Enthüllung des Jahrhundertbetrugs: "Die Affäre Cum-Ex"









Die deutsch-dänische Serie "Die Affäre Cum-Ex" beleuchtet den größten Steuerbetrug Europas, bei dem Banker, Anwälte und Investoren 146 Milliarden Euro veruntreuten. Ab 22. März in der ZDF-Mediathek verfügbar, zeigt die Serie die spannende Aufdeckung des Skandals.
"Die Affäre Cum-Ex" ist eine achtteilige Fiction-Serie über einen komplexen, trockenen Stoff. So komplex und trocken, dass er in Nachrichten und sozialen Medien selbst dann kein "Breaking News"-Thema war, als das gigantische Ausmaß eines systematischen Staatskassenbetruges aufgedeckt wurde. Es geht um nicht weniger als 146 Milliarden Euro. Um jene Summe betrog ein weit verzweigtes Netzwerk von Bankern, Anwälten und reichen Investoren die Steuerkassen, also den Bürger. Manche sagen, Cum-Ex-Geschäftler nutzten ein "Steuerschlupfloch". Korrekt ist jedoch: Es handelt sich um klassischen Betrug. Einfach erklärt funktioniert er so: Man zahlt Steuern auf Kapitalerträge, lässt sie sich zweimal rückerstatten und behauptet, der Vorgang sei legal.
Vor allem zwei Frauen im Staatsdienst, die deutsche Staatsanwältin Lena Birkwald (Lisa Wagner) sowie Inger Brøgger (Karen-Lise Mynster), Leiterin der dänischen Behörde für Steuererstattungen, bringen den Fall ins Rollen. Über achtmal 45 Minuten erzählt die Serie das Entstehen und die Aufdeckung des Skandals – präzise und dennoch sehr unterhaltsam. "Die Affäre Cum-Ex" steht ab Samstag, 22. März, in der ZDF-Mediathek. Am selben Tag findet sich dort auch der 90-minütige Dokumentarfilm "Systemfehler: Der Cum-Ex Skandal", über den man etliche der wahren Figuren hinter dem Serien-Personal kennenlernt. Die Filmemacher, Creator und Showrunner Jan Schomburg für die Serie, und auch Judith Lentze für den Dokumentarfilm, schaffen es, einen unglaublichen Vorgang von Gier und Dreistigkeit über ihre TV-Werke transparent zu machen.
Hochkarätige Besetzung
Viele namhafte deutsche, dänische und aus anderen europäischen Ländern stammende Schauspieler gaben dem Personal der Cum-Ex-Affäre ein Gesicht. Darunter in Nebenrollen Martin Wuttke, Stefanie Reinsperger oder Fabian Hinrichs. Die Geschichte beginnt allerdings in einem Frankfurter Hochhaus mit zwei Hauptfiguren des Skandals: Die Anwälte Bernd Hausner (Justus von Dohnányi) und sein junger Protegé Sven Lebert (Nils Strunk) stellen ihre geplanten Cum-Ex-Geschäfte einem Bankdirektor vor. Überall sind sie auf der Suche nach Investoren in das zweifelhafte Geschäftsmodell, das jedoch hohe "Renditen" abwirft. Bald erlebt man sie in London, noch etwas später in der Schweiz auf Verkaufstour. Auch wenn manche Kunden skeptisch sind: Die Gier treibt viele von ihnen am Ende doch in das Cum-Ex-Netzwerk hinein.
Dabei steht die Serie immer wieder vor dem Problem, extrem komplexe Materie verständlich machen zu müssen. Selbst Fachleute nebst zuständigen Behörden mussten lange nachdenken, bis sie im logisch manchmal etwas verworrenen Finanzsystem die richtige Spur des Betrugs witterten. Für Zuschauer versuchen es Serie und Dokumentarfilm immer wieder mit Metaphern: "Doppeltes Kindergeld (kassiert von Mutter und Vater), ist das nicht Betrug?", fragt beispielsweise der bodenständige Vater (Thorsten Merten) von Jung-Banker Lebert. Und der antwortet ihm: "Im Finanzmarkt ist das alles anders. Da gehen Dinge, die im echten Leben nicht gehen."
Kleine Ermittler, große Helden
Immer wieder fühlt man sich an Adam McKays bei den Oscars 2016 mit dem Drehbuchpreis gekrönten Film "The Big Short" erinnert. In dem wurde mit riesigem Staraufgebot, viel Ironie, aber auch einer absurden Informationsdichte der Finanzskandal der Jahre 2007 bis 2009 aufgerollt. Die Älteren und vor allem die Geschädigte erinnern sich: Seinen Höhepunkt erreichte er mit dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008. In "Die Affäre Cum-Ex" braucht es neben Kindergeld auch Vergleiche mit Pfandrückgabe, halb vollen Wassergläsern und anderem, um dem Treiben der Gierigen auf die Schliche zu kommen.
Als der Cum-Ex-Skandal durch das Wirken von Staatsdienerinnen und -dienern transparent wird, überzieht man die mutigen Kämpferinnen und Kämpfer erst mal mit Klagen, politischem Lobbyismus und anderen Methoden des Widerstands der Reichen und Mächtigen. Doch Hartnäckigkeit und Mut siegen am Ende: Es kommt zu großen Prozessen und Anklagen. Viele davon laufen noch – und werden wohl auch die nächsten Jahre nicht abgeschlossen sein.
Dennoch ist die Cum-Ex-Affäre eine Geschichte, die trotz der Dreistigkeit der Täter, hinter dem sich ein absurdes Weltbild offenbart, auch etwas Tröstliches hat: Die Hartnäckigkeit einer Gruppe kleiner Ermittler, aber großer Helden, die für Gerechtigkeit kämpfen, siegt am Ende. Im Finanzsystem sind solche guten Nachrichten im Sinne der Fairness nicht unbedingt an der Tagesordnung.
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH