"Ich bin Greta": Ikone und Hassfigur


Der schwedische Filmemacher Nathan Grossman hat Greta Thunberg von ihrem ersten Schulstreik bis zu ihrer Atlantiküberquerung im Segelboot begleitet.
Die meisten Filmemacher hoffen, dass das Publikum das Kino glücklich verlässt. Aus seinem Film hingegen, sagt Regisseur Nathan Grossman, gehe man hoffentlich frustriert wieder nach Hause. Frustriert über die Politik, die noch immer nicht genug tue im Kampf gegen den Klimawandel, frustriert, wie es Greta Thunberg immer wieder sei, wenn sie sich dieselben leeren Worte wieder und wieder anhören müsse. Grossman hat einen Dokumentarfilm über Greta Thunberg gedreht, den sich der US-Streamingdienst Hulu exklusiv gesichert hat. In Deutschland, wo Hulu noch nicht verfügbar ist, kam "I am Greta" kurzzeitig in die Kinos, jetzt ist der Film bereits im Fernsehen.
Überlebensgroß predigte die heute 17-Jährige also von der Leinwand. Und das, obwohl sie sich stets ja immer selbst nur als kleinen Teil von etwas viel Größerem sieht: dem Kampf gegen den Klimawandel, diese gewaltige Bedrohung unserer Zeit. Bereits einen Monat nach seiner Kinopremiere zeigt das Erste den Film unter dem deutschen Titel "Ich bin Greta" nun im Rahmen der ARD-Themenwoche "#WieLeben" zu später Stunde als Free-TV-Premiere.
Der Schwede Grossman hat Thunberg bereits begleitet, als noch nicht abzusehen war, zu welch Ikone das Mädchen aus Stockholm werden würde. Thunberg, sagt er, sei ihm schon aufgefallen, als sie noch recht unbeachtet von den Medien vor dem schwedischen Reichstag saß und für einen entschlossenen Kampf gegen den Klimawandel streikte.
"Wir blieben im Hintergrund und dachten, wir könnten ein, zwei Tage filmen und gucken, was passiert", erklärt Grossman in den Pressenotizen zu seinem Film. "Zunächst war es schwer zu sagen, ob Greta eine führende Rolle innerhalb der Protestbewegung einnehmen würde oder ob der Film eher von der Bewegung als solcher handeln sollte." Irgendwann aber war klar: Da passiert etwas ganz Großes, und mittendrin ist Greta Thunberg.
Seitdem ist Grossman mit seiner Kamera an Thunbergs Seite geblieben. Er hat sie begleitet bei ihren unzähligen öffentlichen Auftritten – etwa vor dem Europäischen Parlament – und hat mit ihr, im Herbst 2019, in einem Segelboot den Atlantik überquert. Dabei hat er nicht nur erlebt, wie die Gefahren des Klimawandels immer mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt sind – "Ich bin Greta" ist auch die Geschichte einer jungen Frau, die völlig unvermittelt zum Idol – und zur Hassfigur – von Millionen Menschen weltweit geworden ist. "Ich hoffe", sagt sie, "jeder, der den Film sieht, kann letztlich verstehen, dass wir Jugendlichen nicht einfach aus Spaß an Schulstreiks teilnehmen. Wir protestieren, weil wir keine andere Wahl haben."
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH