Für diesen Film brach Denzel Washington seine Regel
Denzel Washington ist als Robert McCall zurück und sorgt in "The Equalizer 2" wieder auf seine eigene Art für Gerechtigkeit. Kann der Film, den ProSieben erstmals im Free-TV läuft, mit dem bärenstarken ersten Teil mithalten?
Lange war es ruhig um den 65-Jährigen, 2021 soll Denzel Washington endlich wieder auf der Leinwand zu sehen sein. Im Crime-Thriller "The Little Things" sowie der Joel-Coen-Verfilmung von Shakespeares "Macbeth" übernahm er jeweils die Hauptrolle. Zuletzt sah man Washington 2018 in "The Equalizer 2" im Kino. Während Teil eins durch eine spannende, wohlgeformte Geschichte und einen erstklassigen Hauptdarsteller überzeugte, glänzt die Fortsetzung, die ProSieben nun als Free-TV-Premiere zeigt, zwar immer noch mit einem gewohnt guten Denzel Washington, bleibt aber deutlich hinter ihrem Vorgänger zurück. Das liegt vor allem an der recht gewöhnlichen Story des Actionfilms mit dem Fokus auf Rache und Selbstjustiz.
Robert McCall (Washington) arbeitet inzwischen nicht mehr in einem Baumarkt, sondern verdient sich sein Geld als Lyft-Fahrer. Der Mann, der früher Mitglied einer Spezialeinheit war, kümmert sich aber auch um die Menschen in seinem Viertel – und das nicht nur als freundlicher Nachbar von nebenan. Er sorgt für Gerechtigkeit, notfalls mit Gewalt. McCalls Leben verläuft in ruhigen Bahnen, bis er von einem Moment auf den anderen zurück in seine früheren Kreise katapultiert wird und erneut zum knallharten Killer werden muss. Denn seine ehemalige Vorgesetzte und Freundin Susan Plummer (Melissa Leo) wurde ermordet und nur er ist in der Lage aufzuklären, was wirklich passiert ist.
Zuvor hatte sich Denzel Washington noch nie zu einer Fortsetzung überreden lassen. Doch für "The Equalizer" machte er eine Ausnahme und arbeitete erneut mit Regisseur Antoine Fuqua zusammen. Das Erfolgsduo hatte bereits zuvor drei Filme gemeinsam gedreht, darunter "Training Day", für den der Schauspieler 2002 einen Oscar bekam. Auch in "The Equalizer 2" spürt man, dass Fuqua und Washington harmonieren und ein Gespür für das Wesentliche haben. Häufig fühlt sich "The Equalizer 2" nicht wie ein Sequel, sondern wie ein eigenständiger Film an. Das ist durchaus positiv, wirft aber trotzdem die Frage auf, warum überhaupt eine Fortsetzung des Blockbusters sein musste.
Denn Teil zwei hat eine ganz andere Geschwindigkeit. Der erste Film nahm sich noch die Zeit, Charaktere herauszustellen, sie zu formen und eine Verbundenheit herzustellen, während sich Fuqua nun vermehrt auf Action konzentriert. Zwar werden immer noch Geschichten von Menschen in Roberts Leben erzählt, allerdings eher oberflächlich – Der Fokus liegt klar auf seiner Rache an den Mördern seiner Freundin. Einzig seine Beziehung zu dem jungen Miles (Ashton Sanders) sorgt für ein wenig Tiefgang.
Ansonsten wirkt diese Fortsetzung oft wie ein klischeehafter Selbstjustiz-Streifen. Dass sich hier Actionszenen dicht an dicht reihen, mag für Liebhaber von schnellen und brutalen Szenen durchaus Spaß machen, nervt aber denjenigen schnell, der sich auf die grandiose Inszenierung von McCalls Fertigkeiten gefreut hat, die diesmal deutlich sparsamer eingesetzt werden.
Statt auf die Nutzung von Alltagsgegenständen als Waffen baut McCall nun mehr auf Feuerkraft. Das ist schade, denn gerade dadurch hat sich der Equalizer ausgezeichnet. Generell fühlt sich "The Equalizer 2" häufig zu übereilt an und verliert dadurch den Fokus. Doch gerade den hätte es bei der Geschichte mit den lose verbundenen Strängen gebraucht. Dem ohne Frage soliden Actionfilm hätte es gutgetan, nicht zu sehr auf die schon so oft gesehenen Elemente zu setzen und sich stärker auf die Erfolgsformel des ersten Teils zu konzentrieren. Warum sich Denzel Washington ausgerechnet hier zum ersten Mal zu einer Fortsetzung überreden ließ, bleibt schleierhaft.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH