Krimi im ZDF

"In Wahrheit – Unter Wasser": schwere Zeiten für die deutsch-französische Freundschaft

03.09.2022, 09.31 Uhr
von Hans Czerny

Nach der Vorab-Premiere bei ARTE ermittelt Kommissarin Judith Mohn nun auch im ZDF in ihrem sechsten Fall. Ein Polizeikollege wird tot im Wasser aufgefunden – und die Ermittlungen führen weit in die Vergangenheit.

ZDF
In Wahrheit – Unter Wasser
Krimi • 03.09.2022 • 20:15 Uhr

Musste Kommissar Rene Schubecker sterben, weil sich ein Mörder, den er 16 Jahre zuvor der Tat überführt hatte, an ihm rächte? Als Schubecker tot aus dem Fluss gezogen wird, mag Kommissarin Judith Mohn (Christina Hecke) jedenfalls weder an einen Selbstmord noch an die Rache eines zu Unrecht Verurteilten glauben. Zielstrebig ermittelt die Kommissarin von der Kripo Saarlouis im neuen Fall ("In Wahrheit – Unter Wasser") dies- und jenseits der deutsch-französischen Grenze. Wer die Aufarbeitung von Cold-Case-Fällen mag und interne Ermittlungen bei der Polizei obendrein, ist bei diesem ZDF-Samstagskrimi richtig aufgehoben.

Einen veritablen Polizeithriller darf man sich allerdings nicht erwarten. Eher gemächlich steigen die Autorin Zora Holt und Miguel Alexandre (Regie) nach einem raffinierten Unterwasser-Trickteaser in die Handlung ein. Da wird erst mal mehrfach Geburtstag gefeiert – ein Anlass, aus dem sich Judith vom Freund die Haare schneiden lässt, bevor sie sich jäh vom Leichenfund Schubeckers hochschrecken lassen muss. Auch beim Toten wurde jüngst gefeiert – hier stand ein Kindergeburtstag auf dem Kalender.

Was ihre Aufklärungsarbeit betrifft, so schlägt sich Judith recht bald auf die Seite des Mannes, den Schubecker einst nach einem Sommerfest jenseits der Grenze fasste. Sie doziert dabei ein wenig viel. Unter anderem verrät sie beispielsweise, dass "95 Prozent" der Morde an Frauen ("Femizide") Beziehungstaten sind. Im alten Fall hatte der Mörder eine junge Frau nach einem Sommerfest ums Leben gebracht. Flehentlich hatte der Gefasste später seine Unschuld beteuert und war dann doch für viele Jahre hinter Gitter gekommen. Zu Unrecht, wie Judith überzeugt ist.

Aus dem Fall wird dann ein nicht unkomplizierter retrograder Indizienbeweis. Polizeivideos, alte Fotos und Tonaufnahmen halten her, um die Fakten nach und nach aufzudröseln. Wäre da nicht die wunderbare Christina Hecke als in sich ruhende, taffe Kommissarin, es hätte ein recht langatmiger Polizistenkrimi werden können. Ihr Aufklärungsspiel zieht sie jedenfalls bei den mürrisch-verstockten Kollegen auf frankophonem Boden so unbeirrt durch ("Bonjour! C'est pas comme ça!"), dass man meinen möchte, sie wolle die deutsch-französische Freundschaft für immer gefährden. Doch Grenzgängerei und Cold-Case-Aufklärung sind im deutschen Fernsehen inzwischen zwar guter Kult. Garanten für Suspense sind sie aber leider nicht.

In Wahrheit – Unter Wasser – Sa. 03.09. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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