Henni Höffner in Italien: Das Drama im Olivenhain
Im vierten Film der Reihe 'Das Kindermädchen' begibt sich Henni Höffner (Saskia Vester) nach Apulien, um einem deutschen Ehepaar mit ihren Kindern zu helfen. Doch nichts ist, wie es scheint.
Die Farben leuchten unter der Sonne Italiens, die Oliven reifen, man spürt den Duft des Essens: Der Regisseur Sascha Bigler und sein Kameramann Ralf K. Dobrick haben für Saskia Vesters viertes Auslandsabenteuer als Supernanny Henni Höffner eine Kulisse gezaubert, die so manchen sofort vom nächsten Urlaub träumen lassen dürfte. Zu Beginn des Degeto-Freitagsfilms "Das Kindermädchen: Mission Italien", der eigentlich in "Ferienfilm" umbenannt werden müsste, entsteigt Vesters Henni in Apulien dem Überlandbus aus München, um einem deutschen Ehepaar mit dessen Kindern zu helfen. Doch in der Familie hängt offenbar der Haussegen schief.
Bei der Erstausstrahlung des bisher letzten Films der Reihe mitten im Pandemie-Mai 2021 konnten viele Zuschauerinnen und Zuschauer tatsächlich nur von Italien träumen. Und so begleiteten immerhin 4,63 Millionen Menschen Saskia Vester zumindest am Bildschirm in den Süden. Das Erste wiederholt die Folge nun am Freitagabend zur Primetime.
Mittendrin statt nur dabei
Henni, die Supernanny aus München, ist die Frau, die weltweit jeder haben möchte, wenn es Kinder zu betreuen gilt. So wie die deutschen Aussteiger Rosa (Clelia Sarto) und Benno (Janek Rieke), die sich mit ihren beiden Kindern im tiefen Süden Italiens eingerichtet haben. Man glaubt es diesem Ehepaar, dass es einst Hals über Kopf aus lauter Liebe zum Land nach Italien ging, um dort Oliven anzubauen. Kaum angekommen, sitzt Henni an der reich gedeckten Tafel und stimmt alsbald das Partisanenlied "Bandiera rossa" mit der Familie an.
Doch alles ist nicht so rosig wie es aussieht: Traurig und gar griesgrämig wirkt Rosa, die Mutter, und Vater Benno bändelt heftig mit der schönen Vittoria (Liza Tzschirner) an, die Rosa eingestellt hat, damit sie im Olivenhain hilft. Besonders die Kinder, die Henni betreuen soll, zeigen sich darob erschüttert. Es wäre jedoch gelacht, wenn die brave Henni, die immer so treudoof gucken und so schamlos naiv fragen kann, nicht herauskriegen würde, was da los ist auf der schönen Farm.
Schon die verdorrten Olivenbäume in der Ferne weisen ja auf Krankheit hin, die Feuerbakterien Xylella haben ihnen den Garaus gemacht, die Existenz der in der Coronakrise ohnehin gefährdeten Existenz der Olivenbauern ist bedroht. Hinzu kommt, es ist fast schon des Üblen zuviel, dass Bennos Vater, der mal ein berühmter Schlagersänger war, vor Jahresfrist an Krebs verstarb. Will Rosa ihren Mann mit dem Verschweigen ihrer eigenen Erkrankung vor weiterem Kummer bewahren? Plant sie womöglich für seine Zukunft ohne sie?
All dieses Ungemach hat gegen die stets positiv gestimmte Henni keine Chance, zudem ist die Umgebung viel zu schön, um hier einfach so zu sterben (auch Goethe starb ja in Neapel nicht, nur nebenbei bemerkt). So kommt es zu einem sanften offenen Schluss mit Zoom ins Krankenhaus und herzlicher Umarmung bis auf ein Wiedersehen. Ach Gott, rührender und doch lebensfroher ist noch kein anderer Freitagsfilm gewesen. Komödiantischer Neorealismus wie nach dem Krieg vor 70 Jahren.
"Das Kindermädchen: Mission Italien" – Fr. 28.06. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH