ARTE zeigt Director's Cut von 'Die Blechtrommel'
Volker Schlöndorffs Verfilmung von Günter Grass' 'Die Blechtrommel' wurde 1979 mit dem Oscar ausgezeichnet. Nun zeigt ARTE den 20 Minuten längeren Director's Cut des epochalen Werks zur Montagsprimetime.
Mit der Nazi-Zeit setzte sich Volker Schlöndorff des Öfteren auseinander. "Die Blechtrommel" aber, seine geniale Verfilmung des Bestsellers von Günter Grass, bleibt sein Meisterwerk. Der Film aus dem Jahr 1979 war der erste deutsche Beitrag, der mit dem Oscar als bester nicht englischsprachiger Film ausgezeichnet wurde. Auch an der Croisette feierte man Schlöndorffs Werk: In Cannes gewann "Die Blechtrommel" zusammen mit Coppolas "Apocalypse Now" die Goldene Palme. ARTE wiederholt den längeren Director's Cut des epochalen Werks nun zur Montagsprimetime.
In der Adaption nach Günter Grass' Roman geht es um das Leben des Oskar Matzerath (David Bennent) – von seiner Geburt im Jahre 1924 in Danzig bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Alter von drei Jahren beschließt der Junge, nicht mehr größer zu werden, weil er nicht der Welt der Erwachsenen angehören will. Mithilfe einer Blechtrommel und eines unglaublichen Stimmvolumens tyrannisiert er seine Eltern und protestiert zugleich auf seine Weise gegen eine mit dem Faschismus immer stärker sympathisierende Umwelt. Oskar stört Naziaufmärsche, bringt seine beiden möglichen Väter ins Grab und schwängert obendrein seine spätere Stiefmutter (Katharina Thalbach). Ein höhnischer Winzling, der die Welt auf den Kopf zu stellen vermag.
Nichts von seiner Kraft verloren
Bis zu Schlöndorffs Meisterwerk galt die Romanvorlage von Grass aus dem Jahre 1959 als unverfilmbar. Ein Problem stellte dabei vor allem die kleinwüchsige Hauptfigur dar, deren Verkörperung dann durch den damals zwölfjährigen David Bennent große Anerkennung fand.
Der Regisseur stellt mit seinem Film aus der Sicht eines sich verweigernden wütenden Kindes dar, wie sich der Faschismus langsam anbahnt und immer weitere Kreise zieht. Dieses "sehr deutsche Fresko" (Schlöndorff) hat auch dank seiner historischen Einbettung und zugleich surrealen Überhöhung bis heute nichts von seiner Kraft verloren.
Weil der Mietvertrag für die alten Filmrollen auslief, setzte sich Regisseur Volker Schlöndorff 2010 noch einmal an den Schneidetisch und arbeitete das Meisterwerk in eine neue Fassung um. 20 Minuten hat er seinem Film hinzugefügt, der als Director's Cut den Vorstellungen entspricht, die er schon vor fast 40 Jahren hatte. Die neuen Szenen arbeiten den komplexen Kontext, in dem "Die Blechtrommel" spielt, genauer heraus. Die Figuren werden greifbarer – und Schlöndorff, der 2020 zudem eine restaurierte 4K-Fassung seines Klassikers in die Kinos brachte, macht die Ambivalenz der Charaktere sichtbarer.
Die Blechtrommel – Mo. 22.07. – ARTE: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH