"Wolfsland – Der steinerne Gast": Die Suche nach dem dritten Mann
Zwei Skelette werden in einem alten Keller entdeckt. Eines stammt aus dem 16. Jahrhundert, doch das andere ist ziemlich frisch. Doch im dritten Teil der "Wolfsland"-Reihe haben die Kommissare mehr mit anderen Dingen zu kämpfen.
Was tun, wenn sich der Gebrauchskrimi schwerlich neu erfinden lässt? – Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser tauchen mit ihrem Drehbuch tief ins Görlitzer Lokalkolorit ein und lassen ihre Kommissare geradezu psychisch hyperventilieren. In der dritten Folge (2018) ihrer "Wolfsland"-Reihe im Ersten (ohne Wölfe, wohlgemerkt) mit dem Titel "Der steinerne Gast" – gemeint ist hier eine Kneipe – herrscht kein Mangel an historischem Lokalwissen und an mentalen Gebrechen bei den Ermittlern Burkhard "Butsch" Schulz (Götz Schubert) und Viola Dellbrück (Yvonne Catterfeld). Unter alten Dielen werden Tote geborgen, die Kommissarin wird immer noch von ihrem stalkenden Ex-Mann behelligt, und Butsch leidet ausdauernd an den turnusmäßig wiederkehrenden familiären Schicksalsschlägen, die ihn bisher trafen.
So appetitlich der Vorspann ist mit den Stummfilm-Altstadtfassaden, den jammernden Türen und der aus dem Schlummer jäh aufschreckenden Kommissarin auch sein mag, so quälend nimmt sich doch die Geschichte der ewig von ihrem durchgeknallten Ex verfolgten Kommissarin aus. Butsch hängt sich da immer dermaßen rein, um sie zu schützen, dass er selbst schon wie ein Stalker wirkt. Dass sich die Kommissarin aber auch selbst ganz gut verteidigen kann, nimmt er wahr, als er – unter einem Hotelbett versteckt – den unliebsamen Verfolger belauscht. Humor versucht im dritten Film wiederum der kumpelhaft sächselnde Spurensicherer Jakob Böhme (Jan Dose) zu verbreiten. Mit einem soeben ausgebuddelten Kochenmann aus der "Tuchmacherverschwörung von 1527" hält er denn auch einen besonderen Trumpf in den Händen. Nicht nur, dass er das Skelett einfallsreich den "Götzi von Görlitz" nennt, er verspricht auch, mithilfe des Knochenhaufens den Stammbaum des Kommissars bis ins späte Mittelalter zurückzuverfolgen.
Doch es gibt neben Götzi noch ein zweites, weit jüngeres Skelett. Butsch findet heraus, dass es zu einem Gangster gehörte, der vor fünf Jahren mit zwei anderen einen Juwelierladen überfiel. Der Juwelier hatte beim Überfall den Gangster erlegt, die Mittäter waren geflohen, er selbst aber auch verblichen. Einer der Täter will nach der Entdeckung fliehen – und wo bleibt der Dritte, hier immer nur "der dritte Mann" genannt, offensichtlich der Drahtzieher des Raubüberfalls? Dass der Zuschauer bald die Perspektive dieses Dritten einnehmen darf, belebt den eher müden Fortgang des Geschehens leider wenig.
So bleiben die Psychospiele zwischen Kommissar und Kommissarin in der Regie Max Zählers doch der Kern des grotesken Krimis. Die Aufklärungsarbeit fällt besonders Viola geradezu in den Schoß. In den besseren, weil trockenen Momenten werden Yvonne Catterfeld und Götz Schubert zu Ironie-begabten Comicfiguren, die sich selbst und ihren monströsen Fall auf die Schippe nehmen. All dem aber setzt der im Dezember 2019 verstorbene Wolfgang Winkler vom Hallenser "Polizeiruf" in einem letzten Cameo-Auftritt noch eins drauf, wenn er als Wirt des "Steinernen Gastes" die recht banale Schurkengeschichte in knappster Form noch einmal Revue passieren lässt.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH