Film im ZDF

"Erzgebirgskrimi – Ein Mord zu Weihnachten": Familiendrama unterm Christbaum

21.12.2022, 08.03 Uhr

Kurz vor Weihnachten wird in einem Bergwerk ein Mensch von einem Förderwagen überrollt. Die Kommissare Winkler und Szabo ermitteln zwischen Schwibbögen und Räuchermännchen.

ZDF
Erzgebirgskrimi – Ein Mord zu Weihnachten
Krimi • 21.12.2022 • 20:15 Uhr

Der sogenannte "Weihnachtskrimi", frei nach dem Motto "Weihnachten auf Mörderjagd", ist mittlerweile der Deutschen liebstes Kind. "Mord unter Misteln" (ARD) droht am zweiten Weihnachtsfeiertag, "Sievers und die Stille Nacht" kam am 20. Dezember im ZDF. Während das Erzgebirgs-"Wolfsland" am 22. Dezember Weihnachten nicht eigens thematisiert, geht der siebte Erzgebirgskrimi unter der klaren Ansage "Ein Mord zu Weihnachten" mit den Kommissaren Winkler und Szabo (Kai Scheve und Lara Mandoki) voran. Die Volkskunst des Erzgebirges zwischen Schwibbögen und Räuchermännchen wird zum kriminalistischen Revier, der Mörder lauert dort, wo die Christbaum-Deko gebastelt wird. Viel Heimat-PR und trotzdem spannend. Der perfekte "Weihnachtskrimi" somit.

Die Kommissare leuchten diesmal mitten in eine – neudeutsch – "disfunktionale" Familie hinein: Ein Firmenpatriarch (Wolfgang Stumph) ist einem seiner Söhne gram, weil der sich so gar nicht für die traditionsreiche Räuchermännchen-Herstellung interessiert. Nun will er ihn enterben. Dabei hat das Familienunternehmen schwierigste Zeiten überstanden, sich durch die DDR gekämpft und selbst die Wende überlebt. Corona desgleichen. Jens, dem Sohn, aber scheint alles das nichts bedeutet zu haben, er wollte sich mit einem eigenen Hotel selbstständig machen. Das aber droht nun schief zu gehen, Jens ist pleite.

Sollte er Bernhard, seinen Bruder, ermordet haben, dem Vater Hannes die Firma übertragen wollte? Nicht zu vergessen, dass Bernhard, kaum zu glauben, Jens heimlich die Frau ausspannte. Grund genug also, zum Mörder zu werden, – Doch auch der langjährige Mitarbeiter Scheibner (Uwe Preuss) gerät ins Visier der Kommissare. Am Tag vor Bernhards Tod wurde er just von diesem entlassen, er hatte geklaut.

Showdown zwischen Vater und Sohn

Die Autoren Leo P. Ard und Rainer Jahreis (auch Produzent) basteln in sauberer Laubsägearbeit den Krimi ins erzgebirgische Weihnachtsmilieu hinein – wenn auch die Zeitebenen ein wenig durcheinander geraten: Sollte nicht die folkloristische "Mettenschicht" an Heiligabend sein, und warum lädt Saskia, die Förstersfra (Teresa Weißbach), die so wunderbar sächseln kann, zur Christmette "am ersten Feiertag"?

Zwischen allerlei Liebesgeplänkel (die Försterin mit dem Kommissar, die Kommissarin mit ihrem herbeigeeilten Freund Maik) drängt eine spannende Figur in den Vordergrund: Yoko Tanaka (Julia Strowski) gibt sich als Praktikantin zu erkennen, die im Hause des Folkloreherstellers wohnt, sehr zum Ärger der resoluten Schwiegertochter Viola (Marie Rönnebeck). Bei ihr werden, soviel sei verraten, die Fäden zuletzt zusammenlaufen.

Die Regie (Axel Barth) zeigt vor den sanften Hügeln der verschneiten Landschaft immer wieder ihr geheimnisvolles Gesicht in Großaufnahme, als habe man es mit einer Ballade des Regisseurs Akira Kurosawa und nicht mit einem Weihnachtskrimi zu tun. Als einsamer Höhepunkt stellt sich indessen ein Showdown zwischen dem Patriarchen der Manufaktur und seinem untreuen Sohn heraus. Der zornige Vater greift zum Gewehr und bedroht seinen Sohn. Ein perfekter Eastern, in die herrlich weiten, schneebedeckten Gebirgshügel hinein inszeniert.

Aber wie das so ist, an Weihnachten: Am Ende prosten sich alle zu und die Welt wird beim traditionellen "Neunerlei"-Essen mit seinen symbolischen Gerichten unterm Christbaum wieder sehr klein. Eigentlich müssten die Räuchermännlein jetzt tanzen.

Erzgebirgskrimi – Ein Mord zu Weihnachten – Mi. 21.12. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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