"Rihanna – Inselkind, Popstar, Nationalheldin": Die Sängerin und der Antikolonialismus
Rihanna, geboren in Bridgetown, Barbados, ist mehr als eine Pop-Ikone. Die ARTE-Dokumentation 'Rihanna – Inselkind, Popstar, Nationalheldin' von Aaron Thiesen beleuchtet ihre Reise vom Inselkind zur Nationalheldin und Unternehmerin. Doch wie steht sie zu den politischen Veränderungen in ihrer Heimat?
Königin von Barbados
Sie strahlt weit über ihre Heimat Barbados hinaus – "like a diamond in the sky", wie es einem ihrer bekanntesten Songs heißt. Rihanna, 1988 als Robyn Rihanna Fenty in der Inselhauptstadt Bridgetown geboren, ist mehr als eine Pop-Ikone. Der Hamburger Dokumentarfilmer Aaron Thiesen, der für ARTE bereits ein Doppelporträt über Popstar Beyoncé und ihre weniger erfolgreiche Schwester Solange drehte, hätte also viele Geschichten über die 36 Jahre alten Musikerin erzählen können. Herausgekommen ist die Dokumentation "Rihanna – Inselkind, Popstar, Nationalheldin" ...
Zur Auswahl stand aber auch die Aschenputtel-Variante über ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen, das dank seines Talents und geschickten Marketings zum Weltstar wird. Oder das Narrativ der sexuellen Selbstermächtigung, Eine junge Frau beginnt ihre Karriere als eine Art musikalische Werbebotschafterin für die barbadische Tourismusbehörde. Sexy soll sie sein, aber bitte alles züchtig und skandalfrei. Ihr Freund, ein bekannter Rapper, schlägt sie, sie trennt sich und rechnet mit ihm auf ihrem nächsten Album ab.
Rihanna und Barbados – ein spannungsreiches Verhältnis
Doch nicht nur das. Die junge Frau sagt nun selbst, wo es langgeht – "Good girl gone bad", wie ein weiteres wegweisendes Album Rihannas betitelt ist. Das "böse Mädchen" wird Unternehmerin mit eigener Beauty- und Modemarke und damit zur reichsten Musikerin der Welt. Das US-Magazin "Forbes" taxiert ihr aktuelles Vermögen auf 1,7 Milliarden Dollar. Da reicht selbst Taylor Swift nicht heran.
So weit, so bekannt. Spannend wird Thiesens Film, als es um Rihannas Verhältnis zu ihrer Heimat Barbados geht. Die sexuelle Freizügigkeit der Sängerin kommt in der eher konservativ und christlich geprägten Gesellschaft dort nicht immer gut an. Geliebt wird sie trotzdem. Und vielleicht auch instrumentalisiert. So ganz klar wird das in Thiesens Film nicht. Eine zentrale Figur dabei ist die barbadische Premierministerin Mia Mottley, die Rihanna 2021 offiziell zur Nationalheldin erklärt. In Mottleys Amtszeit wird das letzte Band zur britischen Krone gelöst, Königin Elisabeth II. als Staatsoberhaupt abgesetzt. Barbados, seit 1966 unabhängig, erklärt sich zur Republik und bekommt eine Präsidentin.
Ein Rihanna-Song und sein politischer Subtext
Mottley ist auch eine der stärksten Stimmen, wenn es darum geht, die ehemaligen Kolonialherren zur Kasse zu bitten. 4,9 Billionen Dollar fordert sie von den Nationen, die über Jahrhunderte vom Sklavenhandel profitiert haben. Für das britische Empire war Barbados lange der wertvollste Stein in der Krone. Tausende Sklaven schufteten und krepierten auf den Zuckerrohrplantagen. Nun sollen die Briten zahlen.
Wie steht Rihanna zu möglichen Reparationen? Welche politische Rolle spielt die Künstlerin und Nationalheldin? Thiesen befragt Experten wie den barbadischen Historiker Kevin Farmer, der Rihannas Song "Bitch Better Have My Money" samt des dazugehörigen Videos genau analysiert und einen klaren politischen Subtext erkennt. Rihanna wird in dieser Lesart auch noch zur Ikone des Antikolonialismus. Die geheime Königin von Barbados ist sie für die meisten Barbadier sowieso, Republik hin oder her.
Gleich im Anschluss an die Doku geht es bei ARTE um eine andere Popgröße. Um 23.20 Uhr ist ein Konzert der kolumbianischen Sängerin Shakira zu sehen, das sie 2007 im Rahmen ihrer "Oral Fixation"-Tour gab.
Rihanna – Inselkind, Popstar, Nationalheldin – Mi. 14.08. – ARTE: 22.20 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH