"Meine Mutter raubt die Braut": Für das wahre Ich ist es nie zu spät
Margarita Broich und Diana Amft geben in "Meine Mutter raubt die Braut" erneut ein umwerfendes Mutter-Tochter-Gespann ab. Das Erste zeigt den achten Teil der Reihe.
Die letzte Chance auf die Liebe, ein Kinderwunsch und das Verleugnen der eigenen Identität: In "Meine Mutter raubt die Braut" wird das Leben so gezeigt, wie es wirklich ist. Alltägliche und gesellschaftsrelevante Themen, vor allem Realitäten der Generation Ü50, werden hier auf eine charmante Art aufgegriffen – mit der Botschaft, dass es für das wahre Ich und die Liebe nie zu spät ist. Das klingt alles in allem recht ernst, aber mit dem insgesamt schon achten Teil der Reihe inszenierte Regisseurin Bettina Schoeller Bouju zum Buch von Christian Pfannenschmidt einen Film, der auch von großer Leichtigkeit getragen und deshalb höchst unterhaltsam ist.
Gleich zu Beginn ist Restaurantbetreiberin Toni (Diana Amft) zu sehen, die sich einen Schwangerschaftstest kauft – und dabei von Postbote Hanno Hase (Stephan Bieker) erwischt wird, der neben Briefen und Magazinen auch Gerüchte in ganz Mechernich verteilt. Die frohe Botschaft verbreitet sich wie ein Lauffeuer und sorgt für ein Chaos in Tonis Umfeld. Ist sie wirklich schwanger? Fehlanzeige! "Wenn es etwas zu vermelden gibt, dann sag ichs schon", erklärt sie ihrem Exfreund Hajü (Nikolaus Benda), der denkt, er sei der Vater.
Das sich Hajü nach einem Ausrutscher in einer berauschenden Nacht ein Liebescomeback erhofft, kann Toni neben Restaurant-Stress und aufbrodelnder Gerüchteküche gar nicht gebrauchen. Dennoch freundet sie sich mit dem Gedanken an, eines Tages schwanger zu werden. "Ich möchte einen Sinn", weint sie sich bei ihrer besten Freundin Andrina (Nagmeh Alaei) aus. Toni fühle "sich einsam und habe niemanden". Sie hat auch schon genaue Vorstellungen, was den Vater betrifft: Er muss nicht zwangsläufig die Liebe ihres Lebens sein, sondern einfach nur der Richtige für ein Kind. Gar nicht so einfach, den perfekten Vater zu finden.
"Ich liebe eine Frau, weiß nur keiner"
In solchen Momenten sehnt sie sich nach dem Halt ihrer Mutter Heidi (Margarita Broich), die währenddessen mit den Problemen ihrer Pensionsgäste beschäftigt ist: Oberstudienrat Mathias (Hannes Hellmann) bucht mit seiner Frau Kerstin (Marion Kracht) ein Zimmer, um die silberne Hochzeit gebührend zu feiern. "Ich kann alles, außer Kartoffelschälen", antwortet Heidi auf die Frage des Deutschlehrers, ob sie die Planung auch hinbekommen würde. Ein Mann, der unsterblich in seine Frau verliebt ist und gerne "Wörter sammelt, die in unserer deutschen Sprache verloren gehen".
Für Heidi ist der Rollenwechsel ungewohnt, eigentlich ist die Pensionswirtin "altmodisch" eingestellt. Des Weiteren erwartet sie eine große Überraschung: Bei Kerstin handelt es sich tatsächlich um eine alte Jugendfreundin der Pensionswirtin, zu der sie damals Kontakt abgebrochen hat. Schnell nähern sich die alten besten Freundinnen wieder an, die damals unzertrennlich waren.
Eigentlich müsste es doch wunderbar sein, dass Mathias und Kerstin trotz unterschiedlicher Charaktere seit vielen Jahren verheiratet sind – und sogar ihr Ehegelübde erneuern wollen. Doch irgendwie möchte bei Kerstin während den Vorbereitungen keine Romantik aufflammen. "Das war alles seine Idee", beginnt die Geschäftsfrau – bis sie bei Heidi mit der Sprache rausrückt: "Ich bin ihm untreu geworden, seit vier Jahren." Kerstin hat ihr Herz an die Ärztin Astrid (Heike Trinker) verschenkt und verdrängt seit Jahren ihre eigentliche Identität. "Ich liebe eine Frau, weiß nur keiner."
Ein Coming-out, das für Heidi überraschend kommt. "Solche Reaktionen gibt es eben immer noch, vor allem auf dem Land, weil wir eben nicht in Köln leben. Die Realität ist hier etwas anders", antwortet Kerstin empört auf die offensichtlichen Vorurteile ihrer alten Freundin. Heidi packt das schlechte Gewissen: Um ihren Fehler von damals wieder gutzumachen, beschließt sie, der verzweifelten Kerstin zu helfen ... Auch wenn die Lektion hier natürlich mal wieder mit der großen Keule kommt, ist dieser neue "Meine Mutter ..."-Film ein echter Mutmacher. Die Lektion schreibt das Leben selbst: Zum Beichten, Umdenken, Neuanfangen ist es niemals zu spät!
"Meine Mutter raubt die Braut" – Fr. 04.11. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH