockerboss seinen Mitarbeiter durch den düster-herbstlichen Harz jagt, begegnet er ausgerechnet Jugend-Kumpan und Polizist Frank Koops. So richtig sympathisch war man sich nie, was übrigens auch für das Verhältnis zwischen dem ehemaligen Mofa-Tuner Andy und Franks Postboten-Kumpel Heiner (Moritz Führmann) gilt. Mit Franks Kollegin Mette (Anna Fischer) erwartet er demnächst ein Kind.
Ein Hauch von "Fargo"
Ganz nach alter "Fargo"-Manier – eine wohl wichtige Inspirationsquelle für die Harz-Krimis der ARD – treffen in diesem Krimi scheinbar naive Landeier auf verschlagene Bösewichte aus der "großen Welt" da draußen – was die List und den Zusammenhalt der dörflichen Gemeinschaft auf die Probe stellt. Ebenfalls eine beliebte Farbe der "Harter Brocken"-Filme: Die Figur der schönen, undurchsichtigen Femme fatale, die in dieser Folge gleich doppelt besetzt wird. Zum einen durch Rockerbraut Jessie (Kim Riedle), die Geliebte des Chefs, und durch eine spät auf den Plan tretende BKA-Ermittlerin (Hanna Plaß). Schafft es Polizist Frank Koops auch diesmal wieder, die dörfliche Gemeinschaft gegen die Angriffe des globalen Bösen, das in vielerlei Gestalt nach St. Andreasberg kommt, zu verteidigen?
Nach fünf sowohl beim Publikum wie auch der Kritik erfolgreichen "Brocken"-Krimis lässt sich in dieser Folge ein leichter Verschleiß an Originalität feststellen. Das Drehbuch wurde nicht wie sonst von Holger Karsten Schmidt geschrieben, sondern vom Duo Anke Winschewski ("Tiere bis unters Dach") und Niels Holle. Vielleicht hatten sie ein wenig zu viel Respekt vor den Harzer Figuren, aber hier und da scheint der Plot mehr auf die Wiederholung altbewährter Ideen anstatt auf Neues zu setzen.
Unterm Strich bleiben dennoch nette Ideen und Szenen. Wer die Charaktere aus St. Andreasberg lieb gewonnen hat, wird auch in dieser zur samstäglichen Primetime ausgestrahlten Folge auf seine Kosten kommen. Blutig wird es allemal im "Harten Brocken": Es wird geschossen, gestorben und böse intrigiert. Trotzdem passiert nichts, was man bei einem freundschaftlichen Abschluss-Bier in der Dorfkneipe nicht wieder vergessen könnte. Erstaunlich, aber wahr im Segment des "Schmunzelkrimis".
Harter Brocken: Der Waffendeal – Sa. 15.05. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH