"Angriff auf unsere Kinder"

Ermittlungserfolge und viele Hinweise nach "RTL Spezial"

Nach dem "RTL Spezial: Angriff auf unsere Kinder und was WIR dagegen machen könnten!" gingen über 7000 Anrufe im RTL-Callcenter ein. Durch die Lockvögel wurden mehrere Täter überführt..

"Karsten" schreibt eine vermeintlich zwölfjährige mit "hey Süße" an, "Heiko" erzählt, dass er regelmäßig Besuch von seiner Nichte bekommt und sich auch an ihr vergeht, und "Jens" gibt die Nummer einer Minderjährigen direkt an andere Männer mit der gleichen Neigung weiter. Es handelt sich nicht um die echten Namen der Straftäter, aber um echte Straftaten.

Das "RTL Spezial: Angriff auf unsere Kinder und was WIR dagegen machen können!" am Montagabend zeigte, wie perfide erwachsene Männer vermeintlich Minderjährige in den Chats scheinbar harmloser Portale manipulieren wollen – bis hin zur unmittelbaren Gefahr sexuellen Missbrauchs. Dabei initiierte das dreiteilige TV-Experiment mit Moderator Steffen Hallaschka offenbar bereits Ermittlungserfolge.

Die eigentlich erwachsenen Lockvögel, die äußerst jugendlich aussahen, sammelten durch ihre Aktivität im Netz und am Telefon insgesamt 90 Stunden Material und zehn Terabyte Daten, es gab in nur drei Tagen mehr als 500 übergriffige Chat-Anfragen. "Die Täter sind nicht davon ausgegangen, dass sie so einfach zu identifizieren sind", erklärte Andreas Brück von der Staatsanwaltschaft Köln gegenüber RTL. Doch selbst vorsichtige Pädophile wie "Jürgen", der unzählige Male mit unterdrückter Nummer anrief, wiegten sich zu Unrecht in Sicherheit. Nach Angaben von RTL wird bislang gegen mindestens 20 Männer ermittelt – mit steigender Tendenz.

"Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, wie groß die Gefahren für Kinder im Internet sind", fasst Steffen Hallaschka das TV-Experiment zusammen. Es sei absolut erschreckend gewesen, wie zahlreich die Übergriffe im Chat waren und wie zielstrebig die Täter dabei vorgegangen wären.

Besonders schockierend: "Viele der Männer haben keinen Zweifel daran gelassen, dass ihre sexuellen Übergriffe im Netz häufig auch eine Fortsetzung im realen Leben finden." Hallaschka bezeichnet die Manipulationen mit eindeutigen Absichten als völlig unterschätzte Gefahr. "Dieses Experiment hat bei mir wirklich Beklemmungen ausgelöst", beichtet der Journalist.

In der Sendung kamen gleich mehrere Fachleute zu Wort, welche die Geschehnisse einordneten. So erklärte Cyberkriminologe Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger, der Jugendmedienschutz in Deutschland sei äußerst kompliziert, was auch mit geteilten Zuständigkeiten von Bund und Ländern zu tun habe. Mit Diplom-Psychologin Julia von Weiler gab die Leiterin des Opfervereins "Innocence in Danger e.V." einem anwesenden Vater eines Opfers von Cybergrooming Ratschläge zum Umgang mit den Folgen der Tat. Dabei erklärte sie, wie wichtig es wäre, auf Warnsignale zu achten und sich, falls nötig, an Hilfstelefone zu wenden.

Zehn weitere Anzeigen nach Sendung

Auch im Kölner TV-Studio war ein Callcenter eingerichtet – 7.000 Zuschauer-Anrufe gingen im Laufe des Tages ein und sorgten für rund 300 weitere Datensätze so wie zehn weitere zur Anzeige gebrachte Fälle. Ein mutmaßlicher Täter sitzt in Untersuchungshaft. So berichtete ein Vater am Telefon, sein Sohn habe das Angebot bekommen, Nacktbilder auszutauschen. "Er war leider so dusselig und hat was geschickt, auch Videomaterial", erklärte der Vater gegenüber RTL. "Von der Gegenseite kam dann natürlich was zurück, was mich beim Einkassieren des Handys vor zwei Tagen sehr schockiert hat."

Bis zu 2,74 Millionen Zuschauer schalteten für das "RTL Spezial: Angriff auf unsere Kinder und was WIR dagegen machen können!" ein. Auch aus Quotensicht hat sich das Experiment offenbar gelohnt: Starke 15,8 Prozent der 14- bis 49-jährigen Zuschauer interessierten sich für das brisante Thema.

Weiter geht es am Dienstag, um 20.15 Uhr bei RTL: Dann sind die drei vermeintlich minderjährigen Schauspieler zu Gast sowie erneut ein Cyberkriminologe und ein Kinderpsychiater, die sich insbesondere den Zuschauerfragen vom Montag widmen werden.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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