Nationalspielerin Sophia Kleinherne über "ehrlichen Fußball": "Mir ist kein weiblicher Neymar bekannt"
Aktuell sind die DFB-Frauen laut einer Umfrage beliebter als ihre männlichen Fußball-Kollegen. Warum ist das so? Kurz vor der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland hat Nationalspielerin Sophia Kleinherne diese Frage in einem Interview beantwortet. Ein Grund: Man sei "nahbarer" als die männlichen Fußballer.
Am 20. Juli startet die Frauenfußball-WM in Australien und Neuseeland und die DFB-Frauen dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen. Rund um solche Turniere werden die Damen gerne mit der Männer-Nationalelf verglichen – so auch in der August-Ausgabe des "Playboy" (ab 13. Juli): Nationalspielerin Sophia Kleinherne von Eintracht Frankfurt bekommt unter anderem die Frage gestellt, warum eine Mehrheit der Deutschen laut einer Umfrage die Frauen-Nationalmannschaft sympathischer findet als die Männer. "Da kommen mehrere Faktoren zusammen", glaubt die Eintracht-Verteidigerin. Der vermutlich wichtigste: "Wir wollen Fan-Nähe und leben Fan-Nähe."
Mit "ehrlichem Fußball" begeistern
Kleinherne im Gespräch mit dem Männermagazin: "Zum einen merken neue Zuschauer, dass wir leidenschaftlich und motiviert Leistung auf höchstem Niveau liefern." Zum anderen sei über die Spielerinnen nicht so viel bekannt wie bei den Männern, "die ständige mediale Präsenz" hätten. "Letztlich sind wir auch nahbarer." Aufgrund der Gegebenheiten könne man eine andere Nähe zu den Fans zulassen als die männlichen Fußballer – auch wenn sie das nicht als Kritik an den Kollegen verstanden wissen will. "Volle Stadien sind bei uns keine Selbstverständlichkeit, genauso wenig, wie auf der Straße erkannt zu werden", erklärt die 23-Jährige.
Außerdem habe man es geschafft, mit "ehrlichem Fußball" zu begeistern. Was sie darunter verstehe? "Mir ist kein weiblicher Neymar bekannt. Ich kenne zum Beispiel keine Spielerin, die zwei oder drei Minuten liegen bleibt (lacht)." Kleinherne beteuert, "dass wir wirklich in jeder Sekunde des Spiels immer mit vollem Herzen dabei sind". Und: "Wir erwarten nicht nur, dass die Zuschauer für uns da sind, wir sind auch für sie da."
"Solche Spiele, dramatisch und auf höchstem Niveau, sind keine Einzelfälle mehr"
Zur immer noch weit verbreiteten Meinung, Männerfußball sei attraktiver als Frauenfußball, erklärt die Nationalspielerin: "Ich glaube, es gibt keine Basis mehr, auf der so was noch argumentiert werden kann." Jeder, der anders denke, solle sich das Champions-League-Finale zwischen Wolfsburg und Barcelona noch einmal ansehen. "Solche Spiele, dramatisch und auf höchstem Niveau, sind keine Einzelfälle mehr." Ihre Meinung: "Die Leute, die den Frauenfußball nach wie vor kritisieren, gucken einfach durch eine komplett falsche Brille – oder schauen gar nicht zu und urteilen einfach aus verstaubten Vorurteilen heraus." Grundsätzlich spricht sie sich aber gegen sportliche Fußball-Vergleiche der Geschlechter aus.
Mit Blick auf die Favoritenrolle der DFB-Frauen bei der WM in Australien und Neuseeland sagt sie im "Playboy"-Interview: "Wenn man zu den Top-Mannschaften in Europa zählt, hat man auch die Chance, ganz oben bei einer Weltmeisterschaft mitzumischen." Ein Selbstläufer werde es jedoch auf keinen Fall – "zumal einige Spielerinnen in den Vereinen echt intensive Wochen hinter sich haben".
Das ZDF zeigt das WM-Auftaktspiel der Frauen-Nationalmannschaft gegen Marokko am Montag, 24. Juli, ab 10.30 Uhr live.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH