Joyn-Serie

Zweite Staffel von "Frau Jordan stellt gleich": Mehr Gags, weniger Witz

von Julian Weinberger

Die erste Staffel von "Frau Jordan stellt gleich" mit Katrin Bauerfeind überzeugte durch subtilen Humor. Der bleibt in der zweiten Staffel weitgehend auf der Strecke.

Bei deutschen Comedyserien bewies Joyn zuletzt ein gutes Gespür. Beim Comedypreis heimste die eigenproduzierte Webcomedy "Slavik – Auf Staats Nacken" in diesem Jahr sogar den Preis als beste Comedyserie ein. Dazu eroberte Klaas Heufer-Umlauf in der charmanten Provinz-Posse "Check Check" die Herzen der Zuschauer, und "jerks." mit Christian Ulmen und Fahri Yardim als unerträglich peinliche Versionen ihrer selbst hat ohnehin schon so etwas wie Kultstatus. Nicht minder unterhaltsam war auch "Frau Jordan stellt gleich" mit Katrin Bauerfeind in der Hauptrolle. Ab 5. November stellt JoynPlus+ zehn neue Episoden der Serie zur Verfügung.

Musste sich Eva Jordan (Bauerfeind) als Gleichstellungsbeauftragte in der Auftaktstaffel noch mit dem chauvinistischen Gemeindevorsteher Brinkmann (Ulrich Gebauer) herumärgern, ist zumindest dieses Problem in den neuen Folgen gelöst. Doch das nächste ist nicht weit. Schließlich hatte Jordan im Rennen um das Bürgermeisteramt gegen ihre verhasste Konkurrentin Sommerfeld (Adina Vetter) das Nachsehen – was die ihr nur zu gerne unter die Nase reibt.

Keine einfachen Zeiten also für das Gleichstellungsbüro, in dem nach wie vor die dümmlich-naive Renate (Mira Partecke) und die chronisch schlecht gelaunte und spitzzüngige Yvonne (Natalia Belitski) für die Gleichberechtigung aller Bevölkerungsgruppen eintreten. Auch der liebenswürdige, wenngleich unbeholfene Philipp (Alexander Khuon) darf in der Serienfortsetzung nicht fehlen. Weiterhin ist er unsterblich in seine Chefin verliebt und will sie mit einer großen Charmeoffensive samt Heiratsantrag von sich überzeugen.

Während Serienmacher Ralf Husmann ("Stromberg") in der ersten Staffel von "Frau Jordan stellt gleich" noch auf subtilen Humor und doppelbödige Bemerkungen setzte, ist die Gagdichte in den neuen Folgen deutlich höher – allerdings sind viele Schenkelklopfer zu gewollt und werden dem Thema nicht gerecht. Gleich zu Beginn betitelt Bürgermeisterin Sommerfeld von Jordan gewünschte Frauennetzwerke etwa als "Gleichstellungsschnee von vor drei Jahren", um den nicht zündenden Kalauer "MeToo ist höchstens noch MeFour oder MeFive" anzuhängen.

Recht eindimensional ist zudem der Charakter der Informatikerin Inga (Anna Blomeier) gezeichnet, die Jordan unbedingt ins von Männern vereinnahmte Innovationsteam des Stadthauses pressen will. Mit der permanenten Flucherei und dem derben Wortschatz ("Ich muss pissen") des Computernerds wollten die Macher wohl ein archaisches Männerbild persiflieren, das sie noch in zahlreichen Behörden vermuten. Statt für Lacher sorgt der Haudrauf-Humor aber eher für peinliches Schweigen. Deplatziert ist auch die Darstellung von "Fridays For Future"-Anhängern als wankelmütige Idealisten, die ihr Fähnlein in den Wind hängen.

"Frau Jordan stellt gleich" ist in der zweiten Staffel mehr denn je eine One-Woman-Show von Katrin Bauerfeind. Zahlreiche Schwächen des Drehbuchs kann aber auch sie nicht kaschieren, etwa als sie einen jungen Praktikanten zwar für schnellen Sex begeistert, dann aber wie ein alter Macho genüsslich abserviert. In einem Interview zur ersten Staffel sagte Ralf Husmann: "Man ist bei dem Thema Gleichstellung mit einem Bein schon automatisch politisch inkorrekt, und das liegt mir sehr." In den neuen Episoden von "Frau Jordan stellt gleich" scheint dem "Stromberg"-Schöpfer dieses Talent bis auf wenige geglückte Wortgefechte abhandengekommen zu sein.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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