"Die Himmelsleiter – Sehnsucht nach morgen": Ein Blick auf das Leben im zerbombten Köln 1947






Christiane PaulDer Zweiteiler "Die Himmelsleiter" erzählt von den Herausforderungen des Lebens in Köln kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl das Szenenbild überzeugt, bleibt die Geschichte flach und klischeehaft. Der Film zeigt den Überlebenskampf der Familien Roth und Zettler und thematisiert Machtkämpfe und Schmuggel.
Gelungenes Szenenbild, spannende Zeit – aber eine flache Geschichte. So könnte man das ARD-Trümmer-Melodram "Die Himmelsleiter" zusammenfassen. Der Event-Zweiteiler (Teil zwei am Freitag, 4. April, um 20.15 Uhr, 3sat) erzählt vom Überleben im ausgebombten Köln kurz nach dem Krieg, leidet aber unter zu viel Liebelei und einem Gut-Böse-Schema wie aus dem Groschenheft.
Im Zentrum steht die Geschichte der beiden Familien Roth und Zettler. Während die aufrechte Näherin und Klavierlehrerin Anna Roth (Christiane Paul), deren Mann (Ernst Stötzner) seit 1941 als vermisst gilt, ihre drei Kinder und einen Enkel mit ehrlicher Arbeit durchbringen will, schwimmt der ehemalige Nazi-Bonze Armin Zettler (Axel Prahl) auch im neuen, noch unübersichtlichen Nachkriegssystem schon wieder als Auge auf der Fettsuppe.
Peter Zingler, geboren 1944 und einer der etablierten deutschen Krimi-Drehbuchautoren, brachte in "Die Himmelsleiter" die eigene Kindheit zu Papier. Sein Alter Ego ist der junge Paul Roth (Luis Vorbach), Sohn von Anna Roths ältester Tochter Sophie (Sarah Horváth) und Ergebnis einer kurzen Affäre mit einem nie zurückgekehrten Fronturlauber. Kinder wie Paul zog es in jener Nachkriegszeit über die "Himmelsleiter" nach Belgien, um Kupfer und Blei zu schmuggeln. Weil die verminten Waldwege ins Nachbarland höchst gefährlich waren, kamen dort immer wieder Menschen zu Tode.
Intime Klavierstunden zwischen Trümmern
Familie Roth, es gibt noch die karnevalsbegeisterte jüngere Tochter Eva (Muriel Wimmer), den halbwüchsigen Michel (Jonathan Berlin) sowie Sophies italienischen Mann (Adam Vacula), lebt in einer Trümmerwohnung. Jeder versucht seinen Teil zum Familieneinkommen beizutragen. Alles ist knapp, aber man lebt und hilft sich. Das Szenario ist in pastellenem Braun gehalten, doch auch Hoffnung, Lachen und eben etwas zu viel Liebe(lei) regieren hier. So lernt die junge Oma Anna den netten Bauern Josef Halfen (Henning Baum) kennen. Der hat nicht nur Essen über, sondern auch eine Scheune voller Musikinstrumente. Weil Anna Klavier spielt und der stramme Bauer es lernen will, gibt es bald intime Klavierstunden zwischen Trümmern. Derart altbacken und plump sind leider einige Ideen.
Auch die "böse" Familie Zettler nervt ein wenig. Multi-Unternehmer und Strippenzieher Armin Zettler, von Axel Prahl als feist überdrehter Schmierlappen angelegt, regiert Familie und Zuarbeiter mit eiserner Hand. Während Sohn Gerhard (Lucas Prisor) dem Vater hörig ist, erlauben sich Sohn Bruno (Lucas Reiber) und Tochter Gerda (Sina Tkotsch) hier und da eine abweichende Meinung. Ehefrau und Mutter Hermine Zettler (Teresa Harder) ist eine der wenigen Figuren, die über recht lang erscheinende 180 Minuten so etwas wie eine Entwicklung durchmachen. Als Annas traumatisierter Mann Adam überraschend doch noch aus einem Arbeitslager nach Köln zurückkehrt, eskaliert das Geschehen an mehreren Fronten.
Soap in ziemlich schicken Trümmern
Nach "Das Zeugenhaus" und "Tannbach" war "Die Himmelsleiter" 2015 das dritte große Fernsehstück zum damals 70 Jahre zurückliegenden Kriegsende, der deutschen "Stunde Null". Zwar werden die Themen der Zeit "vorgeführt", der Überlebenskampf mit Klauen, Hamstern und Tauschwirtschaft, das Machtvakuum und die Auseinandersetzungen der Deutschen kurz nach Zusammenbruch der Nazi-Herrschaft, eine echte Beziehung kann man allerdings zu den Figuren des Krimispezialisten Peter Zingler nicht aufbauen. So hinterlässt "Die Himmelsleiter" unter der Regie von Carlo Rola ("Krupp – Eine deutsche Familie") am Ende das Gefühl, als hätte man eine Soap gesehen, nur mit besseren Darstellern und in ziemlich schicken Trümmern.
Die Himmelsleiter – Sehnsucht nach morgen – Fr. 28.03. – 3sat: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH