"Walpurgisnacht": Grusel-Krimi aus der DDR
Silke Bodenbender, Ronald Zehrfeld und Jörg Schüttauf ermitteln in einer fiktiven Ost-West-Kooperation, um eine Mordserie im Ostharz des Jahres 1988 aufzuklären.
Eine Touristin aus Westdeutschland stürzt 1988 von einer Klippe im Ostharz. Obwohl die Vorgesetzten des Polizisten Karl Albers (Ronald Zehrfeld) die Tote gern unter der Rubrik "Unfall" ablegen würden, kreuzt der Ermittler in den Unterlagen als Todesursache "ungeklärt" an. Dadurch müssen die Westbehörden informiert werden. Aus Wiesbaden reist LKA-Ermittlerin Nadja Paulitz (Silke Bodenbender) an, mit der Karl und sein Vorgesetzter, Hauptmann Wieditz (Jörg Schüttauf), zusammenarbeiten müssen. Interessant am ZDF-Zweiteiler "Walpurgisnacht" ist die Kombination dreier Genres, die so selten zusammenkommen. Das atmosphärische, wenn auch hier und da etwas überzogene TV-Stück, vereint Krimi, Zeitgeschichte und knallharten Gothic-Grusel vor grau-provinzieller DDR-Kulisse. Teil zwei läuft am Mittwoch, 20. Februar, um 20.15 Uhr.
Kaum ist Westermittlerin Nadja in der wunderbar trist, aber trotzdem stimmungsvoll gezeichneten DDR-Provinz angekommen, geschieht ein weiterer Mord an einer jungen, attraktiven Frau. Der unbekannte Täter weist offenbar psychopathische Züge auf. Er trennt den Toten Zehen ab und dekoriert die Leichen mit Hexenbesen.
Kreisleiter Egon Pölz (Godehard Giese), ein einflussreicher Mann, versucht den Verdacht von seinem Sohn Ronny (Theo Trebs) zu lenken, der offenbar eine Beziehung zum ersten Opfer hatte. Stattdessen soll Jörg Spengler (Adam Venhaus), ein zurückgeblieben wirkenden Außenseiter, in den Mittelpunkt der Ermittlungen rücken. Der Sonderling schnitzt im Dachzimmer der Pension seiner Mutter Hexenfiguren.
Kameramann Christian Marohl zauberte schon im wunderbaren Coming-of-Age ARD-Film "Zuckersand", 2018 zu Recht mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet, bestechende Bilder der DDR-Provinz, die gleichzeitig grau und magisch wirkten.
Der Zweiteiler "Walpurgisnacht", der unter der Regie des durchaus besonderen Regisseurs Hans Steinbichlers ("Winterreise", "Das Tagebuch der Anne Frank") entstand, ist nun aber eine deutlich weniger subtile Arbeit. Hier fließt ordentlich Blut und an jeder Harz-Klippe wartet ein Gruseleffekt. Trotz eines herausragenden Darsteller-Ensembles und des fotografisch starken Settings ist den Machern der ein oder andere Gruseleffekt ein wenig abgegriffen geraten. Auch das Drehbuch von Christoph Silber und Thorsten Wettcke ("Das Wunder von Kärnten") raschelt an der ein oder anderen Stelle nur sehr knapp am Krimi-Bausatzklischee vorbei. Stark ist trotzdem die überraschende Auflösung des Falles – und wie sie im Binnenklima der Ost-West-Ermittler nachwirkt.
+++ "Ich bin mal gespannt, ob der Zuschauer diese ungewohnte Genre-Mischung mitgehen wird." Lesen Sie hier das Interview mit Hauptdarsteller Ronald Zehrfeld zum Film. +++
Quelle: teleschau – der Mediendienst