Emilio Sakraya meldet sich zurück. Knapp eineinhalb Jahre nach seinem Debüt-Album "Roter Sand“ veröffentlicht der Schauspieler und Musiker nun den Nachfolger "1996". Darauf zeigt "Emilio" wie er sich als Musiker nennt, große Gospelmomente, aber auch straighte HipHop-Beats und auch Pop-Elemente. Im Herbst wird er zudem wieder auf der großen Leinwand zu sehen sein. Im neuen Film von Starregisseur Fatih Akin wird er den Rapper Xatar verkörpern. prisma hat mit dem jungen Künstler über seine Arbeit gesprochen.
Sie sind Sänger und Schauspieler, wenn Sie eines von beidem wählen müssten, was würden Sie weiterhin machen?
Emilio Sakraya: Die Frage mag ich ehrlich gesagt gar nicht mehr gestellt bekommen. Ich bin Künstler und lasse mich ungern limitieren. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mich für Film entscheiden. Aber auch nur aus das dem Grund, da ich Musik auch allein machen kann. Um einen Film zu drehen, braucht man einfach ein riesiges Team mit sehr vielen Gewerken.
Ihr neues, mittlerweile zweites Album heißt "1996", das Jahr Ihrer Geburt. Wenn Sie dem Baby auf dem Cover – Ihrem jüngeren Ich – etwas über seine Zukunft sagen könnten, was wäre das?
Emilio Sakraya: Meinem jüngeren Ich würde ich gar nichts über die Zukunft sagen. Sonst würde alles nicht so geschehen, wie es passieren soll. Es kommt immer alles so, wie es kommen soll.
"1996" ist ein sehr persönliches Album, auf dem Sie auch familiäre Themen verarbeiten. Wie leicht beziehungsweise schwer fällt es Ihnen, sich dem Publikum so zu öffnen?
Emilio Sakraya: Auf einer Skala von 1 bis 10 ist es eine 10. In diesem Fall mache ich selbst die Spielregeln und entscheide, was ich preisgeben möchte und was nicht.
Sie sehen Ihre musikalischen Wurzeln in den 1990er-Jahren, also dem Jahrzehnt, in dem Sie geboren wurden. Was macht die Musik dieser Zeit für Sie aus?
Emilio Sakraya: Ich bekomme immer mal wieder Flashbacks aus dieser Zeit und dann kann ich mich erinnern, wie ich auf der Autorückbank saß und Radio gehört habe. Zu der Zeit musste man sich auf die Musik mehr einlassen, denn da konnte man ja nicht einfach wie heute bei Spotify, Amazon Music oder Apple Music zu einem anderen Song umschalten. Die Musik von damals ist einfach bei mir hängengeblieben.
Sie sind ein Schauspieler, der Musik macht, betonen aber, dass Sie das nicht aus Imagegründen machen oder weil es einfach dazu gehört. Erzählen Sie ein wenig über Ihre Musikalität und wie Sie zur Musik gekommen sind.
Emilio Sakraya: Mit zehn oder elf Jahren hatte sich meine Mutter, die Sängerin war, ein Keyboard gekauft, das ich dann benutzt habe. Ich habe mir mit Hilfe von YouTube selbst das Spielen beigebracht und dann kamen noch Schlagzeug und Gitarre dazu. Irgendwann bin ich in die Schulband eingetreten und habe angefangen, eigene Songs zu schreiben. Musik war also schon immer da.
Sie stehen seit dem Kindesalter vor der Kamera. Hatten Sie trotzdem eine "normale" Kindheit oder sind Sie dadurch schneller erwachsen geworden?
Emilio Sakraya: Ich hatte definitiv eine normale Kindheit. Ich wollte schon von klein auf Schauspieler werden und habe immer zu meiner Familie gesagt, dass ich eines Tages ein Fan werden will – ich dachte Fan bedeutet Schauspieler (lacht). Von daher bin ich sehr froh, dass mich meine Mutter dabei unterstützt hat und mir eine Agentur gesucht hat.
Viele Kinderstars leben von Ihrer kindlichen Spontaneität und haben dann, wenn Sie rationaler an ihre Rollen herangehen müssen, Probleme. Wie war diese Entwicklung bei Ihnen?
Emilio Sakraya: Ich bin ein Vollblut-Schauspieler und habe meine Rollen schon von Anfang an ernst genommen. Deswegen kann ich dazu gar nicht mehr sagen.
Was fällt Ihnen leichter, das komödiantische Fach oder dramatischere Rollen?
Emilio Sakraya: Für mich ist immer das Drehbuch ausschlaggebend und die Figur, die ich spielen soll. Ich wähle meine Projekte nicht danach aus, ob mir etwas leichter fallen könnte.
In Rheingold, dem aktuellen Film von Fatih Akin, der im Oktober in die Kinos kommt, spielen Sie den Gangsta-Rapper Xatar. Im Bushido-Biopic haben Sie den jungen Bushido gespielt. Beides sind sehr ambivalente Charaktere. Wie war es für Sie, in diese Rollen zu schlüpfen?
Emilio Sakraya: Für mich sind beide Rollen nicht miteinander zu vergleichen. Beim Dreh von "Zeiten ändern dich" war ich vielleicht 13 Jahre alt und hatte drei Drehtage, wenn es hochkommt. Bei "Rheingold" habe ich allein ein Jahr lang Xatar studiert, um ihn zu spielen. Aber mehr darf ich ehrlich gesagt noch gar nicht dazu sagen. Da können wir uns gern zum Kinostart am 27. Oktober noch einmal unterhalten.