"Wir bezahlen immer noch die Bomben, die auf die Ukraine fallen"

Die Gefechte in der Ukraine werden immer heftiger und die Bevölkerung erlebt eine humanitäre Katastrophe. Der Westen ist schockiert über das Vorgehen der russischen Armee und bekommt zunehmend Angst vor einem atomaren Krieg. Mit der Sorge vor einer Eskalation beschäftigte sich am Montagabend Frank Plasberg in der ARD-Talkshow "Hart aber Fair". Omid Nouripour, Bundesvorsitzender der Grünen war sich sicher: "Wir müssen mit allem, was wir haben, Putin Einhalt gebieten."
Die Bitten von Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, die Ukraine in die EU aufzunehmen, werden in den letzten Tagen immer eindringlicher. Ob ein EU-Beitritt schneller zu Frieden führen würde oder die dramatische Situation noch verschlimmern würde, erhitzte die Gemüter in der Talkrunde. "Damit heizen sie Putins Zorn weiter an", warnte Christian Hacke vor dem Beitritt. Der Politikwissenschaftler vertrat die Meinung, man müsse dem russischen Präsidenten Putin die Möglichkeit geben, gesichtswahrend aus der Situation zu kommen. Das wäre mit der Ukraine als EU-Mitglied nicht mehr der Fall. Dagegen hielt Omid Nouripour. Der Grünen-Politiker argumentierte, dass sich die Ukraine ihre Bündnisse frei wählen dürfe und plädierte dafür, sich nicht von Ängsten leiten zu lassen. Doch viele Menschen haben Angst vor weiteren Eskalationen, wie etliche Zuschauerfragen zeigten, die an "Hart aber Fair" gesendet wurden.
Das Lob der Runde galt den tapferen Ukrainern, die kriegserfahren sind und sich nicht unterkriegen lassen. Ob die Moral auch in Deutschland so hoch wäre, wenn hier eine ähnliche Situation wäre, bezweifelte Christian Hacke und bescheinigte den Deutschen einen "strukturellen Pazifismus". Hierzulande würden die Menschen aufgeben und weiße Fahnen schwingen, so seine Vermutung.
Es Putin "unbequem und unmöglich" machen
Die Frage nach einer Flugverbotszone über der Ukraine beschäftigte auch Frank Plasberg und seine Gäste. Für Marina Weisband, die in der Ukraine geboren wurde und mit sechs Jahren nach Deutschland kam, eine besonders heikle Frage. Die Publizistin kann den Wunsch nach der Flugverbotszone verstehen, dennoch ist sie dagegen. Die Gefahr eines dritten Weltkrieges sei viel zu hoch, falls die Nato dann russische Kampfjets abschießen müsste und somit direkt am Kriegsgeschehen beteiligt wäre. Zudem sei ungewiss, inwieweit eine Flugverbotszone wirklich den Ukrainern helfen würde, angesichts der russischen Übermacht in der Luft. Ihre Hoffnung bleibt aber weiterhin bestehen – dass Putin von seinen eigenen Leuten gestürzt wird.
In ihrem Schlusswort warb Weisband für ökonomische Härte gegenüber Putin. "Wir bezahlen immer noch die Bomben, die auf die Ukraine fallen, denn wir kaufen immer noch russisches Gas", gab die Grünen-Politikerin zu bedenken und forderte, dass man es dem russischen Machthaber finanziell so unbequem und unmöglich machen sollte, dass er zu echten diplomatischen Gesprächen gezwungen wird.