"Ella Schön – Land unter": Alkohol und Kung-Fu
Ella Schön ist zurück: In zwei neuen Filmen darf Annette Frier wieder die Gerichtsreferendarin mit Asperger-Syndrom geben – mit viel Strenge und feiner Komik.
Das ZDF meint es offensichtlich mit Ella Schön und ihrer Darstellerin Annette Frier genauso gut wie ihre fiktive Film-Umgebung. Wohlwollen allenthalben – und das durchaus zu Recht. Zwei neue Ella-Schön-Episoden werden ab 3. Oktober sonntags gezeigt, drei neue Filme wurden bereits gedreht. In "Ella Schön – Land unter" (Regie: Holger Haase) muss sich die stoische Gerichtsreferendarin mit dem drollig wirkenden Asperger-Syndrom gegen die Anklage eines Strandkorb-Vermieters wehren. Der Mann behauptet, Ella habe ihn nach einem Kung-Fu-Kurs – offensichtlich betrunken – nachts umgehauen und fordert nun nicht weniger als 5.000 Euro Schmerzensgeld.
Dank ihrer treuen Freundin Christina (Julia Richter) und ihres hilfsbereiten Chefs Hans Kollkamp (Rainer Reiners) wird Ellas kniffliche Lage schließlich zum Guten gewendet. Dabei sah Ella schon ihre künftige Anwaltskarriere gefährdet. Auch sonst geht es rund um die autistische Referendarin recht chaotisch zu. Bei Freundin Christina zieht nach vielen Jahren unvermittelt deren alter Freund Nils (Marc Ben Puch) für "ein paar Tage" ein. Ihr eigener Freund, der Grieche Jannis, würde sie gerne mit sich auf die Insel Tassos nehmen. Doch der gut gemeinte Vorschlag wird von Ella mit einem klaren "Nein!" beschieden. Sie schlägt stattdessen Zoom-Konferenzen aus der Ferne vor und hält gleich einen Kurzvortrag über Tassos Geschichte.
Ellas reduziertes Gefühlsleben und ihr studienrätliches Sprachverhalten, mit dem sie immer wieder verbale Schludrigkeiten auf die Schippe nimmt, zünden nach wie vor. Immer wieder werden die Mitteilungen anderer auf die Goldwaage gelegt – eine Wohltat angesichts der im deutschen Fernsehen sonst grassierenden Plapperlaune. Der Hauptdarstellerin Annette Frier merkt man an, wie sehr sie hinter ihrer Rolle steht. "Struktur, klare Abläufe, die Vorhersehbarkeit eines Vorgangs im Kleinen und Großen – das sind für Menschen mit Asperger-Syndrom wichtige Ankerpunkte", sagt sie, "für mich als Schauspielerin ist dieses Bedürfnis natürlich eine großartige Grundverabredung, die sich mit keiner anderen Rolle verwechseln lässt."
Das funktioniert prächtig, solange es nicht in küchenpsychologische Tiefen geht. Immer wieder gibt es bunte Knallbonbons in den Dialogen. Zwanghaft in jeder Hinsicht wird es erst, wenn Ellas nächtliches Kung-Fu-Fighting im Suff psychologisch begründet werden muss. Ein Fall für den Briefkastenonkel. Wem das zu viel wird, der wird dafür mit herrlichen Ferienbildern von der Ostsee, mit Sonnenuntergängen, viel Grün und sanftem Wellengang getröstet.
Ella Schön – Land unter – So. 03.10. – ZDF: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH