Bülent Ceylan und die Kraft der Musik

Comedian Bülent Ceylan unterstützt im ZDF-Format "Don't Stop the Music" sozial benachteiligte Grundschüler dabei, ein Musikinstrument zu erlernen.
Wann haben Sie Ihre Liebe zur Musik entdeckt?
Das war relativ früh, auch wenn ich mich dann erst im Teenager-Alter in meine eigene Richtung entwickelt habe. Ich hab damals im Kinderchor gesungen. Unser Musikschullehrer war sehr ambitioniert und hat uns Sachen wie Carmina Burana singen lassen. Natürlich hat man als Kind davon nicht alles verstanden, aber es war definitiv eine tolle erste Erfahrung. Später habe ich mit Freunden aus der Schule eine eigene Rock-Band gegründet. Mit 15 dachte ich zwar kurz, ich müsste Techno hören, dann habe ich aber meine Haare wachsen lassen und gemerkt, dass Headbangen Spaß macht. Seitdem bin ich dem Metal treu geblieben. Wobei ich mich auch mal an anderes heranwagen kann. Das ist das Tolle am Comedian-Dasein: Du kannst mit Florian Silbereisen auf der Bühne stehen, ohne dass es die Metal-Fans dir krumm nehmen.
Und welches Instrument haben Sie als Kind gelernt?
Ich habe tatsächlich Geige gespielt. Mein Musiklehrer am Gymnasium wollte, dass wir alle ein Instrument spielen. Also hat mein Vater die Geige von meinem Ururgroßvater aus dem Keller geholt und extra für mich reparieren lassen. Zu Weihnachten habe ich Lieder auf der Geige gespielt. Das klang nicht unbedingt perfekt, aber man konnte sie zumindest erkennen (lacht).
Bei "Don’t Stop The Music" musizieren Grundschüler. Wie lief die Wahl der Instrumente ab?
Wir haben die 50 Schüler gefragt, worauf sie Lust haben. Natürlich konnte nicht jeder am Ende Gitarre oder Schlagzeug spielen. Für das Abschlusskonzert werden zum Beispiel auch Trompeten gebraucht. Das Trompetenspielen ist gar nicht so einfach, wie man denkt. Da muss man nicht bloß pusten. Erstaunlich war auch, wie viele Kinder Geige spielen wollten. Ich weiß ja aus Erfahrung, wie schwer es ist, dieses Instrument zu beherrschen.
Aber schön, dass Musizieren bei den Schülern so ein Thema ist.
Es ist toll, wie groß das Interesse ist. Man denkt immer, dass die Kinder heutzutage nur vorm Computer hocken oder am Handy sind. Da ist es wirklich schön, wenn sie zu Instrumenten greifen. Eine Professorin für Musikpädagogik und ein Facharzt für Neurologie begleiten ebenfalls das Projekt. Sie haben beide betont, wie wichtig Musik für die Entwicklung ist und wie Musizieren die emotionale Intelligenz fördert. Das Projekt ist auch ein wichtiger Beitrag zur Integration. Ich werde da sonst immer hellhörig, aber hier stimmt es: Man muss als Gemeinschaft funktionieren und aufeinander achten, wenn man zusammen auf der Bühne spielt.
Wie haben Sie das Projekt erlebt?
Ganz ehrlich: Das ist das beste Fernsehformat, an dem ich beteiligt bin! Und das meine ich wirklich so. "Don’t Stop The Music" ist was fürs Herz und zeigt, wie wichtig es ist, gerade in der Corona-Zeit die Kinder nicht zu vergessen. Es stehen zwar ein paar Kinder besonders im Fokus, aber aus ihren Geschichten wird nicht extra etwas herausgepickt. Manche von ihnen haben für ihr Alter sowieso schon genug erlebt – sei es Flucht oder Gewalt. Wenn sie davon erzählen möchten, ist es in Ordnung, aber man muss das nicht erzwingen.
Was ist für das Abschlusskonzert geplant?
Man darf nicht erwarten, dass nach neun Monaten Projektlaufzeit Profimusiker auf der Bühne stehen. Aber es ist Wahnsinn, was die Kinder schon jetzt drauf haben. Ich war gerade erst wieder bei einer Probe dabei und bin beeindruckt, wie sie sich machen. Das Wichtigste, auch beim Abschlusskonzert, ist, dass alle Beteiligten Spaß haben. Und so viel darf ich verraten: Der eine oder andere Profimusiker wird den Auftritt begleiten.
Neun Monate ist ja schon eine ziemlich lange Projektlaufzeit.
Es hat uns glaube ich von den 50 Kindern auch nur eins verlassen. Die anderen sind alle dabei geblieben und haben fleißig geübt. Natürlich war das nicht immer einfach. Oft musste ich sie motivieren – sei es bei den Proben oder zwischendurch in Videobotschaften. Es ist nicht so, als würde ich in eine Schule marschieren und plötzlich beherrschen die Kinder ein Instrument. Das sieht man auch im Fernsehen. Aber das Schöne ist, dass die Schüler mich als Vorbild nehmen können. Jemanden mit Migrationshintergrund, der drangeblieben ist und es nach oben geschafft hat. Mir ist es auch wichtig, dass das Projekt fortgeführt wird. Da bin ich mit meiner Kinder-Stiftung schon dran.
Wie sieht es eigentlich mit Ihren eigenen Kindern aus? Sind sie auch musikalisch?
Absolut, da bin ich auch echt stolz drauf. Meine ganz Große möchte am liebsten Sängerin werden. Mein Jüngster lernt gerade Klavier. Natürlich kriegen sie durchs Fernsehen mit, was ich so mache –zum Beispiel bei "The Masked Singer". Das beeinflusst sie auch. Mein Sohn hat letztens am Klavier in Rammstein-Manier ein Lied gegen Corona geklimpert. Das war wirklich filmreif. Ich halte meine Kinder ja aus der Öffentlichkeit raus, aber das Video hätte sicher viele Klicks gekriegt (lacht).
"Don't Stop the Music"
- 12.04., 13.04. und 14.04., jeweils um 22.15 Uhr im ZDF