Schauspieler wird 60

Hugh Laurie: geliebter Misanthrop

von Sarah Kohlberger

Der Mann, der "Dr. House" war – und noch viel mehr: Hugh Laurie, bekennender Pessimist und Tausendsassa, vollendet das 60. Lebensjahr. Über einen, der nicht ohne "Stein im Schuh" kann ...

Zynisch, übellaunig, drogensüchtig – und leider genial: Von 2004 bis 2012 verkörperte Hugh Laurie den unfreundlichen Arzt aus "Dr. House", der seinen Patienten auf unkonventionellen Wegen zur Besserung verhalf, obwohl er Menschen hasste. Auch sieben Jahre nach dem Ende der Serie verbindet man Laurie immer noch mit dem berühmten Misanthropen, den die Menschen liebten. Am 11. Juni vollendet der Brite sein 60. Lebensjahr – und blickt auf eine Karriere zurück, die weit mehr zu bieten hatte als die Paraderolle des exzentrischen Wundermediziners. Beim Edinburgh TV Festival hat die Jury das erkannt, dort wird Hugh Laurie am 22. August mit einem Award für herausragende Leistungen ausgezeichnet.

"Ich wäre schon begeistert gewesen, eine Auszeichnung zu erhalten, nur weil ich so lange dabei geblieben bin – aber das ist überwältigend", äußerte sich der Schauspieler herrlich selbstironisch zu der Ehre, die ihm da zuteilwird. Es ist natürlich pures Understatement.

Angefangen hat für Laurie alles in den 80ern mit der satirischen BBC-Serie "Blackadder" (1986 bis 1989) mit Rowan Atkinson in der Hauptrolle und der erfolgreichen Sketch-Show "A Bit of Fry & Laurie" (1987 bis 1995) an der Seite von Stephen Fry. Fortan war der Charakterkopf in einschlägigen TV-Serien wie "Friends" zu sehen. Als gelbes Zeichentrickmännchen wurde er sogar von den Machern der "Simpsons" mit einem Gastauftritt geadelt. Und auch im Kino hatte man stets gute Chancen, Hugh Laurie zumindest in einer wirkungsvollen Nebenrolle zu begegnen: in "Peter's Friends" (1992) etwa, "Stuart Little" (1999) oder "Street Kings" (2008).

Auch abseits der Filmindustrie hat der Brite, der seit 1989 mit Jo Green verheiratet ist und mit ihr drei Kinder hat (Rebecca Augusta, William Albert und Charles Archibald), Karriere gemacht: Er spielt Klavier und Keyboard und veröffentlichte 2011 und 2013 die Musikalben "Let Them Talk" und "Didn't It Rain", die beide erfolgreich in den Charts vertreten waren. Damit wollte er "zeigen, dass ich ein weißer Mittelklasse-Engländer bin, der ganz öffentlich in die Musik und den Mythos des amerikanischen Südens einbricht", so Laurie damals. Daneben schrieb er Drehbücher und veröffentlichte 1996 den Roman "The Gun Seller", in dem es um einen Waffenhändler geht.

20 Jahre später ging es dann wieder um einen Waffenhändler: 2016 spielte Laurie in Susanne Biers Spionageserie "The Night Manager" einen solchen ruchlosen Geschäftemacher. Einen Kerl, gegen den sich sein Dr. Gregory House noch wie ein herzensguter Waisenknabe ausnahm. "Es war nie mein Plan, so lange Dramaserien zu machen", sagt Laurie damals in einem Interview mit der Agentur teleschau. "Wenn ich es mir recht überlege: Ich habe überhaupt keinen Plan, was meine Karriere betrifft. Ich bin da eher wie ein Ball beim Flipper." Der Flipperautomat hat ihn allerdings schon wieder ins Seriengewerbe geschossen: Aktuell ist Laurie in der von George Clooney gedrehten und produzierten Weltkriegssatire "Catch-22" zu sehen, die auf der Video-on-Demand-Plattform Hulu verfügbar ist.

Kein Wunder, dass bei derartigem Drehstress anderes auf der Strecke bleibt. Da steht zum Beispiel noch sein zweiter Roman aus, den der Brite schon vor einigen Jahren begonnen hat. Außerdem hat der amerikanische Sender HBO eine weitere Serie bestellt: In der Space Comedy "Avenue 5" soll Hugh Laurie die Hauptrolle übernehmen: den Kapitän auf einem Touristenraumschiff. Auf Weltall-Kreuzfahrt mit Dr. House – das könnte was werden.

Apropos: "Ich liebte Dr. House, er bot mir das Beste aus beiden Welten: Drama und Komödie", wusste Laurie im Interview um die Besonderheit seiner Lebensrolle. Und auch privat schien er dem genialen Stinkstiefel nicht unähnlich gewesen zu sein. In einem Interview mit "GQ" erzählte er vor vielen Jahren, dass er auch im wahren Leben ein Pessimist sei. "Ich kämpfe gegen jeden Komfort in meinem Leben. Wenn ich keinen Stein in meinem Schuh habe, tue ich einen rein." Eigenartige Erfolgsstrategie. Aber bitte, wenn's "läuft" ...


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Das könnte dich auch interessieren