Spätestens seit ihrer Rolle der sexuell unterdrückten Tereza in Philip Kaufmans freizügigem Liebesmelodram "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" (1987) gilt die schwarzhaarige Kindfrau als eine der jungen französischen Erotikstars. Ihr Spiel ist das Spiel der Blicke und Gesten.
Bereits als 20-Jährige macht die Schauspielschülerin von Vera Gregh (Konservatorium in Paris) ihr professionelles Schauspieldebüt in der französischen Filmproduktion "Les Nanas/The Chicks" (1984). Nur ein Jahr später erregt ihre Rolle als leidenschaftliche Schauspielschülerin in André Téchinés "Rendez-Vous" (1985) große Aufmerksamkeit. Sie wird mit dem Romy Schneider-Preis ausgezeichnet. Ein gelungener Karrierestart. Das Elternhaus - der Vater Regisseur, die Mutter Schauspielerin - trägt mit dazu bei.
Juliette Binoche kommt unter den bekannten Regisseuren Jean-Luc Godard und ihrem späteren Lebensgefährten Leo Carax (1988 bis 1991) zu weiteren Hauptrollen: in der modernen Bibelgeschichte "Maria und Joseph" (1985) und der Gangsterballade "Die Nacht ist jung" (1986, mit Michel Piccoli). Es folgt Philip Kaufmans Filmerfolg "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins".
Binoche kehrt aus den Staaten nach Frankreich zurück und besucht die USA nur gelegentlich. In dem Episodenfilm "Verführerische Geschichten/Die Liebe, das Leben und alles Andere" (1991) spielt Binoche die polnische Prostituierte Mara. Ihre melodramatische Rolle einer jungen Bürgerlichen, die einen krassen Außenseiter der Gesellschaft liebt - "Die Liebenden von Pont-Neuf" (1991) - macht Juliette Binoche endgültig zum Star. 1992 wird sie dafür mit dem europäischen Filmpreis Felix ausgezeichnet.
Ein weiterer Meilenstein wird Louis Malles "Verhängnis" (1992): Ein 50-jähriger Politiker verliebt sich in die Freundin seines Sohnes und beschwört eine Katastrophe herauf. Im gleichen Jahr sieht man die Binoche auch in "Stürmische Leidenschaft". In Krystof Kieslowsks Trilogieauftakt "Drei Farben: Blau" (1993) brilliert sie als Witwe, die sich durch die Musik aus ihrer Agonie befreit. Frankreich huldigt ihr als beste Schauspielerin mit der Goldenen Palme und dem César.
Als gelungen gelten auch Réne Cleitmans Romanverfilmung (nach Jean Giono) "Der Husar auf dem Dach" (1995) mit Oliver Martinez, sowie Chatal Akermans Liebeskomödie "Eine Couch in New York" (1985, mit William Hurt). Anthony Minghellas oscarüberschüttetes Melodram "Der englische Patient" (1996) wird auch für Juliette Binoche ein Riesenerfolg. Von den neun Oscars nimmt die Binoche einen als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle der Krankenschwester entgegen. Auf den Filmfestspielen in Berlin wird sie darüber hinaus mit dem Bären als beste Darstellerin ausgezeichnet.
Weitere Filme mit Juliette Binoche: "Drei Farben: Rot" (1994), "Alice und Martin" (1997), "Eine leidenschaftliche Affäre", "La veuve de Saint Pierre" (beide 1999), "Code: Unbekannt" und "Chocolat" (beide 2000), "Jet Lag - Oder wo die Liebe hinfliegt" (2002), "Caché" (2005), "Paris, je t'aime", "Breaking and Entering - Einbruch & Diebstahl" (beide 2006), "Dan - Mitten im Leben!", "Trennung", "Der Flug des roten Ballons" (alle 2007), "So ist Paris" (2008), "Die Liebesfälscher" (2010), "Das bessere Leben" (2011), "Cosmopolis" (2012), "Words & Pictures" (2013), "Godzilla" (2014).