"Leben und Sterben in Schwabing"

"München Mord": Sogar die Tauben kriegen Angst

Diese Wiederholung stellt ein Glanzlicht der Reihe "München Mord" dar. Der Ermordete, dessen Tod es diesmal aufzuklären gilt, war ein ziemlich übler Bursche.

ZDF
München Mord – Leben und Sterben in Schwabing
Kriminalfilm • 17.07.2021 • 20:30 Uhr

Man muss sie einfach mögen – die drei für die besonderen Fälle aus dem Ettstraßen-Keller im Münchner Polizeipräsidium und ihren kabarettistisch angehauchten Chef, der alles besser weiß und immer wieder damit droht, ihnen die Fälle zu entziehen. 2019 bekamen es Ludwig Schaller (Alexander Held), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und Angelika Neuhauser (Bernadette Heerwagen) in ihrem achten Fall mit der Gentrifizierung des Münchner Stadtteils Schwabing zu tun, vormals berühmt als Wohnort von Dichtern und Denkern. Eine andere Zeit. Heute schwelgen manche vom Rock'n'Roll in den 70er-Jahren, und plötzlich lehnt eine Leiche am Laternenpfahl. Der schöne Titel der ZDF-Krimiwederholung "München Mord": "Leben und Sterben in Schwabing".

Bald wird der Tote als übler Gentrifizierer ausgemacht – erst gestern wurde er aus dem Lokal geworfen, in dem die Jungkommissarin Angelika, der ewige Lehrling, zur Ukulele sang. Armin Riester, wie die Rente, so heißt der Tote nach dem immer etwas schrägen Willen des Drehbuchautors Friedrich Ani (sieben "München Mord" schrieb er bisher), hat in Schwabing ein übles Spiel betrieben. Der reiche Erbe hat alte Mieter aus ihren Wohnungen getrieben und die Räume dann an wiederum andere Erben weiterverkauft. Wütend dürften auf Riester viele gewesen sein: der Sohn eines älteren entmieteten Ehepaars, ein zwielichtiger Antiquar, der eigentlich einen ganz soliden Eindruck macht – ein alter Bekannter Schallers, der diesen immer nur den "G'schwanzten" nennt, den "Gehörnten", den Belzebub, wie er gelegentlich interpretiert.

Vor allem aber ist da der "Türken-Rudi" aus der Türkenstraße, der wie einst Zorro mit schwarzem Borsalino und dem Gitarrenkoffer unter dem Arm über Schwabings Straßen und Plätze zieht. Michael Fitz, einstmals Dritter der Münchner "Tatort"-Kommissare, macht den Gitarrero derart Respekt gebietend, dass sogar die Tauben auf dem Elisabethmarkt Angst vor ihm kriegen. Immer wieder bittet Schaller im Verlauf des Films den Türken-Rudi zum Verbalduell. Nostalgische Wortgefechte über gestern und heute liefern sie sich. Während Schaller die Reste der alten Schwabinger durchschaut, die den Fortgang der Welt nicht wahrhaben wollen und sich im Glanz ihrer Vergangenheit sonnen, weil sie ihrer "eigenen PR" verfallen sind, durchschaut Schaller den Türken-Rudi als nicht ungefährlichen "Schwabinger Paten" – ein Dunkelmann, der im Hintergrund heimlich die Fäden zieht.

Kein Platz, keine Straße und keine Kneipe, zumindest in West-Schwabing, hat Sascha Bigler, der Regisseur, als Location ausgelassen. Der Wiedererkennungseffekt ist groß: Noch geben Cafés und Kneipen samt schaurigen Antiquitätenläden illustre Schauplätze ab. Die vielen Tatverdächtigen und die Zeugen bewegen sich darin geradezu wie in einem Wimmelbild.

Wenn aber alles wieder mal gar zu traurig wird, helfen kabarettistische Momente. Dann greift der Oberaufseher Zangel (Christoph Süß) mal wieder ein und droht mit dem Fall-Entzug. Derweil reißen im wirklichen Leben bis heute die Bagger in Schwabing weiter ihre Lücken in die Straßen hinein. Aber am Ende greifen dann Angie, die ewige Polizeielevin, und Nick Woodland, der Angelsachse mit dem Zylinderhut und lebendiges Symbol für alle Schwabinger Exilanten, erstaunlich gekonnt und stimmfest in die Klampfensaiten. Soll heißen: Die Hoffnung auf bessere Zeiten stirbt zuletzt.

Zwölf Krimis der Reihe wurden bislang ausgestrahlt. Zwei weitere sind bereits abgedreht. Einmal geht es um eine manipulierte Gasleitung in einer Schrebergartenkolonie. Beim anderen Fall muss das Team einen mysteriösen Autounfall aufklären.

München Mord – Leben und Sterben in Schwabing – Sa. 17.07. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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