Millionäre packen aus: Steuerprivilegien und Gewinner-Mentalität
Zwei wohlhabende Geschäftsmänner äußern sich in einer ARD-Dokumentation zum deutschen Steuersystem. Josef Rick und Georges Kern haben unterschiedliche Ansichten über Steuerprivilegien und die Gewinner-Mentalität der Deutschen.
Wie reich Josef Rick genau ist, sagt er in der ARD-"Monitor"-Dokumentation "Reichtum verpflichtet?" (abrufbar in der ARD Mediathek) nicht. Das Vermögen des Immobilienunternehmers soll sich auf 40 bis 100 Millionen Euro belaufen, heißt es in der Sendung. "Vermögen ist etwas, mit dem man gestalten kann. Mit dem man die Möglichkeit hat, das zu beeinflussen, was man selbst beeinflussen möchte", erklärt er. "Man kann etwas bauen, man kann etwas investieren, man kann auch etwas spenden, man kann unterstützen. Allein, die Möglichkeit zu haben, macht einen frei."
Im Film gewährt Rick einen Einblick in seine Unterlagen. Als Unternehmensberater verdiente er einst eine knappe Million D-Mark jährlich – und zahlte keinen Pfennig Einkommenssteuer. Möglich gewesen sei dies durch "optimale Schlupflöcher für Privilegierte", heißt es in der Dokumentation. Auch heute sei es laut Rick für Vermögende ein Leichtes, die eigene Steuererklärung "stark zu optimieren": "Wohlhabende haben sich dadurch der Steuerpflicht, wenn sie wollten, komplett entledigen können. Das gelingt mir im Wesentlichen heute auch noch. Das ist keine große Kunst."
Millionär glaubt: "Wohlhabende sind keine Leistungsträger – ganz im Gegenteil"
Für unfair hält der Unternehmer die Steuerprivilegien dennoch. Er stellt klar: "Wohlhabende sind keine Leistungsträger – ganz im Gegenteil. Die allermeisten sehr Wohlhabenden in Deutschland sind ja Erben, also die haben überhaupt nichts geleistet." Bei Leistungsträgern handle es sich um "die Leute, die sehr viel und engagiert arbeiten", erklärt Rick. "Und die werden bei uns sehr stark besteuert." Das deutsche Steuersystem sei dem Millionär zufolge ein "absolut absurdes Theater". Er plädiert für die Vermögenssteuer: "Es fehlt überall erkennbar an Geld und wir erlauben uns, diese Steuern, die wir gut gebrauchen könnten, nicht zu erheben. Das ist ein Skandal."
Der Vermögensforscher Markus Grabka teilt Ricks Einschätzung. Dass Arbeit höher besteuert werde als Einkünfte aus Vermögen, führe zu einem drastischen Ungleichgewicht: "Die Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen, zahlen weitaus höhere Steuersätze, als wenn ich zu Hause sitze und mich an meinem wachsenden Kapital erfreue." Dass hierzulande nachweislich die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer würden, hält Grabka für Kalkül: "Ich gehe davon aus, dass das ganz klar politisch so gewollt ist."
Breitling-CEO Georges Kern: "Die Gewinner-Mentalität hat man in Deutschland verloren"
Wie Josef Rick zählt auch Georges Kern zu den Wohlhabenden im Lande. Sein geschätztes Vermögen beträgt 250 Millionen Euro. Als Geschäftsführer der Luxusuhren-Firma Breitling fühle Kern tagtäglich, dass er Einfluss habe: "Weil meine Kunden Einfluss haben. Ich habe sehr viele reiche Kunden."
Das Steuersystem hält Kern im Gegensatz zu Rick nicht für fehlerhaft. Stattdessen erklärt der Unternehmer im Film: "Die Gewinner-Mentalität hat man in Deutschland verloren, leider Gottes." Er selbst wolle "immer gewinnen" – egal, in welcher Lebenslage: "Wenn ich mit meinem fünfjährigen Sohn Tischtennis gespielt habe, habe ich ihm die Bälle um die Ohren geknallt. Warum denn nicht? Er soll auch lernen zu verlieren. Denn wenn man verloren hat, will man gewinnen. Und wer will schon ein Verlierer sein?"
Die Steuervorteile für Unternehmer und Vermögende hält Kern für gerechtfertigt. "Das sind keine Privilegien. Der Staat sollte froh sein, dass es die Unternehmer gibt, die ins Risiko gehen. Ich finde, man sollte solche Leute belohnen für das, was sie tun, für den Beitrag, den sie leisten." Das Problem, dass Geld im öffentlichen Bereich fehlt, hält Kern im Gegensatz zu Rick nicht durch die Erhebung einer Vermögenssteuer für lösbar. "Der Staat kassiert, kassiert, kassiert. Deutschland schwimmt in Geld", behauptet er.
Die Regierung setze aus finanzieller Sicht schlichtweg "falsche Prioritäten", glaubt der Breitling-CEO. "Die Frage ist: Welches System ist grundsätzlich besser? Und ich glaube an Freiheit, an Unternehmertum, an Belohnung der Leistung. Das ist auf jeden Fall besser, als alles zu regulieren und alles zu besteuern."
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH