"Blutspur Antwerpen": Mordermittlungen im Diamantenmekka








Mit "Blutspur Antwerpen" präsentiert die ARD einen neuen packenden Krimi. Die Ermittlerin Louma Shapiro, gespielt von Marie-Lou Sellem, taucht in die dunkle Welt des Mordes, der Kolonialgeschichte und des Diamantenhandels ein. Ein spannendes Verwirrspiel rund um mächtige Feinde und einen wertvollen Diamanten.
Für die ARD-Auslands-Krimis fahndet das Erste stetig nach neuen Kulissen für Primetime-Exkursionen. Mit der schillernden belgischen Hafenstadt Antwerpen scheint man nun einen weiteren Spot gefunden zu haben. In "Blutspur Antwerpen" spielt die Deutsch-Französin Marie-Lou Sellem die Ermittlerin Louma Shapiro. Mit ihrem aus Brüssel stammenden Kollegen Pierre Didier (Miguel Francisco) soll sie den Mord an einem Fotomodell aufklären. Der aus dem Kongo stammende Jean-Baptiste Kalemba (Pahuni Kongolo Kakesse) war gerade in der Modewelt am Durchstarten, als ein wohl professioneller Fahrrad-Killer ihn im Antwerpener Hafen kaltblütig erschießt.
Bald glauben die Ermittler daran, dass eine Verwechslung vorliegen könnte. Nicht Jean-Baptiste, sondern dessen Halbschwester Kisha Kalemba (Karmela Shako) hat offenbar mächtige Feinde. Wollte sie die Öffentlichkeit mithilfe einer Menschenrechtsorganisation über die Geschäfte mit Blutdiamanten aus dem Kongo aufklären, was ihre Gegner verhindern wollten? Plötzlich ist Kisha entkommen und untergetaucht. Die Suche nach einem großen, ungeheuer wertvollen Diamanten, der sich in Antwerpen befinden soll, könnte die Polizei zu Kisha und ihren Häschern führen. Oder hat die junge Frau vielleicht selbst Dreck am Stecken?
Eine Krimi, der auf Fortsetzung angelegt ist?
Die Hafenstadt Antwerpen und rund 1,2 Millionen Bewohner ihrer Metropolenregion blicken auf eine reiche Geschichte zurück. In der Stadt wechseln sich Barock und Gegenwartsarchitektur auf atemberaubende Weise ab. Zudem gilt die zweitgrößte Stadt Belgiens als Weltzentrum des Diamantenhandels, inklusive deren Verarbeitung. Die große jüdische Community mit eigenem Viertel blickt auf eine Tradition als Diamantenschleifer zurück. Auch die Mode ist ein wichtiger Faktor im Selbstverständnis der Stadt.
Zugegeben: Die Figuren-Backstory (Drehbuch: Thomas Schwebel und Daniel Schwarz), dass die Ermittlerin Tochter eines jüdischen Diamantenschleifers (Moisej Bazijan) ist und selbst eine jung erwachsene Tochter (Amelie Hennig) im Mode-Business hat, muss man als konstruiert bezeichnen. Klar, alle Vorzeige-Elemente Antwerpens sollen rund um die sehr authentisch aufspielende Marie-Lou Sellem ("37 Sekunden") in die knapp 90 Minuten gepackt werden. Dazu kommt die blutige Kolonialgeschichte Belgiens im Kongo, gegen deren Aufarbeitung sich das Land noch länger als anderswo wehrte.
Auch wenn der Krimi (Regie: Anna-Katharina Maier, "Tage, die es nicht gab") vorgibt, ein politischer Thriller zu sein, dient die Handlung doch vor allem dem Transport klassischer Spannungsmomente, ohne allzu großen Tiefgang. Marie-Lou Sellem, der man immer gerne zuschaut, weil sie einfach eine sehr gute Schauspielerin ist, bemüht sich, dem Ganzen Authentizität zu verleihen, die jedoch auch unter der Synchronisation leidet. Weil im Krimi, der auf Fortsetzung angelegt sein dürfte, Menschen deutscher, flämischer und französischer Muttersprache zusammenspielen, mussten etliche Figuren synchronisiert werden. Einige der nicht-deutschen Schauspieler taten dies – mit Akzent – selbst, andere wurden von Synchronsprechern glatt gebügelt. Im Gesamteindruck eine etwas irritierende Lösung. Wegen Marie-Lou Sellem und der interessanten Kulisse Antwerpens könnte der deutsche Krimi aus Belgien aber dennoch eine Zukunft haben.
Blutspur Antwerpen – Sa. 22.03. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH