Ludwig Hofmaier im Porträt

"Bares für Rares": Der "Lucki" ist eine Rarität für sich

von Petra Esselmann

"Ich bin, wie ich bin", sagt "Bares für Rares"-Händler Ludwig Hofmaier, genannt "Lucki". Der Publikumsliebling der ZDF-Trödelshow handelt nicht nur mit besonderen Objekten, er ist selbst eine Persönlickeit mit einer besonderen Lebensgeschichte, der kürzlich ein dramatisches Kapitel hinzugefügt wurde.

"Mir geht es den Umständen entsprechend gut", erklärte Ludwig "Lucki" Hofmaier kürzlich per Videobotschaft auf der Facebook-Seite der ZDF-Show "Bares für Rares". "Ich bin froh, dass ich noch lebe. Gesundheitlich ist alles in Ordnung." Damit reagierte der TV-Antiquitätenhändler auf die vielen besorgten Anfragen aus der Fangemeinde, nachdem Mitte Mai ein Unglück für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Das berühmte Wohnmobil, mit dem Hofmaier von Trödelmarkt zu Trödelmarkt tourt, hatte auf der Autobahn Feuer gefangen. Anschließend waren auf einem Parkplatz an der A8 bei Weilheim an der Teck zwei Gasflaschen im Inneren des Wagens explodiert, das Fahrzeug brannte völlig aus, samt zahlreicher antiker Objekte. Ein nebenan parkender Lkw ging ebenfalls in Flammen auf, der Fahrer erlitt Medienberichten zufolge einen Herzinfarkt und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Ludwig Hofmaier und seine Frau hatten sich rechtzeitig aus ihrem Camper retten können und kamen mit dem Schrecken davon. Wie wird es nun für den Trödelhändler aus Leidenschaft ohne sein Wohnmobil weitergehen? Denn beim Blick auf das bewegte Leben des TV-Stars scheint klar: Stillstand ist nix für den Lucki ...

Kommt man als Verkäufer in der Sendung "Bares für Rares" in den Händlerraum, um ein Objekt möglichst erfolgreich zu versteigern, dann ist man wahrscheinlich nur noch halb so aufgeregt, sobald von rechts außen die sanfte Stimme mit dem kräftigen bayerischen Einschlag von Ludwig Hofmaier erklingt. Der "Lucki", wie er genannt wird, ist eine Rarität für sich. Stets trägt er eines seiner ungefähr 200 farbenfrohen Hemden ("Bunt gefällt mir. Ich suche mir gerne Stoffe aus, und meine Frau näht mir dann die Hemden. Das war schon immer so."), lobt gerne und viel ("Ein schönes Stück haben's da!") und lebt seine Gefühlslage am Händlertisch auch mal aus.

Es kann vorkommen, dass der ehemalige Turnmeister und Diskothekenbesitzer spontan auf dem Tresen tanzt, wenn ein alter Plattenspieler ausprobiert wird, oder dass er eine besondere Antiquität andächtig küsst: Eben erst geschehen, als bei "Bares für Rares" das teuerste Objekt in der Geschichte der Sendung versteigert wurde, ein diamantenbesetztes Reliquien-Kreuz mit Splittern vom Kreuz Jesu Christi und päpstlichem Siegel.

Ersteigert hat Hofmaier das Kreuz nicht (den Zuschlag in Rekordhöhe von 42.000 Euro bekam Susanne Steiger), und es war auch nicht das erste sakrale Schmuckstück, das er geküsst hat. Tatsächlich hat Lucki sogar schon persönlich den päpstlichen Segen empfangen. Das hat mit der Geschichte zu tun, wegen der Ludwig Hofmaier schon lange vor seiner TV-Karriere in der ZDF-Trödelshow berühmt geworden ist.

Auf Händen bis zum Papst

"Ich hatte in der Zeitung gelesen, dass jemand eine weite Strecke auf Händen gelaufen ist. Ich war 24 und dachte: Ludwig, das kannst du auch!" Denn schon als Siebenjähriger machte Lucki bei seinem ersten Kinderturnfest in München den ersten Platz. "Von da an war ich täglich in der Turnhalle." Er erturnte mehrere Titel, unter anderem den des Bayerischen und des Deutschen Meisters. "Ich habe über 100 Wettkämpfe gewonnen." Sein Spezialgebiet war das Laufen auf Händen. Er wanderte kopfüber von Regensburg nach München: 132 Kilometer, Weltrekord! Doch das war erst der Anfang.

"Mein Stammtisch hat mir Mut gemacht. Wir haben um 15.000 Mark gewettet, dass ich von Regensburg bis Rom auf Händen laufe. 1.070 Kilometer, durch die Alpen, über den Brenner." Drei Monate lang war Hofmaier damals unter großem Hallo in den Medien unterwegs auf seiner "Pilgerreise auf Händen", bis er schließlich kopfüber eine Runde um den damaligen Papst drehte. "Die Schweizer Garde hat mich reingelassen, die Tür aufgemacht und plötzlich stand ich vor Papst Paul VI. Ich habe seinen Ring geküsst, und er hat mich gesegnet." Ludwig Hofmaier wurde als "Handstand-Lucki" populär.

Noch zuvor war der 1,55 Meter große Sportler für den Film entdeckt worden: Im Kurzfilm "Play Harlekin" (1966) von Wendl Sorgend turnte er als Hauptdarsteller auf Händen über die Dächer von Regensburg – ohne Sicherung. Anstatt eine Artistenlaufbahn einzuschlagen, wurde Hofmaier dann aber vorübergehend Gastronom und betrieb mehrere Lokale in Regensburg. Bis er Anfang der 70er-Jahre nach Offenburg zog und sich ganz dem Handel mit Antiquitäten widmete.

Genau wie seine Turnleidenschaft pflegte Hofmaier das Trödelbusiness sehr früh. "Ich habe mich schon als Kind für alte Sachen interessiert." In einer zehnköpfigen Familie ist Ludwig Hofmaier im oberpfälzischen Saal an der Donau aufgewachsen. Im Alter von sechs Jahren fing er an zu sammeln. "Viel hab ich geschenkt bekommen. Das erste Geschenk war ein kleiner Bierkrug. Ich bin dann damit auf den Flohmarkt und hab ihn dort für 5 Mark verkauft. Das war richtig viel Geld. Damit war der Grundstein für meine Händlerkarriere gelegt."

Im Alter von inzwischen 77 Jahren ist Ludwig Hofmaier auf den Flohmärkten Deutschlands und Europas daheim, wenn er nicht gerade im Pulheimer Walzwerk bei Köln für das ZDF "Bares für Rares"-Episoden aufzeichnet. Einen Laden betreibt er nicht. Bis zu dem dramatischen Ende seines Wohnmobils vor wenigen Tagen tourte er damit etwa alle zwei Wochen von Flohmarkt zu Flohmarkt, um seine Waren dort anzubieten. "Ich bin schon immer auf Flohmärkte gegangen, hab immer gut verkauft und das 60 Jahre beibehalten." Das nötige Fachwissen hat er sich nebenbei angeeignet – und tut es noch: "Man lernt nie aus, ich habe in 60 Jahren alles abgespeichert. Man sieht ständig was Neues und lernt immer dazu. So habe ich die Erfahrungen gesammelt."

Von der Antikmesse zum Casting – oder doch nicht

Es war an seinem Stand auf der Antikmesse in Bonn, wo er eines Tages für "Bares für Rares" entdeckt wurde. "Ich wurde von einer jungen Dame angesprochen, die sagte: Wir könnten Sie brauchen. Melden Sie sich doch bei unserem Casting an." Sie bekam gleich eine Kostprobe vom Luckischen Selbstbewusstsein. Der scheint immer genau zu wissen, was er will und was nicht. Die Antwort lautete in seiner Erinnerung: "Das mache ich nicht. Wenn ihr mich wollt, dann ruft ihr mich an!" Sie wollten ihn. "14 Tage später war ich dabei."

Seit 2013 agiert Publikumsliebling Lucki mit Leib und Seele am Händlertisch. Wenn er etwas wirklich haben will, stürzt er sich ohne Rücksicht auf Verluste ins Bietergefecht und das nicht unbedingt, weil er ein gutes Geschäft wittert: wie zum Beispiel bei einem Reitbären von Steiff. Was Teddy-Expertin Sandra V. Schäfer dazu zu sagen wusste, wurde abgewürgt: "Das wollen wir gar nicht wissen! Ich will den unbedingt, weil der mir gefällt!" Die 360 Euro am Ende waren wohl gut investiert. Emotional. "Ich verkaufe nicht alles weiter. Der Reitbär steht noch immer bei mir zu Hause, und meine Enkelkinder reiten heute noch darauf mit der höchsten Freude." Als besten Deal erinnert sich Hofmaier an "eine Standuhr, eine Lenskirch mit Musik, eine ganz seltene Uhr. Bezahlt habe ich 2.500 Euro. Dafür habe ich schon fünfstellige Gebote bekommen!" Aber auch davon will der Antiquitäten-Fan sich nicht trennen: "Die gebe ich nicht her!"

Den Erfolg der Show erklärt sich der trödelerfahrene Hofmaier so: "Die Leute gehen auf den Flohmarkt und hoffen auf den großen Fund. Genau das erleben sie jeden Nachmittag bei 'Bares für Rares', meist mit einem Happy End." Könnte sein, dass er und seine "Bares für Rares"-Kollegen auch ihren Beitrag dazu geleistet haben. "Ich denke, dass die Sendung den Leuten schon ein wenig die Liebe zu den Antiquitäten zurückgebracht hat." Auch wenn immer wieder Schummel-Vorwürfe erhoben werden. Wenn Zuschauer den TV-Star auf dem Flohmarkt erkennen, werde er oft angesprochen, "dass wir zu viel bezahlen. Da sage ich immer, es ist alles real. Wir schummeln nicht." Ansonsten habe sich für Ludwig Hofmaier durch seine Popularität nicht viel verändert: "Ich bin, wie ich bin. Außer, dass ich jetzt Autogramme gebe und Fotos mit den Leuten mache."

Zuletzt bedankte sich Ludwig Hofmaier nach den Berichten über das Wohnmobil-Unglück vor allem "recht, recht herzlich" für die vielen Fragen nach seinem Wohlergehen. Er und seine Frau hofften, dass auch der Lkw-Fahrer das Krankenhaus bald verlassen könne, ließ er zuvor bereits über die Produktionsfirma von "Bares für Rares", Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH, erklären. Auf Facebook schloss Lucki: "Das Leben muss weitergehen."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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