Fernsehfilm, Komödie
Eine Hochzeit platzt selten allein
Eine geplatzte Hochzeit, der Streit zweier Patriarchen und das Handyvideo eines charmanten 14-jährigen Mädchens, und plötzlich steht die Bankenwelt am Abgrund. "Ihr Geld ist sicher", verspricht der Politiker in die Mikrophone und verschweigt, dass gerade mit 26 Milliarden eine Bank gerettet wurde. Und nur zu gern würde man die Sätze glauben, die Herbert Knaup mit aller Überzeugung verkündet. Aber was ist schon sicher in Zeiten, in denen Hochzeiten kurzfristig abgesagt werden, Banken Geld drucken und kleine Mädchen über Social Media mehr Follower als Tageszeitungen Leser haben. Das Wort "Bankenkrise" ist im schwäbischen Städtchen Hopfingen eigentlich ein Fremdwort. In der Unterhopfinger Bank sowieso, denn dort schwört der designierte Leiter Andreas Bühler (Oliver Wnuk) auf Geldgeschäfte, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht. Die Risiken sind überschaubar. Bei der Oberhopfinger Volkskasse geht es moderner und somit anonymer zu, aber auch dort kommt der menschliche Faktor zum Tragen, diesmal mit weltumspannender Wirkung. Denn als der reiche Bierbrauer Dillinger (Michael Brandner) 100.000 Euro in bar abheben will, weigert sich Volkskassen-Leiter Gerhard Schwegler (Ludger Pistor), das Geld auszuzahlen: Dillingers Sohn Daniel (Moritz von Zeddelmann) hat Schweglers Tochter Marie (Teresa Klamert) zwei Tage vor der Hochzeit sitzengelassen. Dillinger schäumt, Schwegler bleibt hart - und weil Teenager Lea (Ella Lee) das Ganze auch noch für ihren Videoblog filmt, verbreitet sich in Windeseile das Gerücht, dass die Volkskasse Oberhopfingen kein Geld mehr auszahlt und pleite ist. Leas Mutter Julia (Inka Friedrich), seit Kurzem in Andreas verliebt, hat zwar noch einen Plan, um zu verhindern, dass auch noch die Bank ihres Liebsten mithineingezogen wird. Aber dummerweise hat ihre Tochter derweil wieder ein kleines Video ins Netz gestellt - und diesmal geht die Wirkung weit über das beschauliche Städtchen Hopfingen hinaus. Die Kunden stürmen die Bank und die muss erstmal die Pforten schließen. Oder um es mit den Worten des alten Grantlers Schnellinger zu sagen: Die Apokalypse beginnt. "Eine Hochzeit platzt selten allein" ist ein Film, in dem alles mit allem zusammenhängt und zu italienischer Musik einiges serviert wird, was zum Nachdenken anregt. Jürgen Werner und sein Koautor Christoph Sonntag spannen mit dem Regisseur Lancelot von Naso Liebeskomödie und Bankenwesen schwungvoll zusammen, zu einer Komödie über Liebe, Geld und die Frage, wie fest eigentlich das Fundament ist, auf dem wir stehen. Und darüber, wie schnell es dazu kommen kann, dass mehr platzt als nur eine Hochzeit. Inka Friedrich und Oliver Wnuk sind als verhindertes Paar zu sehen, das verzweifelt versucht, das Schlimmste abzuwenden; Michael Brandner, Ludger Pistor und Peter Lerchbaumer als kampfbereite Väterriege, die erstmal alles noch schlimmer macht. Teresa Klamert und Moritz von Zeddelmann als unsicheres Brautpaar in unsicheren Zeiten, das das Chaos erst ins Rollen bringt. Und dann gibt es natürlich noch die junge Ella Lee als Lea, die das verhängnisvolle Video ins Netz stellt, eigentlich nur, um den hübschen Paul - treffenderweise gespielt vom Youtuber Oskar Bücklein - zu beeindrucken. Ein Social Media Coup mit fatalen Folgen.