"Extraklasse – On Tour": Crashkurs im Landschulheim
Der von Axel Prahl gespielte Ex-Journalist Ralph Friesner versucht sich erneut als Aushilfslehrer - es ist bereits der dritte Film aus der "Extraklasse"-Reihe. Diesmal geht es mit einer Problemklasse auf ein Seminar.
In der Vorweihnachtszeit 2018 erwärmte sich das Publikum auf Anhieb für die "Extraklasse" im ZDF. 6,5 Millionen Zuschauer und ein Marktanteil von 20,7 Prozent – angesichts dieses Erfolges gab es unter dem Titel "Extraklasse 2+" 2021 eine Fortsetzung der turbulenten Story um einen Ex-Journalisten, gespielt von Publikumsliebling und "Tatort"-Star Axel Prahl, der zum Lehrer in Berlin-Marzahn mutiert. Nachdem auch diese, abermals von Regisseur Matthias Tiefenbacher inszenierte Pennäler-Komödie gut ankam, geht es nun weiter. In "Extraklasse – On Tour", diesmal unter der Regie von Sinan Akkuş (Buch: Gernot Gricksch), geht es für den gutmütigen, aber latent überforderten Aushilfslehrer mit einer bunten Chaostruppe von Schülern zum Seminar in eine Jugendherberge.
Alle wollen sie endlich die Prüfung für die Abendschule bestehen, alle sind sie zuvor schon mal gescheitert. Nun wollen sie es mithilfe des Ex-Jounalisten und Aushilfslehrers Ralph Friesner (Prahl) beim Crashkurs im Landschulheim noch einmal mit der Schule probieren. "On tour" gewissermaßen. Keywan aus dem Iran ist schwul und trockener Alkoholiker. Ruth, die Friseurin, will wegen ihrer Rückenprobleme Bürokauffrau werden. Die dunkelhäutige Faheema sagt erst mal gar nichts, sie hat mit ihrem Stottern zu kämpfen. Nick haben "die Eltern hergeschickt", er macht überall den Sonnyboy. Mirco (Niklas Bruhn) aber hat ein Frauenproblem, er ist der Böse unter vielen Guten.
Aus dieser Problemklasse könnte sich gut und gerne eine Chaos-Komödie à la "Fack ju Göhte" entwickeln. Doch nach dem Drehbuch von Gernot Gricksch rennt der gutwillige Herr Friesner lauter offene Türen ein. Zu oft trieft die Moral und an jeder Ecke lauert ein Lob.
Irgendwo im Niemandsland zwischen Pestalozzi und Elyas M'Barek ist diese Paukerkomödie angesiedelt. Selbstverständlich wird etwa der stotternden Faheema (Belina Nasra Mohamed-Ali) geholfen. Wenn sie alleine mit ihrer Zimmer-Nachbarin, der übergewichtig-charmanten Ruth (Nadine Wrietz) ist, kann sie ja ganz gut sprechen, nur vor der Gruppe funktioniert es halt nicht so recht.
Flucht in den Aufzug
Ob aber Ralph ein guter Motivator ist, der sein Coaching-Projekt zu einem guten Ende führen kann, wird nicht so recht erfindlich. Dazu geht er auf seine Klientel im Einzelnen zu wenig ein. Oft bleiben die Schülerinnen und Schüler in kargen Zwiegesprächen unter sich. Die Orhwürmer auf dem Score helfen da wenig, sie sind allenfalls für die Werbung gut.
Fürs Komische ist vor allem Katharina Thalbach zuständig. Bei ihr wohnt Ralph noch immer als Untermieter. Als es zu Hause einen Wasserrohrbruch gibt, steht Karin plötzlich im Landschulheim und will auch gleich die Abschlussparty für das Projekt vorbereiten. Doch sie verursacht dabei einen Kurzschluss und mischt sich auch sonst augenrollend immer wieder in Ralphs Angelegenheiten ein. Dass die Dauerstreithähne Karin und Ralph am Ende wieder zueinander finden, ist von eher bescheidenem dramaturgischen Reiz. Aber auch ein Herbergsvater, der sich als Nachfahre eines Chirokee-Stammes wähnt, salbadert viel über die Vorzüge des multikulturellen Zusammenlebens.
Dass Mirco, der Frauenfeind, am Ende dann auch noch Ruth belästigen muss und diese darauf hin angstbesessen in einen Aufzug flieht, in dem sie über Nacht gefangen bleibt, gibt dieser Schulkomödie den dramatischen Rest. Die Selbstfeier nach dem Motto: "Wir schaffen das!" wirkt allenfalls wie ein gut gemeinter Appell. Auskunft darüber, was Anlass zu dieser Hoffnung gibt, bieten die vorherigen 90 Minuten nicht wirklich. Schade – auch, weil man Axel Prahl bei seinem Kampf gegen die Windmühlenflügel des Bildungswesens momentweise ganz gerne zugesehen hat.
Extraklasse – On Tour – Mo. 12.12. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH