Doku über den "Riehl-Prozess"

"Aufstand im Bordell – Frauenhandel um 1900": Ein finsteres Kapitel der Geschichte

11.09.2024, 09.51 Uhr
von Hans Czerny

Als die 17-jährige Marie König 1902 vor ihrem Vater flieht, wird sie in ein Wiener Bordell gelockt. Der Film von Stefan Ludwig beleuchtet ihre Ausbeutung und den darauf folgenden Riehl-Prozess.

ARTE
Aufstand im Bordell – Frauenhandel um 1900
Doku

Frauenhandel und Zwangsprostitution sind keineswegs ein Übel unserer Zeit. Im Wien des Jahres 1902 wird die 17-jährige Arbeitertochter Marie König, die vor ihrem prügelnden Vater fliehen will, von einer Agentin in ein Bordell gelockt. Anders als erhofft, landet sie nicht in einem Luxusleben mit Fiakerfahrten und seidenen Kleidern. Sie kommt hinter verschlossene Türen, wo sie Ausbeutung und Gewalt erfährt. Erst Jahre später, 1906, als sie sich einem Journalisten anvertraut, kommt ihr Fall an die Öffentlichkeit. Im "Riehl-Prozess", damals der größte Bordellprozess Europas, wird die Bordellbetreiberin ("Madame Riehl") angeklagt. Der Film von Stefan Ludwig (ARTE / NDR) beleuchtet nicht nur die Lebensumstände der damaligen Freudenmädchen im Wien Sigmund Freuds, sondern auch die Rolle einer korrupten Polizei.

Doch nicht nur in Wien grassierte zu Zeiten der Belle Epoque die Prostitution. Frauen aus Osteuropa wurden bereits damals unter falschen Versprechen in alle Welt gelockt, um dann ein Leben als Prostituierte zu führen. Der Hamburger Hafen diente dabei häufig als Umschlagplatz. Anlässlich der Zwangsprostitution in Auswandererländern wie Amerika, Argentinien oder Brasilien wurden immerhin bald Debatten darüber geführt, ob Zwangsprostituierte als Opfer zu betrachten seien oder einfach "Flittchen" genannt werden könnten. Oft begehrten aber die Frauen auch selber auf und begrüdeten – wie in Brasilien – eigene Vereine und verbesserten so ihre Situation. Ein spannender und durchaus erhellender Blick auf ein finsteres historisches Kapitel.

Aufstand im Bordell – Frauenhandel um 1900 – Di. 10.09. – ARTE: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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