"Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe"

Erotikthriller mit züchtiger FSK-12-Freigabe

von Martin Heller

Erstmals läuft der zweite Teil der Erotik-Drama-Reihe "Fifty Shades of Grey" im Free-TV. Um ihn um 20.15 Uhr zeigen zu können, hat RTL ordentlich gekürzt.

RTL
Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe
Erotik-Drama • 07.04.2019 • 20:15 Uhr

Ein zigfacher Millionenbestseller war die "Shades of Grey"-Trilogie bereits in Buchform. Irre Social-Media-Reaktionen und über viereinhalb Millionen Kinobesucher alleine in Deutschland sprachen dann auch bei der Verfilmung des ersten Teils (2015) der Erotik-BDSM-Romanze für sich. Die Kritiker hatten viel zu mäkeln – das Publikum ließ sich davon offenbar wenig beeindrucken. Nun hat RTL den zweiten Teil, "Fifty Shades Of Grey – Gefährliche Liebe" (2017), als TV-Premiere zur besten Sendezeit im Programm. Was wie schon bei der Ausstrahlung von Teil eins am vergangenen Sonntag bedeutet: Der eigentlich ab 16 Jahren freigegebene Film wurde zu Gunsten der Prime-Time-Ausstrahlung stark gekürzt, um eine züchtige FSK-12-Freigabe zu erhalten ...

Zur Erinnerung: Der Milliardär Christian Grey (Jamie Dornan) hat die unschuldige, schüchterne Anastasia Steele (Dakota Johnson) verführt und ihr einen Einblick in seine BDSM-Vorlieben gegeben. Als seine "Sub", also in der sexuellen Rolle der Unterworfenen, wollte er sie haben, geregelt per Vertrag. Keine Romantik, nur Sex. Und bei Vertragsbruch: Bestrafung. Wie so eine Bestrafung aussieht, zeigte Christian seiner Gespielin am Ende des ersten Teils – mit sechs Schlägen mit einem Gürtel. Schockiert und angewidert verließ sie den Raum ...

Der zweite Teil hätte nun wenig Sinn, würden Ana und Christian nicht wieder zusammenfinden. Und so geht's auch in der Handlung Schlag auf Schlag voran. Für Ana beginnt nach dem Studium ein völlig neuer Lebensabschnitt. Sie tritt einen Job als Assistentin in einem Verlagshaus an, wo ihr Vorgesetzter Jack Hyde (Eric Johnson) ihr bald schon an die Wäsche will. Dem hochgradig eifersüchtigen Christian gefällt das natürlich gar nicht.

Kim Basinger schlüpft wieder in die Rolle der Verführerin

Er findet Wege, um den Nebenbuhler aus dem Weg zu schaffen (Verlagshaus kaufen, natürlich), macht sich damit aber auch einen nicht zu unterschätzenden Feind. Doch auch Ana nimmt Anstoß an Christians Bekanntschaften: Sie trifft auf Elena (Kim Basinger, die schon 1986 in "9 1/2 Wochen" filmische BDSM-Erfahrungen sammelte), die Christian im zarten Alter von 15 Jahren ver- und in die BDSM-Welt einführte.

Jede Menge Konfliktpotenzial also – auch im Inneren der Figuren. Und vor allem viele Fragen: Was ist eigentlich in Christians Kindheit passiert, wer war seine Mutter, warum lässt er sich nicht überall berühren? Doch es ist ein anderer Faktor, der dem Film mehr Tempo und Inhalt gibt als dem ersten Teil: Ana wird von einer mysteriösen Frau verfolgt ...

Das Hauptaugenmerk liegt jedoch weiterhin auf Toys, Rollenspielchen und dem Überschreiten sexueller Grenzen. Und genau hier kommt sich der Film selbst in die Quere. Die Unverblümtheit, mit der der Romanleser die Sexszenen geschildert bekam, konnte der Film schon in der FSK-16-Kinofassung nicht bieten – in der jugendfreien 20.15-Uhr-Version gibt es natürlich noch viel weniger zu sehen.

Auch fällt es dem neuen Regisseur James Foley schwer, die Emotionen zum Zuschauer zu transportieren. Oft gibt es überflüssige Dialogzeilen, teilweise mit Fremdschämcharakter. Dort, wo es tatsächlich Fragen zu klären gäbe, fehlt dieser Enthusiasmus zum Reden: Die Thrillerelemente verblassen und werden in den schönen Bildern und dem poppigen Soundtrack ertränkt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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