"Eddie the Eagle": Zwischen Mitleid, Witz und Spektakel
Eddie, genannt "The Eagle", Edwards verkörperte den klassischen Außenseiter zu einer Zeit, da der Begriff "Nerd" noch unbekannt war. Als jener seltsame britische Sonderling bei den Olympischen Winterspielen in Calgary 1988 im Skisprung-Wettbewerb antrat, hatte es natürlich etwas von einer peinlichen Freakshow. Trotzdem, nein, eher deshalb avancierte er zum Publikumsliebling, schleuderte dem bierernsten Leistungssport das olympische "Dabei sein ist alles" entgegen und kreierte daraus ein amüsantes medienwirksames Spektakel. Verfilmt wurde Edwards' Skisprungkarriere dann 2016 unter dem Titel "Eddie the Eagle – Alles ist möglich". ProSieben zeigt die Komödie zur besten Sendezeit als Free-TV-Premiere.
Es ist die altbekannte Geschichte des liebenswerten Versagers, der sich zahlreichen Enttäuschungen zum Trotz seinen Lebenstraum erfüllt. Im Fall des Nordengländers Michael Edwards geschah sie Ende der 80er-Jahre tatsächlich, und der langgehegte Traum lautete einmal bei den Olympischen Spielen teilzunehmen. Taron Egerton porträtiert Eddie beinahe slapstickhaft als eine Art erwachsenes Kind, das etwas schwer von Begriff scheint, noch bei seinen Eltern wohnt und von der harten Realität nichts wissen will. Nach gescheiterten Sommersport-Versuchen entdeckt die trottelig-sympathisch gezeichnete Hauptfigur erst das Skifahren und schließlich die Eleganz des Skispringens.
Eddie reist ins deutsche Garmisch-Partenkirchen, um dort zu trainieren. Dort spielt ein Großteil der Handlung, obwohl der echte Eddie nur sporadisch in Garmisch trainierte. Der Film verdichtet Edwards' damalige Coaches in Gestalt eines gewohnt coolen Hugh Jackmans zu einem einzigen: Dem gescheiterten US-Skisprung-Profi Bronson Peary, der als abgehalfterter Alkoholiker die Schanzen in der Garmischer Arena pflegt. Erst wehrt der resignierte Ex-Star Eddies Trainer-Wunsch ab, um ihn später zu seinem umsorgten Schützling zu machen.
Von allen überheblich belächelt, versagt Eddie erst vollends, rappelt sich immer wieder auf, um kurz darauf erneut Rückschläge einzustecken; gedemütigt vor Selbstzweifeln schließlich fast aufzugeben, mit Durchhalteparolen und unter hartem Training dann aber zurückzukehren: "Alles ist möglich", so lange du an dich glaubst, du selbst bist, deinen Traum lebst, nur auf dich hörst und dir egal ist, was die anderen sagen – so schreit einen die handwerklich solide fabrizierte Mitfieber-Comedy an. "Eddie the Eagle" ist wie der Publikumserfolg des echten Eddie zwischen Mitleid, Witz und Spektakel angesiedelt und überzeugt weitestgehend als grobhumoriges wie charmantes Motivations-Video.
Quelle: teleschau – der Mediendienst