"Gefährliche Wahrheit": düstere Thriller-Berieselung
Eine Journalistin deckt nach einem Wohnhausbrand einen Korruptionssumpf in ihrer Stadt auf. Beim Politthriller mit Lisa Maria Potthoff springt der Funke nicht so recht über.
Blaulicht, Rauchschwaden, gaffende Menschenmassen: Ein Wohnblock steht in Flammen. Viele Schaulustige zücken ihre Handykameras. Sie filmen, während die Einsatzkräfte versuchen, das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Inmitten des Getümmels befinden sich auch die Journalistin Maren Gehrke (Lisa Maria Potthoff) und ihr Kollege Hans Buttke (Uwe Preuss) – immerhin liegt bei einem derart verheerenden Brand die ganz große Story nur ein tragisches Schicksal entfernt. Selbiges ist schnell gefunden: ein Mann (Sahin Eryilmaz), augenscheinlich verzweifelt, der seine Tochter aus dem Haus trägt und nach seinem Sohn schreit, der sich noch in der brennenden Wohnanlage befindet.
"Dahinten", sagt Maren. "Der mit dem Kind." Hans knipst. Es ist das perfekte Motiv für die Titelseite: ein weinender Vater mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm. Im nächsten Moment die Entwarnung, gänzlich herzlos scheint das Duo mit den Pressewesten dann nämlich doch nicht geraten zu sein. Stattdessen läuft Maren auf den Mann zu, nimmt ihm das Kind ab und beginnt mit der Herzdruckmassage, bis ihr ein Sanitäter zu Hilfe eilt.
Tatsächlich, wie dem Publikum in Jens Wischnewskis Politthriller "Gefährliche Wahrheit" (2021) – nach einer Erstausstrahlung bei ARTE nun auch im ZDF zu sehen – bereits in den nächsten Szenen unmissverständlich signalisiert wird, gehören Maren und Hans zu den Guten. Die Skrupellosen, das sind die anderen: Etwa Marens junge Kollegin Sarah Karimi (Almila Bagriacik), die stets auf reißerische Headlines und fragwürdige Methoden setzt, um die Karriereleiter bei der Lokalzeitung hochzuklettern.
Auch sonst scheint es recht korrupt zuzugehen in der fiktiven Stadt, die Regisseur Wischnewski gemeinsam mit Drehbuchautorin Silke Zertz ("Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen") zum Dreh- und Angelpunkt dieser leider etwas freudlos geratenen Geschichte auserkoren hat. Maren, die um jeden Preis herausfinden will, was wirklich hinter dem Brand steckt, findet sich schon bald im Mittelpunkt zahlreicher Verschwörungen wieder. Wieso mussten drei Menschen – darunter auch der 14-jährige Sohn des Mannes, der dank Maren und Hans die Titelseite der Zeitung ziert – ihr Leben lassen? Hat der neue Eigner der bereits vor dem Brand baufälligen Siedlung damit zu tun? Oder handelt es sich schlichtweg um einen Zufall, dass während Marens Ermittlungen wichtige Zeugen und Informanten sterben?
Fazit zum Film
Eigentlich spräche so vieles dafür, dass "Gefährliche Wahrheit" funktionieren könnte und sollte: Da sind zum einen Jens Wischnewski, der 2020 für seinen grandiosen Tatort "Anne und der Tod" zu Recht für einen Grimme-Preis nominiert wurde, und Silke Zertz, die für ihre Drehbücher bereits zweimal mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Zum anderen ist da natürlich Lisa Maria Potthoff, die die Figur der ruhigen und gleichermaßen unnachgiebigen Journalistin genauso souverän spielt wie ihre ARD-Actionrolle Sarah Kohr.
Und trotzdem: Irgendwie will diesem Thriller nicht gelingen, das fraglos große Potenzial auch auszuschöpfen. "Gefährliche Wahrheit" gestaltet sich über lange Strecken hinweg zu langatmig, zu oberflächlich – und das, obwohl die Handlung intelligent und die Figuren glaubwürdig und gut durchdacht sind. Zu vieles wird jedoch nur angedeutet, zu wenig wirklich auserzählt in dem anderthalbstündigen Film, der trotzdem gut genug ist für einen düster-unterhaltsamen Montagabend.
"Gefährliche Wahrheit" – Mo. 25.04. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH