Der ehemalige Bremer "Tatort"-Kommissar Oliver Mommsen ermittelt in seinem alten Einsatzgebiet. In der Kriminalkomödie "Mord oder Watt? Für immer Matjes" spielt er zum zweiten Mal jenen eitel-überdrehten TV-Kommissar Lux, den es in seine alte Heimat Bremerhaven zieht – natürlich inklusive Mordfall.
Nordsee mit Krimi geht immer. Das beweisen Erfolgsformate wie "Nord Nord Mord" oder "Nord bei Nordwest". Im vergangenen Jahr hat das Erste nun noch ein drittes ermittlungshumoristisches Basislager in der Region aufgeschlagen: in Bremerhaven und Umgebung. Im Film "Mord oder Watt – Für immer Matjes" ermittelt Tim Seebach (Oliver Mommsen), den alle nur "Lux" nennen. Was daran liegt, dass der etwas eitle und doch sympathische Fiftysomething in der Rolle des gleichnamigen Kommissars ein TV-Star ist. Ein Schauspieler also, dessen Ermittlungsleidenschaft bei kurzen Heimatbesuchen enorm aufflammt. Bei seinem zweiten Einsatz nach dem Debüt "Ebbe im Herzen" (4,3 Millionen linear Zuschauende im November 2023) liegt bei Tims Ankunft schon ein Toter im Watt. Es ist Handwerker Jorg, ein stadtbekannter Womanizer. Eigentlich wollte er gerade Fischhändlerin und Austernzüchterin Katharina (Kristin Suckow) heiraten.
Natürlich ist Kommissarin Wiebke Tönnessen (Antonia Bill) genervt vom "Lux", weil sich der Fernsehheini schon wieder in ihre Ermittlungen einmischt. Dabei hat sie doch schon den leicht wunderlichen Kollegen Malte (Joshua Seelenbinder) an der Backe. Tim zerbricht sich den Kopf über den Fall, ist aber auch mit privaten Fragen beschäftigt. Er vermisst seine verstorbene Mutter, zudem macht sich langsam das Alter bemerkbar. Die Produktion will dem "Lux" einen jungen Kollegen an die Seite stellen. Auch seine Klamotten könnten etwas "fresher" sein, weshalb ihm die TV-Macher eine Kiste mit jugendlichen Hipster-Klamotten zum Anprobieren an die See geschickt haben. Und dann ist da ja noch Tims Jugendfreundin und Gastronomin Hannah (Ulrike C. Tscharre). Man fühlt sich zueinander hingezogen. Und doch kommt immer irgendetwas zwischen dieses Paar in spe und sein mögliches Liebesglück ...
Ein paar nette Ideen hat der erfahrene Autor Michael Gantenberg ("Heiter bis tödlich: Morden im Norden", "WaPo Bodensee") in sein neues Krimi-Unterhaltungsformat hineingepackt. Vor allem die Idee eines überdrehten Herzbolzens vom Film, der in seine norddeutsch-spröde Heimat zurückkehrt, verfängt. Und sie wird vom komödienbegabten Oliver Mommsen auch mit vollem Einsatz gespielt. Es ist ohnehin erstaunlich, wie viele gute Schauspieler Regisseur André Erkau ("Tatort: Schwanensee") hier versammelt hat: Neben dem festen Cast mit der bezaubernden Antonia Bill sieht man in Nebenrollen gute Leute wie Kristin Suckow, Stephan Grossmann, Uwe Rohde oder Hedi Kriegeskotte, die als alte Frau, die alles im Ort weiß, die Ermittler Cassandra-mäßig mit düsteren Prognosen, aber auch Infos versorgt. Auch Regisseur André Erkau selbst lässt sich nicht lumpen: In einer kleinen Szene spielt er den vom "Lux" befragten Hafenmeister.
"Mord oder Watt?" ist eine Reihe, die erzählerisch und ästhetisch so sehr auf beim reiferen Publikum erfolgreiche TV-Konzepte einzahlt, dass es fast schon ein wenig frech ist: trockener Humor von der Waterkant zu arg aufgeräumten TV-Bildern. Dazu wird ein wenig Verbrechen kredenzt, das niemandem wehtut und das man schon wieder vergessen hat, kaum sind die Schlusstitel des Films durchgelaufen. Dazu gibt es musikalisch, wenn nicht gerade Coversongs von 60er-/70er-Oldies laufen, die typisch hüpfende Lustiger-Krimi-Filmmusik. Für manche passt alles, was "Mord oder Watt?" darstellt, wunderbar zusammen. Für den Rest ist diese Form von altem Fernsehen wohl eher irrelevant.
Mord oder Watt? Für immer Matjes – Fr. 18.10. – ARD: 20.15 Uhr