'Zeigefinger-Kultur'

Oliver Wnuk glaubt, dass "Stromberg" heute Proteste auslösen würde

29.07.2024, 13.19 Uhr

Oliver K. Wnuk, bekannt aus der Büro-Sitcom 'Stromberg', äußert sich kritisch über die heutige 'Zeigefinger-Kultur'. In einem Interview erklärt er, warum er glaubt, dass die Serie heute nicht mehr ohne Widerspruch laufen könnte.

Fünf Staffeln lang mutierte der Schauspieler Christoph Maria Herbst zum berühmtesten Büro-Ekel der Nation. Als chauvinistisch-verlogener Horror-Chef "Stromberg" sammelte er zwischen 2004 und 2012 etliche Preise ein und die Zuneigung einer treuen Serien-Fanschar gab es oben drauf. Sehr alt ist dieses Stück deutsche Fernsehgeschichte noch nicht. Und doch glaubt ein anderer "Stromberg"-Star, dass die Sitcom heute so nicht mehr widerspruchsfrei laufen könnte.

In einem Kurzinterview, welches das ZDF anlässlich der Ausstrahlung der Kinokomödie "Alle nicht ganz dicht" führte (Donnerstag, 26. September 2024, 20.15 Uhr, und schon jetzt in der ZDF-Mediathek), blickt Oliver Wnuk auf die neue aber auch die alte Rolle. In der "New Work"-Satire spielt Wnuk den aalglatten Juniorchef eines Versandhauses. Bei "Stromberg" hingegen war er der untermotivierte Büro-Macho Ulf Steinke.

"Ich habe das Gefühl, dass es dafür heutzutage mehr Protest geben würde"

Gesellschaftlich habe sich seit den Tagen der ProSieben-Sitcom "einiges" getan, meint Wnuk. "Ich weiß aber nicht, ob es sich zwangsläufig zum Besseren verändert hat." Der 48-Jährige kritisiert: "Vom Gefühl her würde ich sagen, leben wir eine 'Zeigefinger-Kultur'. Die Menschen grenzen sich und ihre Art zu leben sehr ab, tragen sie paradoxerweise jedoch gleichzeitig sichtbar und vermeintlich selbstbewusst nach außen, um sie gleichzeitig vor jeder Art Angriff, auch wenn es sich dabei um Komik handelt, zu verteidigen."

Der komisch-kritische Ansatz der Serie, fürchtet Wnuk, würde heute nicht mehr verstanden: "Wenn unsere Figuren bei 'Stromberg' Randgruppen aufs Korn genommen haben und sich damit aber eigentlich selbst degradierten, habe ich das Gefühl, dass es dafür heutzutage mehr Protest geben würde." Menschen hätten "vielleicht eher das Bedürfnis, sich mehr zu schützen. Das macht es der Komik und denen, die davon leben mögen, schwerer dazwischen zu grätschen."

Die Serie "Stromberg", erdacht und produziert von Autor Ralf Husmann, wurde unter anderem mit dem Grimme-Preis, dem Deutschen Fernsehpreis und mehrfach mit Deutscher Comedypreis augezeichnet. Für den Sender ProSieben war die Brainpool-Produktion über viele Jahre trotz überschaubarer Einschaltquoten ein Aushängeschild. Sie basiert auf der nicht minder politisch inkorrekten britischen Serie "The Office" von Ricky Gervais. 2014 kam ein per Crowdfunding produzierter "Stromberg"-Film ins Kino.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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