WDR widmet den Hosen eine ganze Nacht
Das WDR-Fernsehen eröffnet mit der Tourdoku "Weil Du nur einmal lebst" eine ganze Nacht über die Toten Hosen.
"Die Toten Hosen auf Tour" – so lautet der Untertitel dieses Films. Und er steht für nicht mehr, aber auch nicht weniger. Andere, respektive weitergehende Erwartungen sollte man nicht haben. Die Regisseurin Cordula Kablitz-Post, die die Hosen über Monate bei ihrer letzten Tour begleitete, hat einen persönlichen Film gedreht. Aber keinen privaten. Blicke hinter die Kulissen der Band gibt es reichlich, und doch erfährt man über ihre Mitglieder nicht viel. Dass sie Väter sind, die auf Tour ihre Familien zurücklassen. Dass sie vermögend sind und sich womöglich fragen, wie das noch mit Punk zusammenpasst. Dass sie auch künstlerische Höhen und Tiefen durchliefen – das und vieles mehr bleibt außen vor. "Weil Du nur einmal lebst" ist in erster Linie ein Musikfilm, und als solcher ist er wirklich gut. Jetzt zeigt der WDR die Dokumentation zu später Stunde – zum Start einer ganzen Hosen-Nacht.
"Weil Du nur einmal lebst" ist also ein Film für die Fans. Und von Fans, so scheint es. Dabei ist es keine 20 Jahre her, dass Cordula Kablitz-Post, geboren 1964, ihr erstes Hosen-Konzert besuchte. Angesichts der langen Geschichte der Düsseldorfer Band ist das vergleichsweise wenig. Zumal die Zeit Anfang des neuen Jahrtausends ganz sicher nicht zu den besten der Hosen gehörte. Doch dann traf die Filmemacherin für eine ARTE-Doku Frontmann Campino, später folgte noch ein Film für die ARD. Campino sah sich offensichtlich gut porträtiert. Und Band sowie Management gaben ihre Einwilligung zu dieser neuen Tour-Dokumentation, die von Anfang an fürs Kino geplant war und dort auch vor allem ob ihres opulenten Sounds hingehörte.
180 Stunden Filmmaterial lagen am Ende dieser Monate auf dem Schneidetisch. Etwa die Hälfte des Films gehört der Musik. Über 20 Titel werden in Ausschnitten gezeigt, aufgenommen an unterschiedlichen Orten während der Tour. Die Konzertregie übernahm Paul Dugdale, der in seiner Karriere zahlreiche große Künstler mit der Kamera inszenierte. Seine besondere Fähigkeit: Er richtet die Regie auf den individuellen Charakter der Show aus. Dugdale filmte unter anderem auch Helene Fischer und Ed Sheeran. Aber das musste eben anders aussehen als bei den Hosen.
Im Ergebnis heißt das: keine Kräne, alles auf Augenhöhe. Keine überflüssigen Schnitte. Kamera laufen lassen und vor allem: das Publikum im Blick behalten. Konzerte der Toten Hosen sind in der Regel vor der Bühne baugleich und daher ein ebenso einzigartiges wie verlässliches Erlebnis. Und manchmal passiert eben oben deutlich weniger als unten.
Denn dort sind sie, die Damen, mit den Flaggen in der Hand auf den Schultern der Männer. Dort brennen Pyros, dort schwimmen Zuschauer über die Menge oder knallen beim Pogo aufeinander wie die Kegel. Alles wirkt wild, losgelassen, unkontrolliert – und ist es doch nicht. Es ist eine große Zeremonie, in der sich die Fans, die tatsächlich jeder Generation entstammen, für zwei, drei Stunden ausklinken aus dem Leben und erinnern an das, was die Band selbst das "alte Fieber" nennt und was seit Corona so weit entfernt scheint wie der Mond. Das alles ist glänzend eingefangen in eindrucksvollen Bildern.
Weitere Konzertfilme im WDR
Fortgesetzt wird die Nacht der Toten Hosen beim WDR um 1.00 Uhr direkt nach der Dokumentation. 60 Minuten Konzert schließen sich an. Traditionell beenden die Hosen ihre Tourneen in ihrer Heimat Düsseldorf. So auch im Oktober 2013, als bei zwei Stadionauftritten 90.000 Fans ihre Helden zum Ende der "Krach der Republik"-Tour feierten.
Eine kleine Zeitreise folgt dann um 2.00 Uhr. Von 1987 bis 2002 gab es ein unter Fans der flotteren Töne geschätztes Festival, das sich "Bizarre" nannte und an wechselnden Orten stattfand. Zum Abschluss war es das niederrheinische Weeze. Mit dabei waren unter anderem Korn, Farin Urlaub, Fettes Brot, Nickelback und, als Headliner, eben die Toten Hosen. Die, das darf angemerkt werden, auf der Bühne Spektakuläres boten, musikalisch aber vorher und nachher stärkere Zeiten hatten.
Wer nach dieser Nacht noch nicht genug hat: Am Mittwoch, 13. April, zeigt das Erste die 75 Minuten lange Dokumentation "Auswärtsspiel – Die Toten Hosen in Ost-Berlin". Der Film erinnert an ein Geheimkonzert, das die damals noch sehr junge Band in einer Kirche in der DDR gab.
Weil du nur einmal lebst – So. 10.04. – WDR: 23.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH