Ungewöhnliche Miniserie

"For the Drama": Ein spannendes Experiment!

30.06.2024, 12.22 Uhr
von Elisa Eberle

In der Mini-Serie "For the Drama" gewährt 3sat spannende Einblicke in die Bayerische Staatsoper. Unter der Regie von Barrie Kosky entsteht vor realen Proben zu "Die Fledermaus" ein packendes Drama mit echten Opernstars. 

3sat
For the Drama
Serie • 29.06.2024 • 21:58 Uhr

Drama hinter den Kulissen der Oper

Sie gilt als die "Operette aller Operetten" und als Höhepunkt der sogenannten goldenen Operettenära: "Die Fledermaus" von Johann Strauß wurde 1874 in Wien uraufgeführt. Knapp 150 Jahre später wurde das Stück im Dezember 2023 vom australischen Regisseur Barrie Kosky an der Bayerischen Staatsoper in München neu inszeniert. "For the Drama" heißt eine außergewöhnliche fiktionale Mini-Serie, die vor dem Hintergrund der realen Probenarbeit zu "Die Fledermaus" entstand. 3sat zeigt die drei 30-minütigen Episoden von ARD Kultur nun an einem Stück. Bereits ab Donnerstag, 20. Juni, ist die komplette Serie zudem in der ARD Mediathek sowie auf ardkultur.de abrufbar.

Rosa (Marie Nasemann) und Gabriel (Eidin Jalali) sind die Zweitbesetzung für "Die Fledermaus". Ähnlich wie die von ihnen verkörperten Figuren Rosalinde und Gabriel von Eisenstein sind sie auch privat ein Paar. Der Serien-Gabriel plant, seiner Rosa einen Heiratsantrag zu machen, dann jedoch erwischt er sie mit einer Affäre: "Ich hab Mist gebaut, glaub ich", gesteht Rosa. "Mit wem?", möchte Gabriel wissen. "Das ist doch nicht wichtig", entgegnet sie. Er jedoch ist anderer Meinung: "Doch, das ist wichtig: Ist es jemand vom Haus? Sitze ich morgen neben dem Typen in der Maske?"

Cameo-Auftritte echter Opernstars

Es sind kurze, alltägliche Dialoge wie dieser, die "For the Drama" auszeichnen. Manche davon sind gescriptet, andere ergeben sich aus der Improvisation. Die Serie kommt im Wesentlichen mit vier Figuren aus: Neben Rosa und Gabriel ist da der Pförtner Alfred (Wilson Gonzalez Ochsenknecht), der als gemeinsamer Freund des Paares zwischen die Fronten gerät. Vivien König spielt die Regieassistentin Sophie. Darüber hinaus haben viele Mitwirkende der realen Operetten-Inszenierung Cameo-Auftritte, darunter der Operetten-Regisseur Barry Kosky, der Staatsintendant Serge Dorny und die Sängerin Diana Damrau.

In kurzen Interviews, die von den Serienfiguren im Stil von Rollenbesprechungen geführt werden, gewähren die Expertinnen und Experten Einblicke in den Arbeitsalltag an einem großen Opernhaus sowie in die Hintergründe zur "Fledermaus": Was die von ihr dargestellte Rosalinde von Gabriel von Eisenstein wolle, fragt Rosa etwa die Rosalinde-Erstbesetzung Diana Damrau und weiter: "Warum sind sie überhaupt noch ein Paar?" Es ist eine Frage, die sich ebenso gut auf die in der Serie erzählte Beziehungsgeschichte übertragen ließe.

Spannender Blick hinter die Kulissen

Sowohl in der Operette als auch in der Serie sind Verrat, Rache und Liebe die zentralen Themen: Rosa bekommt in der Serie kurz nach dem Seitensprung ein Stellenangebot vom Opera House in Sydney, wenig später erfährt sie, dass sie schwanger ist. Die Operette "Die Fledermaus" wiederum erzählt von einem zweifachen Seitensprung der Eheleute von Eisenstein – und von der ausgetüftelten Rache eines von Gabriel von Eisenstein gekränkten Notars.

Die in "For the Drama" erzählte Beziehungsgeschichte ist sicher nicht die innovativste, die Umsetzung der kühnen Serienidee gefällt aber durchaus: Neben den erwähnten Interview-Sequenzen gewähren die drei Folgen zahlreiche Blicke hinter die Kulissen der Bayerischen Staatsoper: Außer der Probenbühne und den Kulissen der "Fledermaus" werden auch einzelne Gewerke und die Theaterkantine gezeigt.

Eine Operette mit Ohrwurmpotenzial

Für Hauptdarstellerin Marie Nasemann war "For the Drama" ein "ganz besonderes Projekt", wie sie im Interview schwärmt: "Zum einen, weil ich wieder in meiner Heimatstadt drehen durfte, und zum anderen, weil ich dabei mal hinter die Kulissen gucken durfte." Mit dem Besuch der Theaterkantine schloss sich für die 35-Jährige nach eigenen Angaben ein Kreis, schließlich saß sie dabei "mit den Angestellten des Residenztheaters an einem Tisch". Das auf Sprechtheater spezialisierte Münchner Residenztheater liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bayerischen Staatsoper. 2011, so ist auf der Website von Marie Nasemann zu lesen, hat sie am Residenztheater die Inszenierung "Call me God" gesehen – ein Schlüsselerlebnis, das die Drittplatzierte von "Germany's Next Topmodel" 2009 dazu bewegte, eine Schauspielausbildung zu absolvieren.

Beruflich hatte die 1989 in Gauting geborene Nasemann bislang keine Berührungspunkte mit der Oper: "Wir dachten anfangs auch, dass wir da auf Ablehnung stoßen könnten", erinnert sie sich an die Spannung vor Drehbeginn: "Tatsächlich waren die Sängerinnen und Sänger allerdings alle offen, bei den Dreharbeiten dabeizusein. Sie finden es, glaube ich, auch mal ganz schön, im Fernsehen stattzufinden."

Ein Ziel des ungewöhnlichen Experiments, Operette mit Serie zu kombinieren, sei, Nasemann zufolge, "Theater und Oper für mehr Leute zugängig zu machen", insbesondere mit Blick auf die junge Zielgruppe. Im Hinblick auf die fast schon poppige und Ohrwurm-lastige "Fledermaus" ist dieser Ansatz auf jeden Fall gelungen.

For the Drama – Sa. 29.06. – 3sat: 21.55 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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