"Sisi & Ich": Ein königliches Vergnügen




"Sisi & Ich" präsentiert eine erfrischend andere Sichtweise auf Kaiserin Elisabeth und ihre unkonventionelle Beziehung zu Gräfin Irma von Sztáray, gespielt von Sandra Hüller und Susanne Wolff.
Das schicksalhafte Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn diente schon oft als Vorlage für Verfilmungen: Man denke etwa an die kitschige Triologie "Sissi" mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm (1955 bis 1957) oder an die RTL-Serie "Sisi" mit Dominique Devenport und Jannik Schümann (seit 2021). Frauke Finsterwalder schlägt mit "Sisi & Ich" einen neuen Pfad ein: Statt der Liebe zu Kaiser Franz Joseph steht dabei die enge Beziehung zwischen der Monarchin (Susanne Wolff) und ihrer Hofdame, Gräfin Irma von Sztáray (Sandra Hüller), im Zentrum. ARTE zeigt den Film, der 2023 im Kino lief, im Rahmen des Themenschwerpunkts "Ein Abend mit Sandra Hüller" als Free-TV-Premiere (ab 5. März in der Mediathek).
Natürlich ist da auch diesmal wieder der Bruch mit der feinen höfischen Etikette. Das Unerhörte, das Sisi-Geschichten wohl überhaupt erst so zeitlos und dauerhaft interessant macht. Aber Frauke Finsterwalder, die Regie führte und gemeinsam mit Christian Kracht auch das Drehbuch schrieb, macht es in "Sisi & Ich" doch ganz anders als man es aus früheren Verfilmungen kennt. So, wie sie es macht, wäre es etwa zu Romy Schneiders Zeiten nicht nur unerhört, sondern wohl gänzlich undenkbar gewesen. Statt dem großen Melodrama wählt sie eher die Form der Tragikomödie. Statt altbackener Galanterie und Schwindelanfällen zeigt sie eine Hofdame, die gemeinsam mit der Kaiserin in einer Badewanne sitzt und ausgelassen herumplanscht.
Eine Beziehung gegen alle Regeln ihrer Zeit
Die ungarische Gräfin von Sztáray war die letzte Begleiterin der 1898 ermordeten Monarchin. In "Sisi & Ich" muss sie zunächst ihre Tauglichkeit durch harte Prüfungen unter Beweis stellen, ehe sie auf der griechischen Insel Korfu in den Dienst der Kaiserin eintreten darf. Als Elisabeths bald schon engste Bezugsperson muss Irma viel aushalten. Gleichzeitig verspürt sie eine große Faszination und bald auch Zuneigung für die moderne Kaiserin, die schon lange die Nase voll hat von all den Regeln und Vorschriften in ihrem Leben. So entwickelt sich eine Beziehung, die bald weiter reicht, als es für die damalige Zeit schicklich ist.
"Sisi & Ich" wurde mit dem Bayerischen Filmpreis (beste Regie) sowie dem Deutschen FIlmpreis (bestes Kostümbild) ausgezeichnet. Nach Meinung vieler Kritiker, die neben Finsterwalders feinfühliger Inszenierung vor allem das Zusammenspiel von Wolff und Hüller vielfach lobten, hätte der Film noch viel mehr verdient gehabt. Die einhellige Meinung nach der Uraufführung bei der Berlinale 2023: Das hier ist eine der interessantesten, originellsten und letzthin besten Sisi-Verfilmungen, die je gedreht wurden.
Im Anschluss an "Sisi & Ich" blickt das Doku-Porträt "Sandra Hüllers Geheimnis" (22.15 Uhr, ebenfalls eine TV-Erstausstrahlung) gezielt auf die bisherige Karriere der gefeierten Schauspielerin, die ab den frühen 2000-ern diverse Schauspiel- und Theaterpreise einheimste, ehe ihr 2016 mit "Toni Erdmann" der endgültige Durchbruch gelang. 2024 mit "Anatomie eines Falls" für einen Golden Globe und einen Oscar nominiert (jeweils als beste Hauptdarstellerin), gehört Sandra Hüller inzwischen zu den international bekanntesten deutschen Leinwandstars. Wer ist die Frau, die zuletzt von einem Erfolg zum nächsten eilte? Neben verschiedenen Wegbegleitern kommt in dem knapp enstündigen Film von Antje Harries auch Sandra Hüller selbst ausführlich zu Wort.
Sisi & Ich – Fr. 07.03. – ARTE: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH