"In 80 Tagen um die Welt": Wettlauf in leicht modernisierter Form
Etliche Male wurde der Roman "In 80 Tagen um die Welt" verfilmt. Zuletzt wurde der Stoff als europäische Serie ins Fernsehen gebracht. Nun zeigt das ZDF sie erneut.
Beinahe 150 Jahre ist "In 80 Tagen um die Welt", eine der verführerischsten Abenteuergeschichten aller Zeiten, alt. In einer Zeit, als die Erde mit ihrem äquatorialen Umfang von 40.000 Kilometern den Menschen noch galaktisch groß erschien, ersann der französische Autor Jules Verne folgende Story: Der reiche englische Gentleman Phileas Fogg, ein Exzentriker in Sachen Pünktlichkeit, wettet mit anderen Mitgliedern seines Clubs in London um 20.000 Pfund Sterling, dass es ihm gelingen würde, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Ein aberwitziges Vorhaben.
Noch am selben Tag bricht der Gentleman auf. Man nimmt das Schiff nach Paris, reist von dort aus per Zug nach Brindisi in Süditalien. Mit dem Schiff geht es weiter nach Suez, Indien, Amerika und wieder zurück nach London.
Die faszinierende Wette wurde schon 1913 und 1919 in zwei Stummfilmen bebildert. Am berühmtesten ist wohl ist die klassische Adaption mit David Niven von 1956, die fünf Oscars gewann. Ende der 80-er folgte ein Remake mit Pierce Brosnan und Peter Ustinov, im Jahr 2004 eines mit Jackie Chan und Steve Coogan. Für die aktuelle TV-Produktion, die in englischer Sprache entstand (Regie: Steve Barron), tat sich das ZDF für die nun nochmals im Vorweihnachtsprogramm gezeigte Produktion mit France Télévisions und RAI aus Italien zusammen. Auch Partner aus Großbritannien, Rumänien und Südafrika, wo fast alle Landschaftsaufnahmen entstanden, wirkten mit.
Eine Frau bereichert die Reisegruppe
Die Geschichte wurde dafür sanft modernisiert. Neben dem britischen Star David Tennant ("Broadchurch", "Dr. Who") und dem – hier schwarzen – französischen Diener Passepartout (Ibrahim Koma, "Der Falke") begleitet Journalistin Abigail "Fix" Fortescue (Leonie Benesch, "Babylon Berlin") die Reisegruppe, um über die Umsetzung der spektakulären Wette zu berichten. Potzblitz! Eine Frau gab es bei Jules Verne noch nicht. Doch sie bereichert die Sache ungemein.
Acht Folgen mit insgesamt sechs Stunden Erzählzeit hat diese "neue Reise um die Welt in 80 Tagen" zu bieten. Sie ist diverser besetzt und auch an den alten Charakteren hat man ein bisschen geschraubt. So ist David Tennants Phileas Fogg bei Weitem nicht so ein schlimmer Snob wie in der Vorlage, sondern ein eher selbstunsicherer Gentleman. Sein Diener ist schwarz, aber selbstbewusst, ebenso wie die Dame des Trios der Männerwelt in der ein oder anderen Abenteuerkategorie ebenbürtig bis überlegen ist. Trotz dieser Anpassungen bleibt das 2021er-Update des Stoffes ein klassischer, durchaus charmanter Abenteuerfilm. Und das ist auch gut so, denn dieser Stoff wollte nie mehr sein. Dafür ist Jules Vernes Plot auch zu überzeugend, auch wenn heute auffällt, dass die englische Kolonialzeit, die im Roman die Reiseroute bestimmt, heute doch ziemlich kolonialistisch rüberkommt.
Zwar wird in der Serie die ein oder andere politische Spitze und Gesellschaftskritik eingestreut, im Grunde bleiben die sechs Stunden TV-Reise um die Erdkugel aber das bildersatte und in bunten Farben gemalte Unterhaltungswerk, das es schon immer war. Leonie Benesch, der deutsche Star der Serie, profitiert in ihrer durchaus furiosen Rolle als frühemanzipierte Reporterin von ihrem perfekten Englisch, das die rotblonde Deutsche während ihrer Schauspielausbildung an der Londoner "Guildhall School of Music and Drama" gelernt hat. Die in Hamburg geborene Schauspielerin sagt selbstbewusst, dass ihre Aussprache sogar von Engländern nicht mehr als die einer Ausländerin erkannt wird. Einer noch größeren Karriere der charismatischen 31-Jährigen stünde also nichts mehr im Weg.
Das ZDF zeigt die ersten beiden Folgen "In 80 Tagen um die Welt" nun nochmals zur späten Stunde. Nach dem Auftakt am 20. Dezember folgen die Teile drei und vier ab 23.00 Uhr einen Tag darauf. Die Fortsetzungen fünf und sechs sind dann am Donnerstag noch etwas später zu sehen (ab 23.20 Uhr). Am Freitag strahlt das ZDF dann die vorletzte Folge erst spätabends (23.15 Uhr) aus – nur, um mit dem Staffelfinale (00.00 Uhr) offiziell den Weihnachtstag einzuläuten.
Die Quoten der Erstausstrahlung 2021 sprachen für sich: Mit einem Staffel-Schnitt von 3,15 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern lag es nahe, grünes Licht für eine zweite Staffel zu geben. Wann diese an den Start gehen soll, ist noch unbekannt.
In 80 Tagen um die Welt – Di. 20.12. – ZDF: 23.00 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH