"Danowski – Blutapfel": Dieser schrullige Kommissar macht Spaß
Im Elbtunnel explodiert in einem Stau eine Bombe. Adam Danowski, Kriminalkommissar beim Hamburger LKA, wird mit den Ermittlungen beauftragt.
Adam Danowski, Kriminalkommissar beim Hamburger LKA, ist fortan zweifellos der spannendste Kommissar des deutschen Fernsehens. Wenn er so unwiderstehlich durch seine Brille lugt und alles mit einem kaum sichtbaren Anflug von Lächeln sagt, ist Danowski, gespielt von Milan Peschel, unwiderstehlich. Till Raether, der Autor der gedruckten Krimireihe, nach deren (zweiter) Folge der Krimi "Blutapfel" gedreht ist, hat ihm einen wunderbaren, noch in seinen Absurditäten stimmigen Charakter gegeben. Adam Danoski leidet unter Hypersensibilität. Er kann sich nur schwer auf eine Sache konzentrieren, zu viel wirkt auf ihn ein. Lange dachten er und Leslie, seine Frau (Bettina Stucky), ein Gehirntumor würde die Ursache dieser psychischen Schwäche sein.
So oder so: Adam kämpft gegen alle: die Gutmeinenden, wie die eigene Frau oder Finzi (Andreas Döhler), seinen besten Freund, der als Alkoholiker zuweilen im Koma liegt. Adam spricht im Film manchmal zu ihm wie zu einem Phantom. Der Regisseur Markus Imboden inszeniert das so, dass man sehr lange nur Adams bebrilltes Gesicht sieht, das frontal in die Kamera spricht. Adam will Finzi zurückholen in den Ermittlerjob beim LKA, und natürlich gelingt ihm das auch irgendwann. So wie Adam Danowski letztlich alles gelingt. Man darf sich nicht in ihm täuschen.
Als im Elbtunnel in einem Stau in einem Auto eine Bombe explodiert, bleibt Adam skeptisch. Ganz anders als sein schlicht gestrickter Vorgesetzter Behling (Felix Groeser), der sofort auf das Werk irgendwelcher Kiezbanden tippt und damit voreilig mehrere schwer bewaffnete Einsatzkommandos mobilisiert, um am Ende einen überraschten Pizzalieferanten vorzufinden. Klar, dass da Adam verhohlen feixt.
Oliver Wiebusch, der Tote, war ein unbescholtener Informatiker, der am Hamburger Stadtrand lebte, in einer Backstein-Geistersiedlung. Adam findet das schnell heraus. Ebenso, dass Wiebusch "die Seele der Siedlung" war, wie die zum Verhör angetretenen Nachbarn sagen. Seinen Nachbarn schenkte er Autofelgen oder er schnitt ihnen die Titel-gebenden Kunstapfelbäume zurecht, deren Früchte man "Blutäpfel" nennt. Doch warum musste Wiebusch sterben? Wurde er mit einem anderen verwechselt, wurde er Opfer eines Bandenkriegs? Ohne hier einer Lösung vorgreifen zu wollen, muss man anmerken, dass der eigentliche Plot, innerhalb dessen es noch weitere Tote gibt, einigermaßen schwächelt. Mit der Sprachlust, mit dem parodistischen Witz, den Peschel und die Drehbuchautorin Anna Tebbe ihren Figuren geben, hält die allzu verschrobene Story nicht recht mit.
Wenn sogenannte "Urban Explorer", die süchtig nach der Entdeckung unentdeckter oder vergessener Bauten sind, mit seltsamen Geheimdienstinteressen und horribler Videoüberwachung im Darknet aufeinandertreffen, schlägt die Phantasie zu viele Volten. Aber an den Bildern aus dem Hamburger Hafen (Kamera: Martin Farkas), dem erlesenen Cast und den bis in die Vorstadt-Familien hinein mit selten gesehener Sorgfalt inszenierten Szenen hat man bis zuletzt seine ungetrübte Freude. Da heißt es, auf weitere Fälle mit diesem herrlich schrulligen Herrn Danowski hoffen.
Quelle: teleschau – der Mediendienst